100 Jahre Wembley: Als Österreicher in London Geschichte schrieben

Vor genau 100 Jahren war in London das Wembley-Stadion errichtet worden. Unzählige Sportler erstarrten seither allein schon bei Betreten der 90.000 Besucher fassenden Arena vor Ehrfurcht. Auch für Österreicher wurde der geheiligte Wembley-Rasen zum sporthistorischen Boden.
Herma Bauma eroberte 1948 die bis heute einzige olympische Leichtathletik-Goldmedaille für Österreich – mit der damaligen Olympia-Rekordweite von 45,57 Metern im Speerwurf. Dabei war die spätere Handball-Nationalspielerin erst kurz vor der (32-stündigen) Reise nach London im Wiener Franz-Josef-Spital wegen eines Herzschadens behandelt worden.

1948: Herma Bauma holte Olympia-Gold im Speerwurf
"Wembley-Toni"
Als noch größere Außenseiter galten im Oktober 1965 die ÖFB-Fußballer im Wembley. Schon nach sieben Minuten schoss Bobby Charlton England programmgemäß in Führung, ehe Rapidler das Länderspiel gegen die (ein Jahr später im Wembley Weltmeister gewordenen) Engländer noch drehten. Zuerst glich Rudi Flögel (er erholt sich zur Zeit von einer Wirbelsäulen-OP) aus.

1965: Österreich besiegte England mit 3:2, Toni Fritsch (o.) wurde zum „Wembley-Toni“
Im Finish verwandelte Toni Fritsch ein 1:2 mit zwei spektakulären Toren zum sensationellen 3:2 für Österreich. Davor war es nur Ungarn gelungen, England in England zu besiegen.
Der schussgewaltige Fritsch wurde zum Wembley- und in den 70ern zum Texas-Toni, als er – zum Freekicker umfunktioniert – mit den Dallas Cowboys die Super-Bowl gewann.
Fritsch erlag 2005 auf der Hütteldorfer Straße einem Herzversagen, nachdem er sich wenige Minuten davor eine Eintrittskarte für Rapids Champions-League-Spiel gegen Bayern München besorgt hatte. Von seinen einstigen ÖFB-Teamkollegen sind noch zehn, von den Engländern nur noch drei am Leben. Darunter Sir Bobby Charlton, der im Gegensatz zu Manchester-United-Mannschaftskollegen auch einen Flugabsturz überstand.

Weltweites Echo löste am 13. Juli 1985 das im Wembley-Stadion von Bob Geldof organisierte Live-Aid-Konzert aus. Die bis dahin größte Veranstaltung der Rock-Geschichte spielte umgerechnet mehr als 200 Millionen Euro zugunsten der Hungerhilfe für Afrika ein.
Teurer Neubau
Vor 20 Jahren wurde das Wembley-Stadion abgerissen und auf demselben Grundstück im Londoner Stadtbezirk Brent neu errichtet. Begleitet von wiederholten Bauverzögerungen und einer gewaltigen Kostenexplosion.
Im Vergleich zum alten Wembley-Stadion ist die neue Arena bei nahezu gleichem Fassungsvermögen zweimal so groß, viermal so hoch und x-fach so teuer. Bei der Endabrechnung 2013 wurden die Gesamtkosten für die (nach Barcelona) zweitgrößte Arena Europas mit 1,2 Milliarden taxiert.
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