Transparenzplattform stellt Infos zu Kandidaten bereit

Ein Tisch mit Wahlkampfmaterialien verschiedener Parteien, darunter Neos, Grüne und FPÖ.
Webseite "Meine Abgeordneten" veröffentlicht Nebenbeschäftigungen und Vernetzungen.

Die Plattform "Meine Abgeordneten" hat rechtzeitig zur Wien-Wahl alle aussichtsreichen Kandidaten erfasst. 46 neue Dossiers mit Lebensläufen, Nebenbeschäftigungen und Vernetzungen wurden erstellt und fast hundert aktualisiert. Zum vierten Geburtstag der Webseite präsentierten die Verantwortlichen bei einer Pressekonferenz am Montag außerdem das neue Design und weitere Funktionen.

Grafische Darstellung der Sitzverteilung im österreichischen Parlament auf meineabgeordneten.at.

Auf besonderes Interesse würden die Verknüpfungen und Netzwerke der Personen stoßen, sagte Paul Beyer-Klinkosch, Vorstandsmitglied von Respekt.net, dem Eigentümer von "Meine Abgeordneten": "Wer ist mit der Raiffeisenkasse verbandelt, wer Mitglied in der Industriellenvereinigung?" Neue Filter ermöglichen nun verknüpfte Abfragen nach verschiedensten Kriterien. Die Zusammenhänge werden in Netzwerkdiagrammen dargestellt.

Nebenbeschäftigungen und Tweets

Außerdem scheinen auf der Homepage die Tweets aller Abgeordneten, die auf der Plattform vertreten sind, auf. Die neue Webseite ist unter beta.meineabgeordneten.at abrufbar. Bis alle "Kinderkrankheiten" beseitigt sind, laufen beide Versionen der Webseite.

Neben den Lebensläufen der aussichtsreichsten Kandidaten zur Wien-Wahl wurden auch jene der Listenersten der sieben Kleinparteien recherchiert. "Was uns sehr überrascht hat, war die berufliche Zusammensetzung der beiden Regierungsparteien", sagte Redaktionsleiterin Marion Breitschopf. Von den neun neuen SPÖ-Kandidaten arbeiten alle im Parteiumfeld bzw. im stadtnahen Bereich. Ähnlich verhalte es sich bei den Grünen. Fünf der sechs neu recherchierten Kandidaten sind beruflich für die eigene Partei tätig. Quereinsteiger oder Menschen jenseits des Parteiestablishments seien auf den sicheren Listenplätzen nicht vertreten.

"Eigenwillige" Listengestaltung der FPÖ

Besonders viele neue Dossiers wurden für die ÖVP erstellt, die ihre Liste komplett umgestellt habe. Durch eine "eigenwillige" Listengestaltung falle die FPÖ auf: So kandidiert Ursula Stenzel nicht nur auf Platz 3 der Landesliste, sondern auch in den bürgerlichen Wahlkreisen Döbling, Innen-West und Zentrum. Auch Parteichef Heinz-Christian Strache kandiert nicht nur auf dem ersten Platz der Landesliste. Er führt die Wahlkreislisten in den Flächenbezirken Simmering, Floridsdorf, Donaustadt und Favoriten an. Zusammengetragen wurden die Informationen aus öffentlich zugänglichen Quellen. Während manche Kandidaten bereitwillig Informationen hergeben würden, finde man zu anderen kaum etwas, kritisierte Breitschopf.

Heinz-Christian Strache und eine weitere Person bei einer Wahlkampfveranstaltung der FPÖ Wien.
ABD0131_20150904 - WIEN - ÖSTERREICH: FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache und Ursula Stenzel anlässlich des Wahlkampfauftaktes der FPÖ am Freitag, 4. September 2015 in Wien. - FOTO: APA/HERBERT PFARRHOFER

Neu im Senior Advisory Board von Respekt.net ist die durch die Leitung der Hypo-Untersuchungskommission bekannt gewordene ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofs, Irmgard Griss. Sie werde künftig ihre Expertise als Juristin und Beobachterin der österreichischen Politik einbringen.

Politiker Verantwortung spüren lassen

In Zeiten, in denen zu Recht nach einem Persönlichkeitswahlrecht verlangt werde, sei die Plattform eine wichtige Quelle. "Je mehr man über die Persönlichkeit der Abgeordneten weiß - wie sind sie vernetzt, in welchen Kreisen bewegen sie sich - desto eher kann man einschätzen, ob sie das durchsetzen werden, was sie versprechen", sagte Griss. Auch die Politiker selbst würden dadurch eine stärkere Verantwortung gegenüber den Wählern spüren.

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