Auf den Spuren von Leicester: Wie Union Berlin die Großen ärgert

Auf den Spuren von Leicester: Wie Union Berlin die Großen ärgert
Der Außenseiter aus der Hauptstadt will am Sonntag die Tabellenspitze zurückerobern. Können Trimmel und Co. gar um den Titel mitspielen?

Mit der 40-Punkte-Marke und dem Klassenerhalt als Ziel ist Union Berlin in die Saison gestartet. Am 11. September haben die „Eisernen“ – der Name kommt daher, dass früher die Spieler des Arbeitervereins nebenbei in der Eisenindustrie tätig waren – überraschend die Tabellenspitze übernommen. Noch überraschender ist, dass sich der Hauptstadtklub dort halten kann und nach elf Runden mit 23 Punkten noch immer auf Platz eins lag. Gestern zogen die Bayern zwar vorbei, mit einem Sieg heute gegen Gladbach kann Union die neue Hackordnung aber wieder herstellen.

Bei so manchem Fan werden bereits Erinnerungen an Leicester City wach, das 2016 als krasser Außenseiter sensationell den Titel in der englischen Premier League holte. Aber wie viel Leicester steckt tatsächlich in Union Berlin? Und können die Eisernen tatsächlich den Titel holen?

Die Konkurrenz hat den Underdog mittlerweile jedenfalls voll auf der Rechnung. „Sie hauen sich einfach in alles rein und geben alles für den Sieg. Dann ist es oft so, dass das Leben dich dafür belohnt. Sie sind verdientermaßen oben dabei“, zollte kürzlich Bayern-Trainer Julian Nagelsmann Respekt. Ob Union ein ernst zu nehmender Titelkonkurrent sei? „Union gehört zu den Topteams der Liga. Und ich gehe davon aus, dass sie das die nächsten Wochen so weitermachen.“

Der Aufstieg der Berliner begann 2009, als man den Sprung in die zweite Liga schaffte – genau wie in England zur gleichen Zeit Leicester. Während die Foxes 2014 in die Premier League aufstiegen, hing Union zehn Jahre in der zweiten Liga fest. Seit 2019 ist der Klub aus dem Bezirk Köpenick aber erstklassig und verbessert sich Jahr für Jahr. Platz elf, Platz sieben, Platz fünf – und jetzt die Tabellenführung. Der größte Erfolg der Eisernen war der Gewinn des DDR-Pokals in der Saison 1967/’68, in der DDR-Liga schaffte man es nie an die Tabellenspitze.

Ein Blick auf die Spielstatistiken zeigt: Ballbesitz gehört nicht zum Erfolgsrezept von Urs Fischer. Es gibt kaum Spiele, in denen seine Mannschaft mehr Ballbesitz als der Gegner hat, beim 2:0-Sieg gegen Dortmund waren es gar nur 23 Prozent. Selbst beim 6:1-Erfolg gegen Schalke lag der Wert nur bei 41 Prozent. Nur gegen Frankfurt und gegen Bochum hatten die Hauptstädter den Ball öfter als der Gegner (jeweils 53 Prozent). Es waren die bislang einzigen Liga-Niederlage in dieser Saison.

Dafür gilt eine 1:0-Führung fast schon als sicherer Sieg – nur gegen die Bayern hat es nicht gereicht (1:1). „Wenn sie ein Tor machen, haben sie fast schon gewonnen“, weiß auch Freiburg-Trainer Christian Streich. Dortmund-Coach Edin Terzic bringt es auf den Punkt: „Jeder weiß, was sie tun, aber keiner kann es verhindern. Das ist es, was Spitzenteams ausmacht.“

Auf den Spuren von Leicester: Wie Union Berlin die Großen ärgert

Einer der Hauptdarsteller in der Hauptstadt kommt aus Österreich: Christopher Trimmel führt Union als Kapitän an – eine weitere Parallele zu Leicester. Dort gab 2006 mit Christian Fuchs auch ein ÖFB-Spieler den Außenverteidiger, nur auf der anderen Seite. Keeper in Leicester war Kasper Schmeichel, bei Union steht mit Frederik Rønnow auch ein Däne im Tor.

Sky-Experte Didi Hamann sagt: „Die Wege ähneln sich, aber in Leicester wurde schon in der 2. Liga kräftig investiert. Die Erfolgsgeschichte von Union ist noch mehr hausgemacht.“ Union Berlin ist dabei, ein Fußball-Märchen zu schreiben. Wie lange es noch dauern wird, ist offen. Bei 40 Punkten wird es aber wohl kaum enden.

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