Bayern: Wirtschaftserfolg mit Schattenseiten

Bayern übt Spagat zwischen Bauern im Allgäu und der IT-Branche in München
Der Freistaat verzeichnet Spitzenwerte beim Wachstum - aber kämpft mit unleistbare Mieten, Staus und Funklöchern

Laptop und Lederhose“ lautete der CSU-Slogan, mit dem Ministerpräsident Edmund Stoiber Ende der 1990er eine Brücke zwischen Tradition und Moderne schlagen wollte. Der Spagat vom Bauern im Allgäu zum IT-Start-up in München sei allerdings schwieriger geworden, sagt Andreas Haidenthaler, Österreichs Wirtschaftsdelegierter in München: „Die Bevölkerung ist vielfältiger und zersplitterter.“ Was zum Teil die europaweite Erosion großer Volksparteien erkläre. Wer aus Berlin, Hessen oder Westfalen nach München gezogen ist, kann eben mit der bayrischen „Mia san mia“-Mentalität wenig anfangen.

Dabei gäbe Bayerns Wirtschaftsentwicklung wenig Grund zur Klage. 2,9 Prozent Wachstum im Vorjahr sind deutschlandweit spitze. Die Schulden sind niedrig, Arbeitslosigkeit ist mit 2,8 Prozent praktisch inexistent.

Gigantische Mieten

Allerdings ist Bayern Opfer des eigenen Erfolgs: Wegen des starken Zuzugs sind die Mietpreise extrem hoch: durchschnittlich 16,40 Euro pro Quadratmeter wurden 2017 verlangt. Wohnraum ist für die Jüngeren praktisch unleistbar. Um den typischen deutschen Kaufpreis für eine Immobilie von 242.000 Euro erhält ein Käufer in München winzige 44 Quadratmeter. Auf Kindergartenplätze heißt es warten, die Infrastruktur ist an die Grenzen der Belastbarkeit geraten: 20 Kilometer Stau auf der A8 nach Stuttgart – zweispurig, ohne Pannenstreifen – sind keine Seltenheit; ebenso wenig Mobilfunk-Löcher oder S-Bahn-Ausfälle. Dabei soll der Großraum München in fünf bis zehn Jahren um weitere 300.000 Personen wachsen .

Ungeachtet des Wahlausgangs macht sich Haidenthaler um die Handelsbeziehungen keine Sorgen. „Österreich genießt einen sehr gut en Ruf, es gibt kaum etwas, das wir nicht nach Bayern verkaufen.“ In der rot-weiß-roten Exportstatistik kommt der Freistaat mit Ausfuhren im Wert von zuletzt 16,3 Mrd. Euro sogar vor den USA. Ganze 1400 rot-weiß-rote Niederlassungen gibt es, das ist die Hälfte aller Vertretungen in Deutschland. Ist Bayern so etwas wie Österreichs zehntes Bundesland? „Ja, das könnte man fast glauben“, lacht Haidenthaler.

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