Malta liegt in Österreich
Ausflugsziel Kölnbreinsperre
Wer "Malta" hört, denkt unweigerlich an Mittelmeer, gutes Englisch und schlechten Fußball. Aber auch in Österreich gibt es ein Malta, und in dessen Gemeindegebiet hätte die Ferien-Insel recht bequem Platz. Kärntens Malta bietet keine Badestrände, dafür Nationalparke, Wasserfälle und Österreichs viertgrößtes Bauwerk, die Kölnbreinsperre mit ihrer 200 Meter hohen Staumauer. Ein ideales Ausflugsziel für die letzten schönen Herbsttage, und das gleich aus mehreren Gründen: Der Anfahrt, der Natur wie auch der imposanten Technik wegen.
Die Lieser entlang
Während sich der Name der Mittelmeerinsel von "malet", der punischen Bezeichnung für einen Zufluchtsort, ableitet, kommt das heimische Malta vom althochdeutschen "malz", das "sanft" oder "mild" bedeutet. Warum das so ist, erschließt sich auf der ersten Etappe der Anreise nicht unbedingt: Von Süden über Spittal/Drau kommend (bei Anreise aus dem Norden fährt man via Leoben), kurven wir auf der Katschbergstraße (B99) erst einmal die Lieser entlang. Diese ist kein stilles Wässerchen, sondern eine beliebte Kajakstrecke, die von der Bundesstraße schön einzusehen ist. Wer über die Tauern-Autobahn (A10) kommt, muss auf den Flussblick verzichten.
Kulturstadt Gmünd
Die nächste und letzte größere Station vor dem Taleingang ist Gmünd. Über der kleinen mittelalterlichen Altstadt thront die im 13. Jahrhundert erbaute Burg, und am Hauptplatz steht der einstige Grafensitz, das hübsche Schloss Lodron. In der Gegenwart hat sich Gmünd vor allem als Kulturstadt etabliert.
Großer Wagen
Die Künstlerstadt grenzt an gleich zwei Nationalparke: Im Westen die Hohen Tauern, im Osten die Nockberge. Jetzt wird’s also landschaftlich – von hier sind es über die L12 und dann die Malta-Hochalmstraße noch 32 Kilometer bis zum Kölnbreinspeicher. Ein guter Grund, sich noch einmal mit ausreichend Wegzehrung einzudecken. Wer ein großes Auto hat, kann üppig einkaufen, ...
Kleiner Wagen
... in einen kleinen Wagen passt naturgemäß weniger.
Österreichs höchster freifallender Wasserfall
Nach kaum einer Viertelstunde Fahrt stößt man bei der 2000-Einwohner-Gemeinde Malta auf eine echte Naturgewalt: Der Fallbach-Wasserfall ist Österreichs höchster freifallender Wasserfall – 200 Meter stürzt er ohne Zwischenstufe über eine Granitwand nach unten. Von einer Aussichtsplattform lässt sich das Spektakel aus nächster Nähe beobachten, am Fuße der tosenden Gischt gibt es einen Erlebnispark. Eine ganze Reihe weiterer Wasserfälle haben der Region den Beinamen "Tal der stürzenden Wasser" eingetragen.
Diese Maus war ihrer Zeit voraus
Das Örtchen Malta ist außerdem für eine ganz besondere Kirchenmaus bekannt, die bereits TV-Teams aus aller Welt angelockt hat: An der Außenwand der Pfarrkirche Maria Hilf prangt ein siebeneinhalb Meter hohes Fresko des Heiligen Christophorus mit dem Jesus-Kind auf seinen Schultern. Dem heutigen Schutzpatron der Kraftfahrer sind einige fabelhaft gestaltete Tierfiguren zur Seite gestellt – darunter eine Maus, die frappante Ähnlichkeit mit Walt Disney’s neunmalklugem Privatdetektiv Mickey aufweist. Dass sich der US-Filmproduzent von dem aus dem 13. Jahrhundert stammenden Bildnis inspirieren ließ, darf allerdings ausgeschlossen werden, schließlich wurde dieses erst im Jahr 2002 freigelegt.
Die Malta-Hochalmstraße
Nun geht es weiter über die Malta-Hochalmstraße, für deren Benutzung an der Mautstelle 9 (Motorrad) bzw. 17 (PKW) Euro zu löhnen sind. Dafür überwindet man auf rund 14 Kilometer Strecke über 1000 Höhenmeter inmitten einer atemberaubenden Bergwelt. Vorsicht bei den sechs Tunnels, in denen man schon mal scharf um die Ecke lenken muss! Darum sind die zwei unvermittelt auftauchenden Ampeln auch nicht nur zum Vergnügen da: Sie sorgen dafür, dass einem kein Gegenverkehr in die Quere kommt. Wenn man Pech hat, muss man 20 Minuten warten, während derer glücklicherweise gleich nebenan wieder ein Wasserfall zur Besichtigung plätschert.
Schöne Motorradstrecke
Mit dem Motorrad macht die Streckenführung richtig Spaß, langgezogene Kurven wechseln sich mit neun engen Kehren ab, zwischendrin darf man auf Geraden ordentlich Schwung holen.
