Nach einem Jahr im Amt als Teamchef hat der ehemalige Trainer von Manchester United alles gesehen im ÖFB, was er nicht ohnehin schon kannte aus seiner Ära als Sportchef bei Red Bull Salzburg, die 2012 begonnen hatte.
Auf die Frage, was besser laufen könnte im österreichischen Fußball, sagt Rangnick: „Wir haben eine Situation mit einer relativ kleinen Liga mit nur zwölf Vereinen. Die meisten anderen, auch kleinen Nationen, haben eine 16er- oder 18er-Liga. Wichtig wird sein, dass man für die nächsten Jahre einen guten Unterbau hat und möglichst vielen Spielern die Chance bietet, zum Einsatz zu kommen“, sagt der Teamchef und wagt damit einen Vorstoß in Richtung Profifußball.
Geht es nach ihm, soll die Bundesliga auf zumindest 16 Klubs aufgestockt werden. Nach dem jüngsten Schicksal des GAK umso mehr. Rangnick: „Wenn ich sehe, dass der GAK am letzten Spieltag nicht aufgestiegen ist, ist für mich vorstellbar, vier weitere Vereine mit Tradition und auch mit genug Fans aufzunehmen.“ In der Tat würden neben den Grazern auch etwa St. Pölten, die Admira, in absehbarer Zeit auch die Vienna oder die soeben abgestiegenen Rieder die Infrastruktur fürs Oberhaus mitbringen.
Niveau-Frage
Der personelle Unterbau mit aktuell 13 Nachwuchs-Akademien im Land wäre vorhanden. Allerdings stellt sich die Frage, was eine Aufstockung um vier Klubs, sprich um ein Drittel, für das sportliche Niveau bedeuten würde.
Bei der Frage nach einem etwaigen zu starken Gefälle innerhalb der Liga winkt Rangnick ab: „Es geht in erster Linie darum, dass die jungen Spieler die Chance kriegen, zu spielen. Und je früher die, mit 17 oder 18 Jahren, ihre Schritte im Profifußball machen, desto besser ist es. Mit 16 statt zwölf Klubs gäbe es vier Mal 25, also 100 Plätze mehr für Spieler zu vergeben, die jetzt in der 2. Liga spielen müssen.“
Neben einer größeren Spielwiese für Talente hat Rangnick bei seinem Vorstoß auch das Thema Attraktivität im Auge. „Mit 16 Klubs würde die Liga auch interessanter werden, als wenn du nach der Hälfte der Spiele die Punkte halbierst. Damit kann ich mich nur schwer anfreunden“, kritisiert der Teamchef auch die umstrittene Punkteteilung, die bereits mehrfach heiß diskutiert und von diversen Bundesliga-Trainern auch kritisiert wurde.
Der TV-Vertrag
Allerdings: Am aktuellen Format ist bis zum Ende der Saison 2025/’26 nichts zu rütteln. Die Punkteteilung ist gekoppelt an den TV-Vertrag, der mit Exklusivpartner Sky 2018 für zwei Mal vier Jahre abgeschlossen wurde. Der Pay-TV-Sender kämpft um seine Quoten und braucht das zusätzliche Spannungselement. In den nächsten drei Saisonen wird sich demnach nichts ändern, weder am Format, noch an der Ligagröße.
Eine Aufstockung der Liga auf 16 Klubs braucht einen Mehrheitsbeschluss unter den Vereinen, die sich das Geld aus dem Sky-Vertrag teilen. Rund 40 Millionen Euro pro Saison werden aktuell ausgeschüttet, dabei allerdings nicht gleichmäßig verteilt. Wer wie viel erhält, hängt vom Einsatz heimischer Spieler („Österreicher-Topf“) und von den Zuseherzahlen ab.
Rapid erhält jährlich einen größeren Anteil als etwa der WAC. Dass sich die Klubs darauf einigen, dass der Kuchen plötzlich unter 16 Vereinen aufgeteilt wird, ist auszuschließen. Zuerst wird die Torte größer werden müssen. Sprich: Bis 2026 und einem neuen TV-Vertrag wird sich auch Ralf Rangnick mit dem Wunsch nach einer größeren Liga gedulden müssen.
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