EM-Teilnahme im Volleyball: Von langer Hand geplant

EM-Teilnahme im Volleyball: Von langer Hand geplant
Die EM-Teilnahme der Herren-Nationalmannschaft ist der Lohn für die Arbeit und Initiativen der letzten Jahre.

Man beleidigt Peter Kleinmann keineswegs, wenn man ihn den Großvater des Erfolges der österreichischen Volleyball-Nationalmannschaft nennt. Wann immer es im letzten halben Jahrhundert hierzulande um das Baggern und Pritschen ging, dann hatte der Wiener seine Finger im Spiel. Nicht von ungefähr bekam er den Kosenamen „Mister Volleyball“ verpasst.

Das erklärt auch, warum Peter Kleinmann der jüngste Coup des Nationalteams so nahe ging. Nachdem die Österreicher in Kroatien den Matchball zum 3:1 verwandelt hatten und sich damit erstmals seit 1971 (!) sportlich für eine EM-Endrunde qualifizieren konnten, war bei der Live-Übertragung deutlich das Schluchzen des ORF-Experten zu hören. „Ich schäme mich nicht. Mich hat dieser Sieg emotionalisiert“, erklärt der 71-Jährige.

Neues Konzept

Dass Österreich an diesem Turnier teilnehmen kann, das im Herbst in vier Ländern (Frankreich, Belgien, Niederlande, Slowenien) ausgetragen wird, darf sich auch Kleinmann auf die Fahnen heften. In seiner Rolle als Verbandspräsident hat er 2010 Michael Warm zum Teamchef bestellt, „gegen viele Widerstände“, wie sich Kleinmann heute erinnert. Und auch abseits des Parketts hatte er wichtige Weichen gestellt: Mit seinem Antrag beim Europäischen Volleyball-Verband, die EM-Endrunde von 16 auf 32 Teams aufzustocken. „Sie haben sich dann auf 24 Starter verständigt. Bei 16 Teams wären wir wahrscheinlich nicht dabei“, weiß Kleinmann.

Auch wenn Österreich im Herren-Volleyball in den vergangenen Jahren zu einer guten Adresse geworden ist und nicht mehr nur den Punktelieferanten und Jausengegner abgibt, wie noch bei der Heim-EM 2011, als der Gastgeber keinen einzigen Satz gewinnen konnte.

EM-Teilnahme im Volleyball: Von langer Hand geplant

Neue Stärke

Dieses Turnier diente allerdings als Startschuss für das Langzeitprojekt von Michael Warm. Der Deutsche hat Österreich Schritt für Schritt und Schlag für Schlag vom Entwicklungsland zu einer respektierten Volleyball-Nation geformt. Das wird deutlich an den zahlreichen Österreichern, die inzwischen in den europäischen Topligen am Ball sind. Das wurde aber auch sichtbar im Entscheidungsspiel in Kroatien.

Obwohl das Team mit Buchegger, Berger, Kronthaler, Tröthann und nach wenigen Ballwechseln auch Kapitän Wohlfahrtstätter fünf Leistungsträger verletzungsbedingt vorgeben musste, behielt die Truppe die Ruhe und die Oberhand. „Wir haben uns noch nie so gut präsentiert“, schwärmte Teamchef Warm, „man hat jetzt gesehen, dass wir genug Spieler haben, die auf diesem Level spielen können. Das ist die tollste Erkenntnis und der größte Unterschied zur EM 2011.“

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Neue Marke

Als sich Österreich 1971 übrigens das letzte Mal sportlich für eine Endrunde qualifiziert hatte, war Peter Kleinmann als Aufspieler beteiligt gewesen. Ihn rührt nicht nur der Erfolg zu Tränen, auch das gestiegene Interesse an seinem Volleyballsport macht Kleinmann stolz. „Wenn in Graz 3000 und in Linz 4000 Leute in die Halle kommen, dann sieht man, dass das Nationalteam eine Marke geworden ist.“

Bislang hatte die einzige Marke im österreichischen Volleyball Peter Kleinmann geheißen. Als der Volleyballverband gestern in Wien anlässlich des historischen Erfolgs zu einer Pressekonferenz bat, ließ sich der Wiener bewusst nicht blicken. „Die sportlich Verantwortlichen sollen das auskosten. Mich kennt eh schon jeder.“

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