Eine Badewanne für jeden Chinesen
Oben, auf rund 1900 Meter Seehöhe am Ziel unserer Reise angekommen, wird erst einmal gebührend gestaunt. Wir lassen den Blick schweifen über den Stausee, den man von der Mauer aus gar nicht ganz einsehen kann. Aus seinen 200 Millionen Kubikmetern Wasser könnte man jedem Chinesen ein – freilich ziemlich kaltes – Wannenbad bereiten. Wanderlustige können das Seeufer ebenso erkunden wie die Berge ringsum, das Hochalmmassiv (im oberen Bildteil) führt auf bis zu 3360 Meter.
Eine Mauer, nicht viel kleiner als die Cheops-Pyramide
Für die 626 Meter lange und 200 Meter hohe Staumauer wurden seit 1971 mehr als 2 Millionen Kubikmeter Beton verbaut – da fehlt nicht mehr viel auf das Volumen der Cheops-Pyramide (2,6 Millionen Kubikmeter). Die Mauerkrone ist frei begehbar, zusätzlich werden laufend Führungen ins Innere des Betongiganten angeboten. Der Niveauunterschied zwischen einem vollen ...
Im besten Fall Strom für ganz Wien
... und einem maximal abgesenkten Speichersee beträgt 150 Meter. In der Spitze können die Malta-Kraftwerke damit ganz Wien mit Strom versorgen. Bedarfsschwankungen im Netz fängt der größte heimische Speichersee verlässlich auf, sein Energieausstoß kann schnell aktiviert oder zurückgefahren werden. Der Speicher trägt damit auch zur Lösung eines ewigen Dilemmas bei: Im Winter ist der Energiebedarf naturgemäß am höchsten, die Niederschlagsmenge aber am geringsten.
Erst hochpumpen, dann runterlassen
Welch komplexe Infrastruktur hinter der effizienten Nutzung des Kölnbreinspeichers steckt, lässt diese Grafik erahnen. Sie zeigt das weitverzweigte Netz von Speichern, Pump- und Kraftstationen. So wird sogar Wasser aus der Möll in den Speicher hochgepumpt, um später wieder abgelassen zu werden. Auch die schönen Wasserfälle, die wir unterwegs bewundert haben, versiegen aus diesem Grund in der Nacht.
Falls Sie immer schon 200 Meter in die Tiefe springen wollten...
Die 130.000 Touristen, die jedes Jahr den Stausee besuchen, werden aber auch Zeugen von Superlativen der erlebnisorientierteren Art – von einer hohen Mauer lässt es sich schließlich trefflich herunterhüpfen. Der Steirer Norbert Binder sprang 1997 an einem Gummiseil, das an einem Kran befestigt war, 212 Meter in die Tiefe und damit ins Guinness-Buch der Rekorde. Wer mag, hat regelmäßig Gelegenheit, diesen Nervenkitzel selbst zu erleben.
Freie Sicht nach unten
Wenn Ihnen bereits beim Hinunterschauen übel wird, dürfte Ihnen der Ausblick vom Skywalk mehr als reichen. Relativ locker gestaltet sich der Blick nach unten durch die Metallgitter – stellt man sich hingegen auf die eingebaute durchsichtige Platte, kribbelt's schon gehörig in den Fußsohlen.
Hier lässt sich's bleiben...
Zeit für einen Kaffee im Hotel-Restaurant. Das Berghotel Malta bietet verschiedene Packages an, das Biker Special etwa kostet für zwei Nächtigungen 79 Euro pro Person. Das Hotel feiert allerdings so wie auch die Hochalmstraße am 26. Oktober Saisonschluss.
...und schauen
Das turmartige Gebäude beherbergt auch Ausstellungen zum Naturpark Hohe Tauern und den Malta-Kraftwerken. Stattliche 115 Kilogramm wiegt der Bergkristall im Bild.
Woher der Strom kommt
Die Verbund-Energiewelt informiert über die Hintergründe zum Thema Stromerzeugung und macht diese erlebbar. Wir wollen hüpfen, hüpfen, hüpfen! Nüchtern gesagt: Hier erzeugt die KURIER.at-Redakteurin mit ihrer Sprungkraft elektrische Spannung, kluge Menschen nennen das den Piezo-Effekt.
Schön war's
Derart gebildet, treten wir den Heimweg an. Das Wetter hat inzwischen bedrohlich umgeschlagen, es tröpfelt. Jetzt wäre ein Auto doch wieder gemütlicher als die Maschin’.
Beliebtes Ziel
Schon längst ist der Malta-Staudamm unter Bikern kein Geheimtipp mehr. Nicht nur bei Motorrad-Segnungen treten sie in Schwärmen auf ...
Gemeinsam statt einsam
... auch bei unserer Abfahrt demonstrieren sie Rudelverhalten.
Saisonschluss am Nationalfeiertag
Die aktuelle Prognose verspricht vom Wochenende an trockenes Wetter, ein Ausflug zum Kölnbreinspeicher zahlt sich also noch aus! Eine gute Jacke sollte man trotzdem einpacken, ein wenig kühl dürfte es schon werden, alleine die Höhenlage ist nicht zu unterschätzen. Langsam sollte man sich beeilen, denn am 26. Oktober sperrt die Bude zu, und dann ist die Insel Malta für einige Monate doch wieder das lohnendere Ausflugsziel.
Kommentare