Wieder Kältetote in Österreich

Die gnadenlose Kälte hat in Österreich wieder Menschenleben gefordert: In der steirischen Gemeinde Knittelfeld ist in der Nacht auf Samstag ein 80-jähriger Mann tot vor dem Krankenhaus aufgefunden worden. Er war nur mit einem Pyjama bekleidet, obwohl in der Nacht Temperaturen um -10 Grad herrschten. Die genaue Todesursache ist noch nicht bekannt, laut Sicherheitsdirektion Steiermark dürfte sowohl die Kälte als auch der schlechte Gesundheitszustand des Mannes dazu beigetragen haben. Der Mann war stationär im LKH Knittelfeld. Er verließ in der Nacht das Gebäude, wieso ist unklar. Ersten Ermittlungen der Polizei zufolge dürfte er etwa eine halbe Stunde dort gelegen sein, bis ihn Passanten fanden. Fremdverschulden schloss die Polizei aus.
Zu einem ähnlichen Vorfall kam es laut ORF am Freitag im steirischen Lafnitz. Eine 62 Jahre alte Frau wollte die Zeitung holen und stürzte. Sie wurde später von ihrem Ehemann gefunden und in das LKH Oberwart gebracht. Dort starb sie an den Folgen eines Herz-Kreislauf-Versagens, so die Polizei.
In Tirol wurde ein 66-jähriger Einheimischer in einem leerstehenden Haus tot aufgefunden. Der Obdachlose dürfte erfroren sein, bestätigte die Polizei. Die Beamten sahen in dem Haus in Silz nach, weil der Mann sein Sozialgeld nicht abgeholt habe. Der 66-Jährige war bereits am vergangenen Montag gefunden worden. Der Mann habe in dem Haus immer wieder Unterschlupf gesucht.
Zarte Erleichterung
In den nächsten Tagen müssen sich die Menschen in ganz Europa noch mit der Kälte arrangieren. Der kälteste Ort Österreichs war in der vergangenen Nacht Tannheim in Tirol: Hier hat die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) minus 25,3 Grad gemessen. Die wärmste Nacht des Landes hatte das Kärntner Gmünd mit minus 9,1 Grad. Doch langsam trauen sich die Meteorolgen, Mut zu machen: Zarte Plusgrade kündigen sich für den Wochenbeginn an, wie der Wetterdienst UBIMET prophezeit:
Am Samstag ziehen von Süden her zunehmend dichtere Wolken nach Österreich, sie bringen am Nachmittag und Abend von Osttirol bis ins Südburgenland ein wenig Schnee. Nördlich der Alpen bleibt es hingegen trocken und sogar weitgehend sonnig, örtlich halten sich aber auch ein paar Hochnebelfelder. Bei mäßigem nördlichem Wind werden Höchstwerte zwischen -12 und -4 Grad erreicht.
Der Sonntag präsentiert sich im Südosten noch länger dicht bewölkt und hier fallen gelegentlich noch ein paar Flocken. Sonst ist es trocken und die Sonne setzt sich schon recht früh durch, am freundlichsten wird es im Norden und Osten. Weiterhin mäßiger Nordwind und mit -10 bis -2 Grad überall Dauerfrost.
Der Montag beginnt verbreitet sonnig. Im Tagesverlauf nähert sich aus Nordwesten eine Front mit vielen Wolken, von Vorarlberg bis ins westliche Niederösterreich muss man ab Mittag mit leichtem Schneefall rechnen. Der Wind dreht auf Nordwest und leitet eine allmähliche Milderung ein: -8 bis 0 Grad sind die Höchstwerte.
Am Dienstag bleibt es im Westen und Norden bei vielen Wolken und gelegentlich leichtem Schneefall, insbesondere am Alpennordrand. Im Osten und Süden wechseln sich Sonne und Wolken ab, wahrscheinlich bleibt es hier trocken. Bei mäßigem Nordwestwind steigen die Temperaturen auf -6 bis 2 Grad mit den höchsten Werten in den Nordföhngebieten.
Ein Hinweis zur Sicherheit: Laut Tiroler Lawinenwarndienst sollen Wintersportler vor allem oberhalb der Waldgrenze auf kürzlich gebildete Triebschneeansammlungen achten. Es gilt Lawinengefahr der Stufe "3" der fünfteiligen Skala.
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Europa in Eis

Das nicht so an die Kälte gewöhnte Italien kämpft weiterhin gegen die Schneefront an: Hier kommt es immer wieder zu erheblichen Schwierigkeiten im Flug-und Bahnverkehr. Die italienische Fluggesellschaft Alitalia musste zwölf Flüge zwischen Rom und Mailand canceln. Verzögerungen gab es auch auf den Flughäfen der Adria-Städte Rimini und Perugia. Der Airport von Pescara wurde wegen der verschneiten Landebahnen bis Samstag geschlossen.
In Venedig klagten Hoteliers, dass viele Touristen wegen der Kälte ihren Aufenthalt in der Lagunenstadt an diesen Faschingstagen abgesagt haben. Auch in Rom schneite es wieder heftig. Die Stadt befürchtet chaotische Zustände, wie jene, die vergangene Woche den Verkehr in der Hauptstadt zum Erliegen gebracht hatten. Ämter und Schulen blieben am Freitag geschlossen. Alleinam Freitag und Samstag starben in Italien sechs Menschen an der Kälte, seit Anfang Februar wurden mehr als 40 Todesopfer gemeldet.

Weil in Ungarn nun auch die gesamte Donau für den Schiffsverkehr gesperrt ist, hängen in Kroatien, Serbien, Bulgarien und Österreich seit Tagen Schiffe fest. Bulgarien etwa hat zusätzlich seinen gesamten Stromexport eingestellt. Etwas Gutes hat das extreme Wetter aber doch für das Land: Ein Sturm mit mächtigen Wellen hat an der bulgarischen Schwarzmeerküste eine römische Siedlung freigelegt. Die Wellen hätten den Sand am Strand des Badeortes Sarafowo bei Burgas abgetragen und so Reste antiker Bauten und Säulen ans Licht gebracht, so die Zeitung Trud.
In Serbien haben die Menschen die nächste Woche sogar arbeitsfrei, um Strom zu sparen. Staatsunternehmen und Behörden bleiben geschlossen, private Firmen sollten ihren Mitarbeitern ebenfalls freigeben, entschieden die Minister Freitagnacht in Belgrad. Schulen und Universitäten sind wie in der Vorwoche auch in den kommenden sieben Tagen geschlossen.
Noch schlimmer hat es Russland erwischt: Temperaturen bis zu minus 50 Grad Celsius haben bisher mindestens 110 Menschen das Leben gekostet. Die russische Hauptstadt erlebe den strengsten Winter seit 70 Jahren, sagte Vizebürgermeister Pjotr Birjukow laut der Agentur Interfax. Die Kaukasusrepublik Armenien schloss am Freitag wegen Schnees und Nebels vorübergehend alle internationalen Flughäfen. "Nichts geht mehr", sagte ein Sprecher der Behörden in der Hauptstadt Eriwan. In der Ukraine gab das Gesundheitsministerium die Zahl der Toten weiter mit mindestens 135 an, auch hier waren die meisten Obdachlose.
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