Big Brother im ÖFB? Rangnicks Spielidee sollen alle umsetzen

Zwei Trainer des österreichischen Fußballteams beobachten das Training.
Der Deutsche hat sich mit Sportdirektor Peter Schöttel auf einen roten Faden verständigt. Die Nachwuchs-Teams müssen mitziehen.

Ralf Rangnick ist gekommen, um zu bleiben. Nicht nur bis zur EM 2024 in Deutschland, für die man sich qualifizieren möchte. Sollte das gelingen, verlängert sich der Vertrag des Deutschen automatisch um zwei weitere Jahre – bis zur WM 2026, und das ohne Ausstiegsklausel.

Wie wohl sich Rangnick in Österreich fühlt, zeigt die Tatsache, dass er demnächst seinen festen Wohnsitz von Baden-Württemberg an den Obertrumer See verlegt. „Ich bin super gerne hier und freue mich, nach den beiden Länderspielen in mein neues Zuhause einzuziehen und dann tatsächlich auch dauerhaft in Österreich zu leben.“

Im Idealfall wird der 64-Jährige also zumindest vier Jahre als Teamchef in Österreich bleiben. Zeit genug, um nicht nur eine Mannschaft zu coachen, sondern auch an Strukturen im Fußball zu feilen. Der jüngste Vorschlag des Teamchefs ging in Richtung Bundesliga, die er gerne von zwölf auf 16 Klubs aufstocken lassen würde. Der KURIER berichtete.

Doch Rangnick hat gemeinsam mit Sportdirektor Peter Schöttel und dessen Team auch schon Strukturen verändert, die bei den Nachwuchs-Nationalteams greifen sollen. Dass sich die einst über viele Jahre erfolgsverwöhnten Jugend-Teams des ÖFB wie zuletzt kaum für Endrunden qualifizieren, soll es künftig nicht mehr geben. Schon gar kein Ausscheiden in der ersten Runde gegen Teams aus dem Kosovo, Montenegro, Rumänien oder Lettland.

Um Struktur und Qualität zu sichern, verständigte man sich kürzlich auf eine einheitliche Spielidee vom A-Nationalteam bis zu den Nachwuchs-Nationalteams und auch bei den Frauen. Dass diese die Handschrift von Ralf Rangnick trägt, ist klar. Sprich: Die ÖFB-Teams werden künftig im Kollektiv intensiver Fußball spielen. Sowohl im Pressing gegen den Ball als auch mit dem Ball.

Trainerfrage

„Für mich ist das logisch, sonst würden ja jedes Mal, wenn ein Spieler in eine höhere Altersklasse aufrückt, andere Dinge von ihm verlangt werden“, sagt der Teamchef. Umgesetzt werden soll dies von den bewährten Nachwuchs-Teamchefs, obwohl eben diese in der Vergangenheit durchaus konträre Ideen gehabt haben. Ob es dennoch personelle Veränderungen braucht? Rangnick: „Das wird sich zeigen. Ich denke nicht, dass irgendjemand Argumente hat, etwas anderes zu machen.“

Die neue Linie sei gemeinsam erarbeitet worden. Also nicht nur mit Sportdirektor Schöttel, sondern auch mit den Nachwuchs-Teamchefs. „Es ist ein erster Schritt, dass wir uns regelmäßig austauschen und die Meinungen aller hören. Es ist nicht so, dass wir von oben herab sagen: Ihr müsst das jetzt gefällig so machen“, betont Rangnick. Aufmerksam hinsehen werde man aber allemal: „Wir werden die Spiele aller Teams beobachten und dann wird man sehen, in welche Richtung sich das Ganze entwickelt.“

Das Trainerteam der österreichischen Fußballnationalmannschaft steht auf dem Trainingsplatz.

Rangnick mit seinen Vertrauten Onur Cinel, Lars Kornetka und Peter Perchtold

Wenn Rangnick von „Wir“ spricht, meint er sich und seine engsten Vertrauten, also den Trainerstab des A-Nationalteams mit den Assistenten Lars Kornetka, Onur Cinel, Peter Perchtold und Chef-Analyst Stefan Oesen. Um den Überblick zu behalten und die direkte Kommunikation zu erleichtern, wurden drei von ihnen als unmittelbare Ansprechpartner für die Nachwuchs-Teamchefs Martin Scherb (U17),Oliver Lederer (U19) und Werner Gregoritsch (U21) zugeteilt, die im Herbst in die EM-Qualifikation starten.

Klingt nach Kontrolle und Überwachung, wenngleich das im Hause ÖFB niemand so artikulieren würde.

Was es künftig nicht mehr geben wird, ist, dass ein Trainer seinen Jahrgang von der U-15 weg bis zu einer möglichen U-20-Weltmeisterschaft begleitet. Alle zwei Jahre werden die Trainer nun gewechselt. „Durch die Umstellung des Teamchef-Zyklus bieten wir den Talenten nach zwei Jahren neue Impulse und eine neue Ansprache“, erklärt Peter Schöttel.

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