Warum Polaschek nichts von Änderungen bei Studiengebühren und viel von der ÖH hält

Warum Polaschek nichts von Änderungen bei Studiengebühren und viel von der ÖH hält
Der Wissenschaftsminister wünscht sich mehr „Sponsoring“ für Unis und erklärt, wie die Zusammenarbeit mit der Hochschülerschaft (ÖH) läuft.

In einem universitären Umfeld wollte Bildungs- und Wissenschaftsminister Martin Polaschek über die Finanzierung der Hochschulen, Studienförderung und die ÖH-Wahl sprechen. Zum Interview traf ihn der KURIER in der Stiegl-Ambulanz am Campus der Uni Wien.

KURIER: Wir befinden uns mitten im ÖH-Wahlkampf. Ein Hauptthema ist dabei die Finanzierung der Hochschulen. Was ist Ihr Zugang? Wie viel soll der Staat leisten?

Martin Polaschek: Die öffentlichen Universitäten sind vorrangig durch den Staat finanziert. In Österreich gibt es im Vergleich zu anderen Ländern wenig private Mittel, die dazu kommen. Das ist eine Kulturfrage und so zur Kenntnis zu nehmen. Es wäre natürlich schön, wenn mehr Sponsoring für Universitäten stattfinden würde. Mein Ziel ist, dass die Unis in Zukunft eine gute finanzielle Basis haben, und daran arbeite ich intensiv.

Sollen mehr Drittmittel für die Hochschulen von Unternehmen kommen?

Die Fachhochschulen haben eine andere Finanzierungsstruktur und ein Studienangebot, das praxisnah ausbildet. Darum gibt es dort mehr Drittmittel von den Unternehmen. An den Universitäten gibt es die Grundlagenforschung und Studien mit einer stärkeren Grundlagenorientierung. An den Unis wird der Hauptanteil weiterhin vom Staat kommen, weil das die Unabhängigkeit der Universitäten und somit der Grundlagenforschung gewährleistet.

Die Junos fordern eine Finanzierung über nachgelagerte Studiengebühren, die man zahlt, wenn man berufstätig ist. Wie stehen Sie dazu?

Ich bin der Ansicht, dass das System, das wir jetzt haben, sich gut bewährt hat. Daran will ich nichts ändern.

Österreich fehlt es an Ärzten. Der Kanzler will Medizinstudenten dazu verpflichten, nach dem Abschluss für eine gewisse Zeit in Österreich zu bleiben. Eine gute Idee?

Grundsätzlich ja. Die Frage ist, wie das umsetzbar ist. Das ist auch ein europarechtliches Thema. Dafür wird es entsprechende Arbeitsgruppen geben, die diese Fragen klären.

Wären nicht mehr Studienplätze die einfachere Lösung?

Wir haben eine maßvolle Steigerung der Studienplätze für die nächsten Jahre geplant. Eine weitere Erhöhung würde das Problem aber nicht lösen. Wir haben ja bereits jetzt genügend Absolventinnen und Absolventen. Das bedeutet aber nicht, dass die auch im Land bleiben. Wenn man die Zahl der Studienplätze massiv erhöht, haben wir auch wieder ein Problem mit den Betreuungsrelationen. Das können wir nicht einfach so eins zu eins aufstocken.

Die Teuerung führt gerade bei den Studierenden zu finanziellen Schwierigkeiten. Was tun Sie dagegen?

Wir haben die Studienförderung um 14 Prozent erhöht. Neu ist auch, dass eine regelmäßige Valorisierung stattfindet. Und es ist eine Neuregelung der Studienbeihilfe für behinderte Studierende geplant.

Sollen Studierende nebenbei arbeiten oder sich nur auf das Studium konzentrieren?

Unser System gibt den Studierenden die Möglichkeit, das für sich selbst zu entscheiden. Früher, als ich studiert habe, war das klassische Bild, sich hauptberuflich auf das Studium zu konzentrieren. Man hat versucht, möglichst rasch fertig zu werden, um einen Beruf zu ergreifen und Geld zu verdienen. Dafür hat man es ganz bewusst auf sich genommen, während des Studiums weniger finanziellen Spielraum zu haben. Heute haben die jungen Menschen andere Bedürfnisse. Mir ist es wichtig, dass sie alle Möglichkeiten haben und frei wählen können.

Wenn ich also etwa Vollzeit Medizin studiere und kein Geld von meinen Eltern bekomme, macht der Staat es möglich, dass ich nicht nebenbei arbeiten muss?

Ja, schauen sie sich unsere Förderstrukturen an.

Das wissenschaftliche Personal an den Unis kritisiert stark, dass die Dienstverträge meist befristet sind.

Ich verstehe, dass am liebsten alle unbefristete Arbeitsverträge hätten. Wir müssen aber dafür Sorge tragen, dass immer wieder neue, junge Leute die Möglichkeit haben, eine Zeit lang an der Uni zu arbeiten. Hier sind auch die Universitäten gefordert, entsprechende Varianten zu finden. Das ist aber an vielen Universitäten auch gelungen.

Wie werden sich die aktuellen Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz auf die Hochschulen auswirken? Werden Studierende noch arbeiten schreiben?

Die Universitäten nehmen das sehr ernst. Es gibt an mehreren Universitäten bereits Arbeitsgruppen, die sich intensiv damit befassen. Wir werden sehr genau darüber nachdenken müssen, wie künftig universitärer wie auch anderer Unterricht und die Forschung aussehen werden. Es wird in vielen Bereichen zu einer massiven Änderung kommen. Aber die KI beinhaltet auch riesige Chancen.

Zurück zur ÖH-Wahl: Wie hat die Zusammenarbeit mit der ÖH funktioniert in den letzten zwei Jahren?

Es gibt ein Jour fixe mit dem Ministerium und ich treffe mich mit der Bundes-ÖH, wenn es konkreten Bedarf gibt. Es ist ihre Aufgabe, die Interessen der Studierenden zu vertreten. Und ich lege großen Wert auf die Anliegen der Studierenden. Das habe ich auch schon als Rektor immer getan. Deswegen setzen wir uns auch intensiv mit der ÖH auseinander. Genau deshalb ist es so wichtig, dass viele wählen gehen. Denn nur so kann garantiert werden, dass auch ihre Interessen durch die ÖH vertreten werden.

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