Südafrika: Vereinzelte Rückkehr zur Mine

Eine große Gruppe Männer hockt auf dem Boden und hält Stöcke.
34 streikende Minen-Arbeiter wurden in Südafrika von der Polizei erschossen - aus Angst vor Rache kehren sie nur langsam dorthin zurück.

Ein YouTube-Video zeigt den Polizeieinsatz vor der Marikana-Mine am vergangenen Donnerstag. Polizisten verschanzen sich hinter Autos, die Gewehre im Anschlag. Rund 3000 Minenarbeiter hatten sich auf einem Hügel zum Streik versammelt. Die Polizisten sind angespannt. Auf einmal laufen mehrere Männer auf sie zu. Ohne einen Schussbefehl zu hören, sieht man die Polizisten auf die Menschen schießen. Die trockene Erde wird aufgewirbelt, man sieht nur undeutlich, dass alle Männer umfallen. Als sich der Staub lichtet, sieht man die Körper auf dem Boden liegen.

"Eher würden wir sterben, als zur Arbeit zurückzugehen", hatte ein junger Minenarbeiter zum südafrikanischen Journalisten Poloko Tau vergangenen Mittwoch gesagt. Einen Tag später war er tot. Er hatte es prophezeit.

Der kräftig gebaute Südafrikaner mit dem selbst gemachten Speer war einer jener 34 Minenarbeiter, die am Donnerstag durch die Kugeln der Polizei getötet wurden.

Streik

Seit 10. August läuft der Streik in der Platin-Mine, eine Autostunde westlich der Hauptstadt Pretoria. Rund 3000 Bergleute verlangen laut Informationen, die Spiegel Online von der britischen Betreiberfirma Lonmin erhalten hat, eine Lohnerhöhung von 530 auf 1220 Euro monatlich.

Im Hintergrund steht aber ein erbitterter Machtkampf zwischen zwei Gewerkschaften. Schon vor der Eskalation vergangene Woche waren Menschen gestorben. Arbeiter hatten einander attackiert, zwei Polizisten wurden zerstückelt.

Die Betreiberfirma hatte die Polizei um Hilfe gebeten, weil sie nicht mehr für die nötige Sicherheit sorgen konnte. Deshalb waren am Donnerstag so viele Beamte in Marikana.

Die Öffentlichkeit ist nach der blutigsten Auseinandersetzung seit Ende der Apartheid entsetzt. Von einem "Massaker", "Blutbad" und "Tag der Schande" ist die Rede. Die Flaggen wehen auf Anordnung von Präsident Jacob Zuma die ganze Woche lang auf Halbmast. Zuma hat eine Untersuchung eingeleitet. Die Polizei erklärte am Wochenende, man habe aus Notwehr schießen müssen, weil die mit illegalen Schusswaffen ausgerüstete Menge auf sie zugelaufen ist.

Unterdessen kehrten am Montag vereinzelt Arbeiter zurück in die Mine. Das Unternehmen hat den 35.000 Beschäftigten ein Ultimatum gesetzt. Wer bis Dienstag nicht zurückkommen wollte, würde seinen Job verlieren. Allerdings werde niemand zur Arbeit gezwungen, wenn "Racheakte" zu erwarten sind.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Hintergrund

Kommentare