Weiter Warten auf Schönborns Nachfolger

„Kritisch, aber stabil“ lautet seit Tagen der Befund zum Gesundheitszustand von Papst Franziskus. Zur „Stabilität“ gehört jedenfalls auch, dass der Pontifex in seinen Krankenräumlichkeiten im zehnten Stock der Gemelli-Klinik, soweit es möglich ist, seinen Amtsgeschäften nachgeht. Unter anderem ernannte er kürzlich etliche Bischöfe, darunter Erzbischöfe für Vancouver (Kanada), Dakar (Senegal) und Tuxtla Gutierrez (Mexiko).
Nicht darunter: der Erzbischof von Wien. Dieser Sitz ist seit dem vom Papst angenommenen Rücktritt von Kardinal Christoph Schönborn mit 22. Jänner vakant. Die Erzdiözese Wien wird interimistisch von einem Apostolischen Administrator geleitet: Josef Grünwidl, zuletzt Bischofsvikar, davor u. a. Pfarrer von Perchtoldsdorf. Seither war nicht viel zu hören – auch Grünwidl selbst ist, abgesehen von einem Auftritt im ORF-Religionsmagazin „Orientierung“ sowie einem Interview mit Diözesanmedien, nicht an die Öffentlichkeit getreten. Bei der Bestellung Grünwidls war von sechs bis acht Wochen die Rede, bis die Entscheidung über einen neuen Erzbischof fallen könnte. Das wäre dann also Mitte März.
Nicht auszuschließen ist, dass Grünwidl selbst das Amt übernimmt, auch wenn er, damit konfrontiert, gemeint hat, die Frage stelle sich für ihn nicht. Er muss sie sich freilich einstweilen auch gar nicht stellen – entscheidend ist zunächst, ob sie sich in Rom jemand gestellt hat.
Einer der als möglicher Schönborn-Nachfolger gehandelten Kandidaten ist mittlerweile vermutlich aus dem Rennen (falls er je drinnen war): Der Benediktinerpater Bernhard Eckerstorfer, zuletzt Rektor der Ordenshochschule Sant’Anselmo in Rom, wurde nur drei Tage nach Schönborns Rücktritt zum Abt seines Klosters, Stift Kremsmünster (OÖ), für zwölf Jahre gewählt. Eckerstorfer (* 1971) wäre freilich auch dann erst Mitte 60 …
Wechsel bei Lutheranern
Auch an der Spitze der evangelisch-lutherischen Kirche Österreichs (A. B. – Augsburger Bekenntnis) steht übrigens heuer ein Wechsel an. Im Mai erfolgt die Wahl eines Nachfolgers von Bischof Michael Chalupka, der mit Ende des kommenden Jahres in Pension geht. Die Synode, in deren Rahmen die Wahl stattfindet, tagt am 22. und 23. Mai in Wien. Der frühere Leiter der Hilfsorganisation Diakonie (vergleichbar der katholischen Caritas) ist seit September 2019 Bischof der knapp 250.000 Mitglieder zählenden Kirche.
Als eine mögliche Nachfolgerin wird die derzeitige Direktorin der Diakonie, die evangelische Theologin und ehemalige Journalistin Maria Katharina Moser genannt. Sie wäre die erste Frau in dieser Funktion.
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