Der Pferdeflüsterer: Reitsport-Legende Hugo Simon wird 80

Pferdesport , Fest der Pferde , Mercedes Wiesenthal Grand Prix
Dauerbrenner Hugo Simon feiert in der Pfalz sein Jubiläum. Bewerbsmäßig springt er zwar nicht mehr über Hürden, von Ruhestand kann aber keine Rede sein.

Wenn man Hugo Simon auf einen Vierbeiner gesetzt hat, war zumeist der Erfolg garantiert. Wenn es um die rot-weiß-rote Ehre im internationalen Geschäft ging, war der gebürtige Deutsche stets auf dem Sprung in die Sportbücher. Am Mittwoch wird Hugo Simon 80 Jahre alt.

Die Reiterei, wie er sie selbst oft liebevoll nannte, war jahrelang, nein jahrzehntelang mit seinem Namen verbunden. Wenn man zu Olympischen Sommerspielen fuhr, tauchte regelmäßig sein Name auf den Startlisten auf, insgesamt sechsmal. Höhepunkt war die Silbermedaille mit der Mannschaft in Barcelona 1992.

1980 gewann er mit Gladstone bei den Weltreiterspielen in Rotterdam den Einzelbewerb bei „Ersatz-Olympia“, die Springreiter hatten damals die Spiele in Moskau boykottiert.

Der Pferdeflüsterer: Reitsport-Legende Hugo Simon wird 80

Pokalsammler

Zudem war er 1979, 1996 und 1997 Weltcupsieger und triumphierte unter anderem in Aachen und im Hamburger Derby. Wenn man so viel Zeit bewerbsmäßig auf dem Rücken der (besten) Pferde verbringt, kann man allerdings schon einmal den Überblick verlieren. „Wie viele Große Preise und Autos ich gewonnen habe, weiß ich selbst nicht mehr so genau“, sagte er einmal in einem KURIER-Interview. Dabei hat er fast alle Pokale aufgehoben. „Sie sind in Schränken verwahrt, wir haben ein sauberes Haus.“

Lange schien es so, als würde Simon seine Zügel nie in den Schrank hängen. Erst zu seinem 70er vor zehn Jahren sagte er: „Solange es Spaß macht und ich gewinne, mache ich weiter.“ 2015 kam dann doch die Hiobsbotschaft für den Simon-Fanklub: „Jetzt sollen die Jüngeren reiten.“ Ganz hielt er sich nicht daran, noch im hohen Alter von 74, im Oktober 2016, zeigte er den Jüngeren, was er auf dem Rücken der Pferde noch zu leisten vermag und wurde bei einem internationalen Turnier in der Wiener Neustädter Arena Nova sensationell Zweiter.

Der Außerirdische

Dann war aber nach 50 Jahren im Geschäft endgültig Schluss. Mittlerweile lebt er in der Pfalz und springt nicht mehr um Preisgelder, was aber nicht bedeutet, dass er sich nicht mehr als Sattel-Schlepper betätigt. „Ich trainiere meine Pferde, bereite sie auf die Turniere vor.“

Und besagte Pferde haben den Erfolg im Blut. Es sind Nachkommen des legendären E.T., der 2004 von Simon in Pension geschickt wurde. Der Fuchs-Wallach starb übrigens am selben Tag wie ein anderes Toppferd: E.T. musste am gleichen Tage wie Apricot eingeschläfert werden. Der 4. Jänner 2013 geht wohl als traurigster Tag in Simons erfolgreiche Karriere ein. Zumindest E.T.s Nachkommen gewinnen heute noch Pokale und Preise.

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Das Wort Ruhestand wird auch noch überbewertet, wenn es um Hugo Simons Person geht. Noch immer hurten die 162 Zentimeter fliegende Energie durch seine Anlage (manche Medien machten ihn noch kleiner). „Ich habe so viel um die Ohren, ich mache alles im Laufschritt. Es geht rund um die Uhr“, sagt Simon, der auch noch in der Immobilien-Branche tätig ist. Sponsor war er immer  sein eigener. „Der Herr Simon kann gut mit dem Hugo“,  sagte er einmal.

Publikumsliebling

Österreichs Springreitsport verfolgt Simon nach wie vor interessiert. „Wenn man meinen Rat braucht, bin ich gerne dazu bereit.“ Dabei ist er nur durch Zufall zum österreichischen Verband gewechselt. 1972 wurde Simon nur als deutscher Ersatzmann für die Olympischen Spiele in München berücksichtigt, weshalb er die österreichische Staatsbürgerschaft annahm, auch schon bei den Spielen in München startete und Vierter wurde.

Der Beginn einer Liebe, die auch Jahre später gewürdigt wurde: 2016 wurde Simon mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet. „Ich war sehr überrascht, aber es ist das Zeichen, dass es sehr gut angekommen ist, wie ich jahrzehntelang versucht habe, den Pferdesport im Lande nach oben zu bringen. Es ist etwas Besonderes für mich“, sagte Simon damals. Vor allem, wenn er in Wien beim Fest der Pferde einritt, war das Publikum aus dem Stadthallen-Häuschen. Keiner kam auf den Gedanken, dass er seine Wurzeln in Deutschland hat. Als er dort zum letzten Mal siegte, war er bereits 65. Wenn man sentimentale Helden sucht, hat man diesen in Hugo Simon gefunden.

Pferdesport

Ein großes Fest in seiner Residenz im pfälzischen Weisenheim am Sand wird es nicht geben. Aber es zählen ohnehin andere Dinge: „Es geht mir wunderbar, ich stehe mitten im Leben.“

Dann wird eben zum 85er gefeiert. Oder zum 90er.

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