Vom Klassenzimmer zur WM: Ein Lehrer auf der Jagd nach dem perfekten Wurf

Golf mit einem Frisbee? Klingt nach Spaß im Park, ist aber ein international durchaus beliebter Präzisionssport. Beim Discgolf fliegen statt Bällen Wurfscheiben über große Distanzen, statt Löchern warten Metallkörbe am Ende der Bahn.
Gezählt wird wie beim klassischen Golf: Gewonnen hat, wer mit möglichst wenigen Würfen in den Korb trifft. Einfach zu verstehen, schwer zu meistern.
Discgolf-WM in Finnland: Historischer Moment mit österreichischer Beteiligung
Ab Mittwoch erlebt die Sportart einen historischen Moment: Zum ersten Mal findet die Discgolf-Weltmeisterschaft in Europa statt – im finnischen Tampere und Nokia. Bis zu 10.000 Zuschauer pro Tag werden erwartet, wenn die besten Spieler der Welt auf zwei 18-Bahnen-Kursen um den Titel kämpfen. Die Favoriten kommen aus den USA, aber auch die Finnen sind stark einzuschätzen.
Mitten unter ihnen: Stanislaus Amann. Ein 28-jähriger Mittelschullehrer aus St. Pölten. Zum zweiten Mal nimmt er an einer Weltmeisterschaft teil. „Es ist das professionellste Turnier, das der Sport je gesehen hat“, sagt Amann im Gespräch mit dem KURIER.
Discgolfer Amann: Beim Finaltag dabei zu sein "wäre ein absoluter Traum“
Vier Tage lang wird gespielt – täglich abwechselnd auf den beiden Parcours. Von 200 Teilnehmern qualifizieren sich die besten 100 für den Finaltag. Für Amann ist das Ziel klar: „Es wäre ein absoluter Traum, noch am fünften Tag dabei zu sein.“ Er weiß aber auch: „Kleinigkeiten entscheiden, aber ich bin ein Spieler, der überraschen kann.“
Seine ersten Würfe machte Amann vor rund zehn Jahren – aus reiner Neugier. „Ich habe es als lustige Sache ausprobiert“, erinnert er sich. Heute trainiert er in jeder freien Minute und reist zu etwa 30 Turnieren pro Jahr.
Amann: Discgolf hat "enormes Suchtpotenzial"
Die Discs, kleiner und schwerer als klassische Frisbees, fliegen je nach Form und Gewicht ganz unterschiedlich. Bei großen Turnieren wie der WM hat Amann bis zu 25 verschiedene Modelle im Gepäck. „Eine kostet etwa 20 Euro, aber die halten fast ewig. Die kann man zehn Jahre verwenden, die haben kaum Abnutzung.“
Entscheidend ist die Vielseitigkeit: Der erste Wurf, der sogenannte Drive, kann bis zu 150 Meter weit gehen. Danach zählt das kurze Spiel – Amanns größte Stärke. „Ich jage dem perfekten Wurf nach – aber die perfekte Runde wird man nie spielen“, erklärt Amann und spricht von einem Sport mit „enormen Suchtpotenzial“.
"Will Österreich discgolf-technisch prägen"
Auch wenn Discgolf hierzulande noch wenig bekannt ist, gibt es in Österreich rund 30 Vereine und fast ebenso viele Parcours, sowie eine überraschend lange Tradition: „Staatsmeisterschaften gibt es seit 40 bis 50 Jahren.“ Zwischen 300 und 400 aktive Turnierspieler zählt die Szene, und Amann will diese für die Zukunft mitgestalten: „Ich will Österreich discgolf-technisch prägen.“
Sein sportlicher Weg geht direkt nach der WM weiter: Bei den World Games in China wird er im Mixed-Doppel mit Raphaela Narath antreten – auch wenn ihm das Einzel lieber ist, wie er schmunzelnd zugibt.
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