Wandern auf dem Wasser
Wenn zwei in einem Kanu sitzen, hat immer nur einer recht. Nämlich der, der hinten, im Heck sitzt. Er gibt die Anweisungen, wohin gepaddelt wird. Da muss es schnell gehen. Der Bugpaddler hat sich daran zu halten. Für Diskussionen ist später Zeit, wenn man wieder am Ufer ist. Es hat schon seinen Grund, dass die Amerikaner ein Synonym für das Tandem-Kanu gefunden haben: Divorce-Machine – Scheidungsmaschine. Dabei ist Paddeln eigentlich eine ganz harmonische Sache. Und nicht nur, wenn man im Solokanadier sitzt.
Top-Ten-Kanureviere
Es plätschert ganz leise, als die Bisamratte mit einem Ast quer im Maul eilig in Richtung Ufer schwimmt. Das schwarze Blässhuhn taucht ab, um nach einiger Zeit mit einem leisen „Plopp“ zehn Meter weiter wieder an der Wasseroberfläche zu erscheinen. Und der Graureiher wartet, bis das Kanu etwa 20 Meter herangekommen ist. Dann breitet er die Schwingen aus und steuert den nächsten Baum an. Ansonsten: Ruhe. Nichts als Blätterrauschen, Vogelstimmen. Paddeln ist wie wandern. Wandern auf dem Wasser. Es ist Naturerlebnis und ein bisschen Bewegung. Ohne großen Aufwand kann man quasi vor der Haustür tun, mitten in Wien: auf der Alten Donau, auf dem Marchfeldkanal. Oder auf einem der langsam fließenden Gewässer wie der Leitha, auf der Thaya, auf einem der vielen Seen in ganz Österreich. Oder jenseits der Grenze in den weitläufigen Donauauen auf ungarischer Seite, in denen man tagelang unterwegs sein kann.
Doch keine Angst: Bei geführten Kanutouren wird die Ausrüstung vom Boot über Paddel bis zur Schwimmweste meist zur Verfügung gestellt, Anfänger lernen die wichtigsten Grundbegriffe. Ansonsten bleibt immer noch die Möglichkeit, statt ins Solo- ins Zweierkanu einzusteigen. Als Bugpaddler, wohlgemerkt. Genau, das ist derjenige, der vorne sitzt und nichts zu reden hat. Oder diejenige.
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