Warum Dänemark weltweit als Vorbild beim Klimaschutz gilt

DENMARK-ENERGY-ORSTED
Alle einer Meinung. Ein Geheimnis: Dass die Klimakrise real und Klimapolitik unbedingt notwendig ist, bezweifelt kaum wer.

Seit 2005 veröffentlicht die deutsche Organisation „germanwatch“ jedes Jahr den CCPI – den Climate Change Performance Index. Bei diesem Ranking der Klimapolitik aller Staaten sind die ersten drei Plätze traditionell leer – kein Land erfüllt aus Sicht der NGO die notwendigen Anforderungen angesichts der Dringlichkeit der Klimakrise.

Aber auf Platz 4 landet ebenso schon traditionell Dänemark und gilt damit als „weltweit bestes“ Land beim Klimaschutz. Warum ist das so? Was machen die Dänen anders – und was können andere Staaten davon lernen?

Beim CCPI werden vier Bereiche analysiert, die Treibhausgas-Emissionen, der Anteil und Ausbau der erneuerbaren Energien, der Energieverbrauch und die Klimapolitik und -ziele.

So sieht der Danish Climate Council das Land auf Kurs, das Ziel von minus 70 Prozent Treibhausgase bis 2030 (gegenüber 1990) zu erreichen – für die EU-27 gilt minus 55 Prozent, für Österreich nur minus 48 Prozent. Dieser Klimarat kann unabhängig agieren und macht Druck, Klimaziele gegebenenfalls nachzuschärfen, wenn das nötig und möglich ist. Dänemark führte 2024 als erstes Land der Welt eine Methan-Steuer für die Tierhaltung (Kühe, Schweine) ein, die ab 2030 greift und Teil eines großen Klimapakets ist, um die Emissionen zu senken und Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen.

Windkraftland Nummer 1

Dann führen die Dänen bei Offshore-Wind und entwickeln weiter Infrastruktur in der Nord- und Ostsee. Der dänische Windkraftpionier Vestas ist (noch) die größte Windkraftfirma der Welt, China holt hier massiv auf. Fast 60 Prozent des dänischen Stroms wird durch Windkraft erzeugt, ein Rekordwert.

Dänemark engagiert sich beim Klimaschutz außerdem aktiv international und stellt Finanzierung bereit, um Verhandlungen/Initiativen zu weltweiten Klimainstrumenten und Anpassungsfinanzierung möglich zu machen.

Dann gilt nach einer 2018 erschienenen Review-Studie die Energieversorgung der Hauptstadt Kopenhagen als die wahrscheinlich am besten konzipierte der Welt: Sie ist sektorenübergreifend gestaltet und vernetzt Stromerzeugung, Fernwärme, Erdgas, Fernkälte und Müllverbrennung in einem integrierten System. Das Fernwärmenetz besteht seit 1984 und versorgt etwa 270.000 Haushalte bzw. 90 Prozent der Einwohner Kopenhagens.

Der dänische Climate Act mit dem erwähnten Minus-70-Prozent-Ziel bis 2030 hatte zudem eine breite Parlamentsmehrheit, acht von zehn Parlamentsparteien stimmten dem Gesetz zu. Die Parteien, auch weit ins linke und rechte Spektrum hinein , sehen die Notwendigkeit eines funktionierenden, internationalen Klimaschutzes. Die Reduzierung der Abhängigkeit von kostspieligen Energieimporten spielt ebenfalls eine Rolle in der dänischen Klimadebatte.

Und nicht zuletzt liegt die dänische Hauptstadt gerade einmal 24 Meter über dem Meeresspiegel – die Dänen wissen also um die Verletzlichkeit des Landes beim erwarteten Meeresspiegelanstieg.

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