Marco Pogo: "Ich empfinde mich auch als Staatsmann"

Dominik Wlazny, alias Marco Pogo, möchte am Stimmzettel für die Hofburg-Wahl stehen. Dazu muss er nun zunächst 6.000 Unterstützungserklärungen sammeln. Mit dem KURIER sprach er über die Gründe für seine Kandidatur, Alkohol und Galadinner.
KURIER: Wie darf ich Sie eigentlich ansprechen? Herr Pogo? Herr Dr. Wlazny?
Dominik Wlazny: Das überlasse ich komplett Ihnen. Aber nachdem ich jetzt doch Bestrebungen habe, das höchste Amt im Staate zu übernehmen, ist Herr Wlazny sehr passend.
Sie sind Musiker, studierter Mediziner, Bezirkspolitiker. Wie kommen Sie eigentlich auf die Idee, jetzt auch noch Bundespräsident werden zu wollen?
Das ist langsam in mir gewachsen. Je mehr ich mir die Geschehnisse in Österreich anschaue, desto mehr bin ich der Meinung, dass es eine gute Idee ist. Ich bin wirklich unzufrieden damit, was so alles passiert in diesem Land. Es ist Zeit, Politik neu zu denken. Und wenn meine Kandidatur dazu beitragen kann, dass die Leute drüber nachdenken, dann bin ich froh.
Es geht Ihnen also mehr um Präsenz und Aufmerksamkeit als darum, tatsächlich Bundespräsident zu werden?
Natürlich geht es mir um das Amt des Bundespräsidenten. Ich verstehe es fast schon als Bürgerpflicht, irgendwas zu tun, weil ich mich von keinem politischen Akteur in dem Land ernsthaft vertreten fühle. Das Amt gibt sehr viel her. Vor allem, dass man offen und aufrichtig Dinge ansprechen kann. Und das habe ich bei allem Respekt vor dem Amtsinhaber in den letzten Jahren doch sehr oft vermisst.
Dominik Wlazny alias Marco Pogo zu Gast im Checkpoint bei Elisabeth Hofer
Besorgt Sie die aktuelle Lage? Geopolitisch und auch in Österreich?
Ja, beides wirklich massiv. Es sind ganz, ganz fordernde Zeiten.
Sie haben sich sehr betroffen zum tragischen Tod von Lisa-Maria Kellermayr geäußert.
Ich habe größten Respekt davor, wie sie ihre Arbeit gelebt hat. Das Reagieren der Politik und der Behörden ist eine Schande. Das sind Krisen, die im Land passieren. Es ist beängstigend. Hier muss man schauen, dass man die Bude irgendwie zusammenhält.
Sollte in einer so schwierigen Lage das höchste Amt im Staat nicht von jemandem bekleidet werden, der sehr viel Erfahrung hat, der diesen Politikbetrieb kennt, der ein Staatsmann ist?
Über mich sagt man oft „Der kennt diesen Polit-Komplex nicht“. Ja, zum Glück. Ich will ihn auch gar nicht kennen. Ich will gar nicht wissen, was da alles gemauschelt wird. Dieser ganze verkrustete, versteinerte, alte politische Komplex ist mir extrem zuwider. Und übrigens empfinde ich mich auch als Staatsmann. Ich bin seit 20 Jahren in der Welt herum getourt. Das war auch eine Form von Repräsentanz und ein staatsmännisches Auftreten, wenn man so will. Also, dass ich diese repräsentative Komponente nicht erfüllen könnte, glaube ich überhaupt nicht. Dieses Amt sollte besetzt sein, mit der notwendigen Aufrichtigkeit, mit Herz, Hirn und Anstand und mit der Fähigkeit, Dinge auch offen anzusprechen. Ich empfinde die Rolle des Bundespräsidenten als moralische Richtschnur für das Land.
Wir führen hier ein sehr ernstes Gespräch. Gleichzeitig haben Sie gerad einen Bierbrunnen eingeweiht. Wie viel ist bei Ihnen Satire und wie viel Ernsthaftigkeit?
Das Leben kann sehr kurz sein und wir sollten uns die Zeit, die wir auf Erden verbringen dürfen, halbwegs erträglich gestalten. Ich habe riesengroßen Spaß dabei, einen Bierbrunnen zu eröffnen. Das war ein Wahlversprechen und das habe ich gehalten. Ich finde das witzig und viele, viele andere auch. Aber manchmal ist der Spaß auch vorbei. Es gibt Momente, in denen ich ein ganz normaler Typ bin, der sich Gedanken darüber macht, was falsch in diesem Land läuft.
Es wurde Ihnen auch vorgeworfen, Sie würden Alkoholismus verharmlosen oder sogar befeuern.
Als Arzt bin ich mir voll und ganz bewusst, was Alkohol mit dem menschlichen Körper anrichten kann. Ich habe in eineinhalb Jahre Kommunalpolitik in Wien etliche Anträge dazu gestellt, wie man suchtkranken Menschen helfen kann.
Würde Ihnen das Amt des Präsidenten denn überhaupt Spaß machen? Staatsempfänge, diplomatisches Geplänkel, Opernball?
Was mir großen Spaß machen würde, wäre, Ungerechtigkeiten deutlicher anzusprechen. Das würde dem Ganzen so viel Sinnhaftigkeit geben, dass ich dann auch gern bei einem Galadinner dabeisitze. Ich kann zum Glück auch mit Messer und Gabel essen und weiß, wenn Sushi käme, dass ich die Stäbchen nehmen. Und wer weiß, vielleicht geht man dann einmal zur Abwechslung mit dem spanischen König in eine dieser großartigen Gaststätten in Wien. Vielleicht kann man auch diese verkrusteten Strukturen aufbrechen.
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