Kurz danach stieg der Georgier bei Vitesse aus. Seine Anteile kaufte der Russe Alexander Tschigirinski, der zum Freundeskreis von Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch gehört. Vitesse und die Londoner kooperierten zu Jordania-Zeiten miteinander. Gerüchte, dass er Abramowitsch’ Strohmann gewesen sei, begleiteten sein Engagement in Arnheim.
Loslassen konnte der Ex-Boss von Vitesse aber nicht. Im März 2014 erhielt Jordania ein dreijähriges Stadionverbot in Arnheim. Er soll einen Wutanfall gehabt und den Klubmanager bedroht haben. Kurz danach sorgte er mit einem Interview mit De Telegraaf für Aufsehen. „Ich wollte Meister werden, aber London hätte das nicht erlaubt. Es wurde uns gesagt, wir dürfen nicht mit Chelsea in die Champions League.“ Der niederländische Verband KNVB prüfte die Causa, kam aber zum Schluss, dass Chelsea kein verbotenes Mitspracherecht bei Arnheim hat.
Levan Jordania spielte übrigens damals im Nachwuchs von Vitesse. Mittlerweile ist der Mittelfeldspieler 24 Jahre alt und steht seit Montag bei den Young Violets unter Vertrag. Als Projekt, das interessant sein kann, bezeichnete Austria-Vorstand Markus Kraetschmer im TV-Sender Sky die ungewöhnliche Verpflichtung eines so alten Legionärs ohne besondere Reputation für ein Team, in dem eigentlich Talente Spielpraxis sammeln sollen.
Auch Vater Merab war einst Fußballer. In den 1980ern, als er bei Dinamo Tiflis spielte, war der Klub als Cup-der-Cupsieger-Gewinner 1981 einer der Vorzeigeklubs der UdSSR. Dort im Kader zu sein, war durchaus eine Hausnummer, auch wenn Jordania den großen Durchbruch nicht schaffte. Als Funktionär war er eine größere Nummer. Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn wurde der Georgier Vorsitzender bei Dinamo Tiflis. Bei den Transfers georgischer Teamspieler wie den Arveladse-Brüdern, Temur Kezbaia oder Giorgi Kinkladze nach Westeuropa, soll er beteiligt gewesen sein.
1998 wurde er sogar Präsident des georgischen Verbandes. Es folgten turbulente sieben Jahre. 2002 entließ er auf einen Schlag alle Mitarbeiter, 2003 machte er sich selbst für drei Länderspiele zum Teamchef. Ende des Jahres wurde Jordania dann wegen angeblicher Steuerhinterziehung verhaftet. Zu einer Anklage kam es nicht. 2009 gründete Jordania die in Moskau ansässige Investitionsfirma Mj-Georgia, die mit Fernsehrechten überwiegend in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion handelt.
Verheiratet war er mit dem Model Maka Assatiani. Ihr Vater war auch Fußballer, Trainer und Funktionär bei Dinamo Tiflis. Kachi Assatiani wurde 2002 erschossen, der Mord nie geklärt. Jordania und Assatiani haben noch einen zweiten Sohn. Kakhi Jordania wollte 2018 beim niederländischen Zweitligisten Den Bosch einsteigen. Das wurde vom KNVB allerdings untersagt.
Ob überhaupt und wenn ja, in welcher Funktion Merab Jordania künftig die Austria unterstützen wird, ist noch ein violettes Geheimnis. "Wir sind in der Zielgeraden." Konkrete Namen wollte Vorstand Kraetschmer noch nicht verraten. Tag der Entscheidung wird wohl der 25. Februar werden. Da tagt der Aufsichtsrat des finanziell gebeutelten Bundesliga-Rekordmeisters.
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