Wie sich ein Boxer aus Österreich in Los Angeles durchschlägt

"Das Leben dort ist teuer“, sagt Umar Dzambekov. Er ist aber nicht nach Los Angeles gezogen, weil es dort so schön ist. Dzambekov wollte in die weite Welt aufbrechen, weil er in die Spitze des Boxsports einbrechen wollte.
Und das ist ihm gelungen. Etwas aus dem Blickfeld der heimischen Boxszene geraten, mauserte sich der mittlerweile 27-Jährige zum besten Boxer Österreichs. Zwölf Kämpfe hat er in den Staaten bestritten, allesamt gewonnen und acht davon durch k.o. Mittlerweile ist er unter den besten 20 Halbschwergewichtsboxern weltweit, als Nummer 19 wurde er zuletzt geführt. „Aber nach meinem letzten Sieg werde ich wohl noch ein paar Plätze nach vorne klettern“, sagt Dzambekov.
Sein letzter Sieg? Das passierte erst vor etwas mehr als einer Woche, als er den kolumbianischen Weltklassemann Roamer Angulo nach Punkten bezwang. Das war nicht wirklich zu erwarten. „Ich war leider krank bis zwei Wochen vor dem Kampf. Und im Sparring riss nach einem Schlag dann das Trommelfell.“ Das ist ihm übrigens auch im Kampf passiert.
Sport Talk mit Umar Dzambekov
Echte Haudegen
Aufhorchen ließ er schon vor ein paar Jahren, als er das Boxstudio Bounce verließ und den amerikanischen Traum leben wollte. „Die Amerikaner lieben Kampfsport, in Österreich war dies nicht der Fall, was sehr schade ist. Zu den Zeiten eines Hansi Orsolics war dies anders, da waren richtige Haudegen im Publikum, Leute, die total mitfieberten. Ich würde mir wünschen, dass dies wieder so wird in Österreich“, sagt der gebürtige Tschetschene, der im dortigen Studio, aber vor allem „von meinem Vater das Handwerk erlernte, weil er selbst Boxer war“. In Tschetschenien, als Umar ein Kind war, wechselte die Familie nach Wien und wurde gut aufgenommen. Dass Ex-Kollege Marcos Nader nun in die Politik einstieg und dort das Thema Sport und Integration besetzt, findet Dzambekov gut. „Er war selber ein Kämpfer und ist ein charismatischer Kerl. Wenn er dies in die Politik umsetzen kann, bin ich mir sicher, hat er gute Chancen.“
Er selbst nützte in den Staaten seine Chancen bisher. Mittlerweile kennt man ihn dort in der Kampfsport-Szene. „Mit jedem Kampf wird das immer mehr. „Manchmal werde ich auch The Austrian Assassin genannt.“
Das Umfeld könnte nicht besser sein, damit es Schlag auf Schlag nach oben geht. Sein Promoter Tom Löffler hatte schon die Klitschkos unter seinen Fittichen. Und in den USA trifft Dzambekov auch keine Schrebergarten-Boxer. „Ich habe Manny Pacquaio im Training beobachten dürfen und mit ihm geplaudert. Er ist eine Legende im Boxsport und mein Trainer Marvin Somodio ist ebenso in seinem Trainerteam.
American Dream
Nun hat sich Dzambekov seinen amerikanischen Traum erfüllt. Einen Traum, den man zur Genüge von der Leinwand kennt. Und freilich hat er als Kind schon „Rocky“ bewundert. „Die Szenen im Boxring selber sind eher unrealistisch, aber die Handlung ist schon oft zutreffend im Leben eines Boxers.“
Sein Leben ist ebenfalls filmreif. Vielleicht sogar für das österreichische Kino. Auch das soll kein Traum bleiben.
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