Thiems Talentprobe war gegen Nadal zu wenig

Am Ende blieb die Erkenntnis, dass Dominic Thiem mit dem besten Sandplatz-Spieler der Geschichte schlagtechnisch mithalten konnte. Das Positive vom großen Duell des erst 20-jährigen Lichtenwörthers mit dem übermächtigen Rafael Nadal. Am Ende zog der 27-jährige Superstar mit 6:2, 6:2 und 6:3 in die dritte Runde der French Open ein. Schlecht hat er nicht gespielt, Österreichs Hoffnungsträger, phasenweise sogar Weltklassetennis. Aber Nadal ist nicht zuletzt deshalb die Nummer eins und achtfacher Sieger der French Open, weil er nicht nur punktuell Zauberschläge auspackt, sondern konstant spielt, weil er um jeden Ball kämpft, wenig Fehler macht, kaum Schwächephasen hat.
Sehr aussagekräftig: In der Winner-Statistik hatte Thiem mit 27:16 klar die Nase vorn, allerdings machte Thiem 40, Nadal 19 unerzwungene Fehler. Und Thiem sagte erst vor Wochen treffend: „Schlagtechnisch kann ich mit den Besten mitspielen, aber der Unterschied ist, dass die Topspieler ein ganzes Match auf höchstem Niveau spielen können.“ Dies war auch am Donnerstagnachmittag so.

Thiem spielte von Beginn an druckvoll, lag aber gegen den stark aufspielenden Spanier bald 1:5 zurück. Bald jedoch kamen die Bälle an, sehenswerte Winner mit Vor- und Rückhand und Lobs – Thiem gelang unter dem Beifall von 16.000 Zuschauer auf dem Centre Court Philippe Chatrier ein Break. Thiem hatte gewusst, von der Grundlinie hat kann auf Sand keiner mit Nadal mitspielen, deshalb diktierte er das Geschehen, riskierte er. Und machte aufgrund des selbst vorgegeben Tempos naturgemäß Fehler.

Ähnlich gestaltete sich die Sachlage auch im zweiten Satz, im dritten drohte erneut ein schnelles Break, mit drei starken Bällen sicherte sich Thiem aber den Ausgleich zum 1:1. Das beflügelte: Thiem packte Hammerschläge aus, machte weniger Fehler, wehrte zwei Breakbälle ab und führte 3:1. Vor den Augen der für dieses Match angereisten Eltern Wolfgang und Karin verlor ihr Sprössling Satz Nummer drei 3:6. Am Ende gab es großes Lob vom Champ, der heuer ungewöhnlicherweise erst zwei Sandplatz-Turniere ( Rio und Madrid) gewonnen hat. „Er ist einer der kommenden Stars. Ich selbst bin froh, dass ich wieder meinen Rhythmus gefunden habe. Das musste ich dieses Mal.“ Thiem konnte nach immerhin zweistündigem Kampf erhobenen Kopfes vom Platz marschieren. War aber dann doch selbstritisch: „Es waren viele Rookie-Fehler dabei. Aber gegen Nadal willst du eben besser spielen als gegen andere. Nächstes Mal will ich näher hinkommen, ab morgen wird hart daran gearbeitet.“ Thiem (derzeit auf Platz 57) bleibt im Ranking damit ganz knapp hinter Jürgen Melzer.
Ausgeschieden ist kurz zuvor auf Court 16 schon Andreas Haider-Maurer. Der Waldviertler musste sich dem kroatischen 2,08-Meter-Riesen Ivo Karlovic 5:7, 3:6, 4:6 geschlagen geben. Die dritte Runde der Einzelbewerbe geht ohne österreichische Beteiligung über die Bühne.
Nadals unglaubliche Paris-Bilanz:
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