Das Stochern im Dopingsumpf

Aufregung um chinesische Schwimmer und russische Leichtathleten.

Je näher die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro rücken, desto enger scheint es für Dopingsünder zu werden. Nachdem in den letzten Wochen bereits Dutzende russische Athleten überführt wurden, geraten nun chinesische Sportler ins Visier. Und dabei vor allem die Schwimmer aus dem Reich der Mitte.

Die britische Zeitung The Times berichtete zuletzt von etlichen vertuschten Doping-Proben – und prompt kam die chinesische Anti-Doping-Agentur in Erklärungsnotstand. Sechs positive Dopingtests wurden bereits bestätigt, darunter die Schwimmer Zhao Ying, Wang Lizhuo und An Jiabao, von einer Vertuschung wolle man aber nichts wissen.

Drei der sechs Proben sollen den verbotenen Wirkstoff Clenbuterol enthalten, der den Aufbau von Muskeln unterstützt. Drei weitere positive Tests seit Jahresbeginn werden noch weiter untersucht.

Im Fokus

Nach Angaben der Zeitung sollten Ergebnisse verheimlicht werden, um Unruhe vor der Olympia-Qualifikation zu vermeiden. Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA prüft die vom Blatt zur Verfügung gestellten Informationen, um dann die nächsten Schritte einzuleiten. Mit dem Weltschwimmverband sei man in Kontakt, erklärte die WADA.

Chinas Schwimmsport wird seit langem kritisch beobachtet. Vor zwei Jahrzehnten waren Dutzende Schwimmer bei Dopingkontrollen aufgeflogen. Danach spielte das Land einige Jahre keine große Rolle mehr im internationalen Schwimmsport, um dann umso eindrucksvoller zurückzukommen.

Chinas Olympiasieger Sun Yang wurde ebenfalls schon aus dem Verkehr gezogen. Dank verkürzter Sperre durfte er aber bei der WM 2015 starten. Noch vor Russland waren 2015 China, Australien und die USA die am häufigsten getesteten Nationen. Bei den Olympischen Spielen in London war China hinter den haushoch überlegenen USA die zweitbeste Schwimm-Nation.

Im Zwielicht

Im russischen Sport geht es derweil weiter drunter und drüber. Nun müssen die Geher Sergej Kirdjapkin und Olga Kaniskina ihre olympischen Medaillen von London 2012 zurückgeben. Das ist die Konsequenz aus einem Urteil des Internationalen Sportgerichtshofes CAS. Für die derzeit wegen zahlreicher Doping-Vergehen von internationalen Wettbewerben ausgeschlossenen russischen Leichtathleten ist dies ein weiterer Rückschlag in ihrem Bemühen, doch noch an den Olympischen Spielen in Rio teilnehmen zu können.

Geher Kirdjapkin hatte 2012 die Goldmedaille über 50 Kilometer gewonnen, Kaniskina holte bei den Damen Silber über 20 Kilometer. Die Disziplinarkommission der Russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA sperrte beide wegen Unregelmäßigkeiten im biologischen Pass im Januar 2015 rückwirkend für drei Jahre und zwei Monate – allerdings erst vom 15. Oktober 2012 an und nicht für den Zeitraum der Spiele von London. Laut CAS-Urteil gelten die Sperren nun von August 2009 bis zum 15. Oktober 2012.

Auch der russische Sportminister Witali Mutko legte den beiden Athleten umgehend nahe, ihre Medaillen abzuliefern. "Heute kann ich nur die Sportler dazu aufrufen, sie zurückzugeben", sagte Mutko der Agentur Tass zufolge. Auch ihre Preisgelder sollten die des Dopings überführten Sportler zurückzahlen.

Der hochumstrittene Politiker geht trotzdem weiter von einer Teilnahme der russischen Leichtathleten an den Sommerspielen 2016 aus. "Bis zu Olympia in Rio de Janeiro werden wir eine absolut transparente Mannschaft haben", sagte Mutko.

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