Arnautovic: „Die Fans sind sauer, weil sie mich lieben!“

Marko Arnautovic
Der 29-Jährige ist zurück im Premier-League-Alltag. Vor dem Spiel gegen Everton verrät er, mit Fans telefoniert zu haben.

Am Samstag geht für Marko Arnautovic nach der verpatzten Nationalteam-Woche der Alltag in der Premier League weiter. Mit West Ham trifft der Wiener auf den FC Everton (18.30 Uhr).

Vor der Partie beantwortete Arnautovic dem Streamingdienst DAZN, der die Partie live übertragen wird, einige Fragen. Dabei verriet der Exzentriker u.a., nach den Schmähungen durch die eigenen Fans nach seinem verpatzten China-Transfer, sogar mit erbosten Anhängern persönlich telefoniert zu haben.

Marko Arnautovic im DAZN-Interview ...

… über die Stimmung bei West Ham nach dem gescheiterten Wechsel nach China: “Da gab es viel unnötige Aufregung wegen eines Wechsels, der dann nicht stattfand. Es gab ja nicht
nur das China-Gerücht. Es hieß, ich könnte auch bei Manchester United landen. Da kamen schon die ersten Stimmen auf, die sagten: ‘Du musst der Mannschaft treu sein. Du musst dies und das tun.’ Ich bin zu West Ham gekommen, weil der Klub ein Projekt verkörpert und weiter nach oben will. Der Klub hat viel Geld investiert, das wird sich im nächsten Jahr fortsetzen. Deshalb habe ich auch meinen Vertrag verlängert.”

… über seine Entscheidung bei West Ham zu bleiben: “Ich habe mich stundenlang mit der Familie und meiner Agentur NEXT SPORTS MARKETING beraten. Es war alleine unsere Entscheidung, zu bleiben. Dann liest man natürlich, dass Vereine die Ablösesumme nicht zahlen wollten. Das ist alles falsch. Fakt ist, dass ich den Trainer und den Präsidenten angerufen und ihnen meine Entscheidung mitgeteilt habe. Jeder schaut auf Social Media und glaubt die Dinge, die dort kursieren.”

... über schwierige Monate nach dem gescheiterten Wechsel: “Wenn es nicht so gut läuft, dann heißt es schnell: ‘Der Arnautovic will nicht mehr für uns spielen.’ Es ging alles ganz schnell: Ich verwandelte mich vom Fan-Liebling zu einem Spieler, der von einzelnen Fans gehasst wird. Ich akzeptiere das.”

… über seine Reaktion auf die Beleidigungen: “Wenn ich bei West Ham ein Ergänzungsspieler wäre und nach China wechseln wollte, würde keiner etwas dagegen sagen. Dadurch, dass ich als Führungsspieler über das Angebot aus China nachdachte, wurde ich plötzlich zu einem schlechten Menschen. Einen Tag bist du top, am nächsten aber schon ein Flop - für jeden. Daher suchte ich den Kontakt zu einigen Fans und rief sie an. Ich kann keine 60.000 Menschen anrufen, dann wäre ich in zwei Jahren noch nicht fertig. Aber ich suchte mir eine Handvoll Fans raus, die mir untergriffige Nachrichten auf Instagram schickten, und fragte sie nach ihrer Nummer um mit ihnen zu sprechen. Ich glaube, das hat noch kein Spieler der Welt getan. Sie konnten es zunächst nicht glauben.”

… über die Telefonate mit den Fans: „Ich sagte ihnen meine Meinung, sinngemäß: ‘Hör zu, ich bin ein Mensch - genauso wie du. Und ich respektiere dich, genauso wie ich will, dass du mich respektierst. Und jetzt kannst du mir all die schlimmen Dinge sagen, die du mir geschrieben hast.‘ Und ich stellte ihnen eine zentrale Frage: ‘Was machst du, wenn du in deinem Job ein besseres Angebot bekommst? Lehnst du sofort ab?‘ Sie haben die Frage verneint. Sie zeigten Verständnis für die Situation. Es ist nicht in die Welt hinausgegangen, dass ich die Leute angerufen habe. Die Fußballwelt ist verrückt, da muss man die Balance halten.“

… über kolportierte Differenzen in der Kabine: “Das ist völliger Unsinn. Ich hatte mit keinem Spieler Stress. Sie wissen ja auch, wie dieses Fußballbusiness funktioniert. Mir wurde vorgeworfen, ich hätte mich geweigert, zu spielen. Das ist einfach nicht wahr und eine komplette Lüge. Es war die Entscheidung des Trainers, mich nicht in den Kader aufzunehmen. Aber ich war es, der die  ganzen negativen Nachrichten bekam. Einzelne Fans forderten meinen Rauswurf, oder die Strafversetzung in die U23. Es ging auch in Richtung Drohungen: Sie wünschten mir einen Beinbruch. Okay, das ist Social Media - ich verstehe die Emotionen. Sie sind sauer, weil sie mich lieben.”

… über seine Erwartungen für 2019: “Auch in diesem Jahr werde ich wieder auftrumpfen. Viele halten mich mit meinen 30 Jahren für zu alt. 30 ist aber nur die Zahl, die auf dem Papier steht. Dass die Leute von einer Formkrise sprechen, ist ein kompletter Schwachsinn. Egal, welche Verteidiger mir gegenüberstehen: Diese sollen sich besser vor mir fürchten. Ich werde mir immer treu bleiben. Bei mir gibt es kein Tief.”

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