Ex-Rapid-Präsident Kaltenbrunner: Die goldenen Wiener Zeiten

Am Tag, an dem die 50. Bundesligasaison mit LASK – Rapid eröffnet wird, wartet auch auf Günter Kaltenbrunner ein Jubiläum. Er ist der Einzige, der es vom österreichischen Nationalspieler bis zum Präsidenten eines Bundesligaklubs schaffte, bzw. sich dieses Amt (bei Rapid) antat. Am heutigen 28. Juli wird er 80.
Unvergessen bleibt mir, wie ich als Reporter-Lehrling an einem Novemberabend im Prater dem hinter der Betreuerbank stehenden Rapid-Ersatzspieler K. kurz vorm Trainer-Befehl zum Aufwärmen noch zu dessen Reservistenrolle befragen durfte.
Was heute für einen Journalisten selbst bei einem Zweitliga-Kick den Rausschmiss bedeuten würde, war im 68er-Jahr noch möglich.
Obwohl es sich um den Europacup-Schlager Rapid – Real handelte. Dementsprechend groß war der Frust des von Trainer Karl Decker zum Reservisten Degradierten. Und noch größer die Genugtuung, als ihm nur neun Minuten nach seinem Eintausch das Siegestor zum 1:0 gelang. Damit war die Basis für den Sensationsaufstieg gelegt. Zumal Kaltenbrunners dänischer Freund Johnny Bjerregaard das für den Aufstieg entscheidende Auswärtstor beim Retourspiel in Madrid erzielte.
Dass Kaltenbrunner vor seinem Rapid-Transfer bei Admira zu deren bis heute letztem Meistertitel beigetragen hatte und dass er nach seiner Rapid-Zeit im Sport-Club-Trikot Schützenkönig wurde, war kein Zufall, sondern darauf zurückzuführen, dass er Torinstinkt mit technischem Können verknüpfte. Diese Qualität bescherte ihm einen Vertrag in Nizza.
Später wurde Kaltenbrunner Trainer des Bundesligaklubs Eisenstadt im Lindenstadion. Dort, wo heute nur noch hüfthohes Unkraut wuchert.
Weil Fußballer einst selbst nach einer Legionärskarriere – konträr zur Gegenwart – finanziell nicht ausgesorgt hatten, schuf sich Maturant Kaltenbrunner bei der Bank Austria ein zweites Standbein. Und weil eben dieses Geldinstitut 1995 für Rapid existenzrettend einsprang, war naheliegend, dass der Fußball- und Bank-Fachmann Kaltenbrunner bei den in den roten Zahlen steckenden Grün-Weißen eine übergeordnete Funktion übernahm.

Kuhn (li.) auf einem Archivbild
Prompt erlebte Kaltenbrunner auch als Präsident noch lang vor der goldenen Hochzeit mit seiner ihn überall hin begleitenden Hanni sportlich goldene Zeiten. Rapid stieß 1996 bis ins Europacupfinale vor.
2012 übernahm Kaltenbrunner, der bei Rapid bis kurz vor der Jahrtausendwende durchgehalten hatte, neuerlich eine Präsidentschaft. Diesmal beim Play-Fair-Code. Einer Institution, die sich zur Aufgabe macht, Spielmanipulationen aufzudecken.
Seit in Asien auch auf europäische Amateur-, sogar auf Nachwuchsspiele gewettet werden kann, ist Monitoring wichtiger denn je. Keiner weiß das besser als Friedrich Stickler,74, ob seiner Vergangenheit als Lotterien-General.
Im Vorjahr übernahm der Ex-ÖFB-Präsident die Play-Fair-Code-Führung von Kaltenbrunner. Letzterer ist jetzt Rapid-Ehrenpräsident. Und – wetten – auch mit 80 bei den meisten Heimspielen dabei.
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