Zulasten der FPÖ: Kurz zieht ÖVP auf ersten Platz

Die Umfrage.
64 Prozent der Befragten finden sich mit Neuwahlen ab.

Am vorigen Sonntag hat die ÖVP Sebastian Kurz zu ihrem Chef designiert – und in den Umfragen zeichnen sich bereits rutschartige Wählerverschiebungen ab.

Im Auftrag des KURIER erhob OGM-Chef Wolfgang Bachmayer das Meinungsbild (800 Telefoninterviews, Schwankungsbreite +/– 3%). Demnach zieht Sebastian Kurz die ÖVP gegenüber der Umfrage vom Jänner 2017 um elf Prozentpunkte in die Höhe. Statt wie bisher die FPÖ hält nun die ÖVP den ersten Platz und deklassiert die Blauen an die dritte Stelle. Für die SPÖ unter ihrem Vorsitzenden Christian Kern ändert sich nichts, sie war und ist auf dem zweiten Platz.

Bachmayer spricht von einem "Trampolin-Effekt" für Kurz und die ÖVP: "Der Zulauf zu Kurz findet zulasten aller Parteien statt, am meisten zulasten der FPÖ, aber auch von Grünen und Neos. Nur die Sozialdemokraten sind vom Kurz-Effekt nicht oder noch nicht betroffen."

Kein Schwarzer Peter

Die Tatsache, dass Kurz die Koalition aufkündigte und Neuwahlen ausrief, hat ihm offenkundig nicht geschadet.

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64 Prozent der Befragten haben sich mit dem Urnengang abgefunden, nur 30 Prozent sagen, die Regierung solle weiterarbeiten. Bachmayer: "Normalerweise hat derjenige den Schwarzen Peter, der Neuwahlen vom Zaun bricht. Aber diesmal kann man das Schwarzer-Peter-Spiel einstellen. Die überwiegende Mehrheit der Wähler sieht die Lage realistisch und hat sich mit den Neuwahlen abgefunden."

Die Schuld an den Neuwahlen wird eher bei der ÖVP gesehen, doch die meisten Leute sagen, zum Streiten gehören zwei. Bachmayer: "Der Streit in der Koalition, die Aversionen zwischen den Regierungsparteien, und dass auch der Kanzler mit Neuwahlen liebäugelte sind nicht verborgen geblieben."

Im Zwist zwischen Kern und Kurz um das Amt des Vizekanzlers gibt die Mehrheit der Befragten Sebastian Kurz recht. 58 Prozent finden es "richtig", dass Kurz die Funktion des Vizekanzlers nicht selbst ausübt, nur 30 Prozent halten das für falsch. 51 Prozent halten Wolfgang Brandstetter für eine "gute Wahl" als Vizekanzler, 18 Prozent für eine "schlechte Wahl".

Kanzler Kern hat sich massiv dafür ausgesprochen, dass Kurz selbst Vizekanzler werden müsse. Dass die Meinung der Wähler so eindeutig auf der Seite von Sebastian Kurz ist, führt Bachmayer auf die "Hype-Situation" um Kurz zurück. Wenn Kurz etwas sagt, wird es derzeit einfach akzeptiert.

"Da steckt auch eine Gefahr drin", sagt Bachmayer. "Diesen Hype muss Kurz erst einmal bis zum Wahltag durchtragen. Auf derart hohem Niveau zu starten und bis zum Tag X nicht abzurutschen, ist eine Kunst."

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Die Kleinen im Minus

Der Wert von nur neun Prozent für die Grünen ist insofern zu relativieren, als der Rücktritt von Eva Glawischnig mitten in die Feldforschung platzte, und die Entscheidung für Ulrike Lunacek als Spitzenkandidatin noch gar nicht enthalten ist.

Für Neos wird es eng. Mit nur noch vier Prozent rutscht die jüngste Partei an die Einzugshürde in den Nationalrat ab.

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