USA: Die Leiden des "Working Class Hero"

Ein Flugbegleiter stieg über die Notrutsche aus seinem Beruf aus. Ein Jahr später kämpft Steven Slater mit den Folgen seiner Aktion.

Ich habe diesen Beruf 20 Jahre lang gemacht. Jetzt reicht's! Ich bin raus", hörte man Steven Slaters Stimme am 9. August 2010 durch die Lautsprecher von Flug 1052 nach der Landung in New York. Slater nahm sich Gerüchten zufolge zwei Dosen Bier, ging zur Tür, öffnete sie, betätigte die Notrutsche und ging. An diesem Tag, an dem ihn eine Passagierin, die zum wiederholten Male zu früh aufgestanden war, wüst beschimpft hatte, reichte es Slater. An diesem Tag rutschte er direkt in die Herzen von Millionen Angestellten.

Als die Aktion in den folgenden Tagen weltweit bekannt wurde, mutierte der einfache Flugbegleiter zum "Working Class Hero". Weil er sich zu sagen traute, was Millionen Menschen am Herzen lag. Eine Erleichterung? - Nein, im Gegenteil. In den Monaten nach seinem "Spontanauftritt" musste Steven Slater schmerzvoll erleben, was es bedeutet, in den Medien zu stehen. Er wurde zur Zahlung einer Entschädigung von 10.000 US-Dollar (7500 Euro) an jetBlue Airlines verurteilt, weil die Rutsche mehrere Tausend Dollar kostet und er die Sicherheit am Flughafen gefährdet hatte. Außerdem musste sich Slater Therapien in Bezug auf Alkohol, Drogen und Aggressionsbewältigung unterziehen.

Jetzt erschien in der US-Online-Zeitung Huffington Post ein Interview mit dem Helden der Arbeiterklasse, in dem der 40-Jährige sein Innerstes nach außen kehrt.

"Schmerzvoll"

Mit seiner Rolle in der Öffentlichkeit könne er gut leben, auch wenn Details aus seinem Privatleben - wie seine Homosexualität und seine HIV-Infektion - bekannt wurden. Doch seiner krebskranken Mutter, die im Jänner gestorben ist, und seinem pubertierenden Sohn habe der Mangel an Privatsphäre schwer zugesetzt, erzählt Slater im Interview. Er selbst habe auf "außergewöhnlich schmerzvolle" Weise die "dunkle Seite des Informationszeitalters" kennengelernt. Die Wunden seien immer noch nicht ganz verheilt, so der arbeitslose Ex-Flugbeleiter, der gerade an seinen Memoiren schreibt.

Immer wieder beteuert Slater, dass "das alles nicht geplant" gewesen sei. Er bereue die Aktion trotz allem nicht. "Es war das erste Mal, dass ich 'Nein' gesagt habe. Ich bin jetzt authentischer", verrät er. Das Gute an der Aktion: "Ich habe sehr, sehr schnell gelernt, wer meine wahren Freunde sind. So gesehen bin ich ein überaus glücklicher Mensch."

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