Aus für Westwien: "In Österreich muss der Sport um die Politik kämpfen"

Es war ein schwarzer Tag für Österreichs Handballsport, wohl für Österreichs Sport generell: Der Traditionsklub Westwien gab am 22. März bekannt, dass für den Profibereich nach Saisonende die Lichter ausgehen. Geflackert hat das Licht schon lange, die Fernsicht war getrübt.
"Es war die Folge eines monatelangen Kampfes, egal auf welcher Ebene. Wir mussten realisieren, dass die Basis auf infrastruktureller und wirtschaftlicher Ebene gefehlt hat", sagt Westwien-Manager Conny Wilczynski im Kurier-Talk. "Da konnten wir auch nicht mehr gegen Windmühlen kämpfen. Mir tut es um die Mitarbeiter leid, die alles versucht haben."

Corona, Energiekrise – dies trug zur Situation bei. "Ausschlaggebend war auch, dass wir als Wiener Verein in Niederösterreich spielen müssen", sagt Wilczynski.
"Wir sind in der Südstadt happy, aber in puncto Vermarktung und Produktentwicklung wäre eine Heimstätte in Wien sehr wichtig gewesen."
Fehldarstellung
Die Verantwortung würde der Verein tragen, aber auch die Politik. Seitens des Büros des Sportstadtrates hieß es, dass man nicht einen Hauptsponsor ersetzen könne. "Das war ein bisschen eine Fehldarstellung. Dieser ist nicht abgesprungen und hat in 25 Jahren extrem viel investiert. Aber es war für ihn schwierig, alles alleine zu stemmen. Wir haben über die Corona-Zeit einige Sponsoren aus der Privatwirtschaft verloren", sagt Wilczynski, der einräumt, dass "es ohne Politik nicht gehen würde".
KURIER Talk mit Conny Wilczynski
Auch, wenn diese durchaus unterstützend eingreift, vor allem im Nachwuchs. bleibt dennoch die Gewissheit, dass der gesellschaftliche und wirtschaftliche Wert des Sports in Österreich unterschätzt werde. "Es ist schade, dass in Österreich der Sport um die Politik kämpfen muss, und nicht die Politik um den Sport."
Die Politik sorgt zumindest dafür, dass im Prater eine neue Sport- und Funhalle errichtet wird. Auf die Fertigstellung wollte man beim fünffachen Meister und zweimaligen Champions-League-Teilnehmer Westwien nicht warten. "Die Zeit hätten wir überbrücken müssen. Die zwei, drei Saisonen hätten wir aus eigener Kraft nicht stemmen können."
Lichtblicke
Trotzdem gibt es noch Licht am Ende des Profi-Tunnels. "Bei uns wurde jahrzehntelang hervorragende Basisarbeit geleistet. Ich helfe noch bis Sommer mit, die Assets vom Profibereich in den Nachwuchs zu übermitteln, der weitergeführt wird. Auch, wenn Vorbilder fehlen."
Zunächst sind aber noch die Profis dran, die im Cup noch dabei sind und derzeit als Zweiter um den Meistertitel mitspielen. Und da kommen sie doch wieder, die Träume. "Es wäre mein emotionalster und schönster Meistertitel. Es wäre vor allem für die vielen Helfer ein verdienter. Dann könnte man das Drehbuch erfolgreich zu Ende schreiben."
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