Die größte Segel-Regatta der Welt ist in Triest ein Volksfest

Sportinteressierte können mit der Kieler Woche etwas anfangen oder mit der Trofeo Princesa Sofia – zwei traditionsreiche Regatten für die besten Segler der Welt. Bei der Barcolana hingegen kann man sich nicht für Olympia qualifizieren oder sich einen WM-Titel holen. „Man kann sie mit dem Wien-Marathon vergleichen“, erklärt ein jahrelanger Teilnehmer.
Ganz vorne landen die Hightech-Boote, dahinter segelt jedermann die rund 15 nautischen Seemeilen. Die Rekordzeit liegt unter einer Stunde, die Hobbysegler brauchen vier Mal so lange. Die Startlinie liegt zwischen dem Castello di Miramare und der Società Velica di Barcola e Grignano, das Ziel liegt seit 2014 im Meer gegenüber der Piazza Unità d’Italia.
Alle Boote starten gleichzeitig, im Golf von Triest wuselt es, in der Stadt und an der Steilküste verfolgen Hunderttausende das Spektakel. Die sportliche Bedeutung der Barcolana ist mit einer Zauberformel verbunden: Sie vereint Hobbysegler und die Besten der Besten an einer gemeinsamen Startboje. Dazu zählen Olympiasieger, Weltmeister, America’s-Cup-Sieger und Weltumsegler wie zum Beispiel Neuseelands Segellegende Russell Coutts oder der zig-fache Olympia-Medaillengewinner Robert Scheidt aus Brasilien. Aus Österreich kommen dieses Jahr der Olympia-Bronzene Thomas Zajac, Olympia-Seglerin Barbara Matz und der mehrfache Weltmeister Christian Binder.
- Barcolana
Die Regatta wird seit 1969 vom Segelklub „Societa Velica di Barcola e Grignano“ vor Triest veranstaltet. Der Name leitet sich vom Stadtteil Barcola ab.
- Programm
Von 1. bis zum 9. Oktober finden unter anderem Regatten wie etwa die Portopiccolo Maxi Race, die Optimist Trophy oder Regatta von Piran nach Triest. Beliebt sind auch Schwimmbewerbe wie die Barcolana Nuota. An Land warten Ausstellungen, Dinner, Präsentationen. Dazu der Sea Summit zur Zukunft des Meeres.
Duell der Millionen
Die größten Boote sind 100 Fuß lang, auf den 33 Metern wuseln 30 Personen wie in einem perfekt organisierten Ameisenvolk. Diese Riesen haben einen Neupreis von rund 30 Millionen Euro, die Sieganwärter haben 50 Segel mitgenommen, um die Besten für die jeweiligen Bedingungen aufzuziehen. Der Österreicher Gerald Martens hat letztes Jahr geführt, als ihm in der extrem starken Bora der oberste Block brach. Martens: „Es ist ein Riesenstress, ein Riesenerlebnis. Boote kippen, Segel reißen. Die Barcolana ist nicht der America’s Cup, aber weit weg ist sie nicht.“
Die Regatta fand 1969 zum ersten Mal statt, 47 Boote waren am Start. Diese Woche steigt die 54. Auflage, zum 50er gab es im Jahr 2018 die Superlative mit 2.689 Booten, 28.000 Seglern und über 300.000 Zuschauern an Land. Diese Woche beginnt die Zeit nach Corona, hofft Vize-Präsident Alessandro Mulas. „Wir wollen das große Fest des Segelns und des Meeres nach Triest zurückbringen.“
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