Buwog-Prozess: Grasser muss nun doch auf Anklagebank sitzen

Buwog-Prozess: Grasser muss nun doch auf Anklagebank sitzen
Verteidiger wie Angeklagte hatten sichtlich wenig Freude, ihre bisherigen Plätze aufzugeben.

Zwei Jahre nach Beginn des Grasser-Prozesses hat heute am 131. Verhandlungstag Richterin Marion Hohenecker einen lang gehegten Wunsch der meisten Angeklagten und Verteidiger erfüllt - und trotzdem wenig Begeisterung geerntet. Nachdem seit Prozessstart am 12. Dezember 2017 von den Angeklagten die Sitzordnung im Großen Schwurgerichtssaal moniert wird, hat die Richterin heute umgruppiert.

Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser und der mitangeklagte Ex-FPÖ-Generalsekretär Walter Meischberger mussten ihre Sessel samt Tische gegen die harte Anklagebank tauschen, auf der normalerweise die Angeklagten zu sitzen haben. Aufgrund der großen Anzahl der Angeklagten in diesem Prozess im Wiener Straflandesgericht ist auf dieser aber nicht genug Platz, wodurch alle Angeklagten samt Anwälte zwei eigene Sitzreihen vis a vis der Richterin erhalten haben.

Wer sieht in die Unterlagen?

Dies passte aber vielen Angeklagten und deren Verteidigern nicht, sie fühlten sich durch die etwas tiefere Sitzposition benachteiligt. Außerdem befürchten sie, dass anwesende Gäste und Journalisten in ihre Unterlagen schauen könnten. Die Richterin hat daraufhin die ersten drei Sitzreihen im Saal für die Verteidigung reserviert.

Da am heutigen Prozesstag nur ein kleiner Teil der Angeklagten anwesend sein musste, war heute ausnahmsweise genug Platz auf der Anklagebank. Verteidiger wie Angeklagte hatten sichtlich wenig Freude, ihre bisherigen Plätze aufzugeben, was die Richterin mit folgenden Worten quittierte: "Sie rügen seit dem 12. Dezember 2017, dass Sie unten sitzen müssen. Jetzt können Sie da sitzen, das ist ganz einfach." Meischberger meinte in Richtung Richtersenat: "Es wird trotzdem Weihnachten." Antwort der Richterin: "Das ist nicht so in meinem Focus."

Der teilgeständige Ex-Lobbyist Peter Hochegger, der die Sitzordnung nicht beeinsprucht hatte, durfte übrigens seinen Sitzplatz behalten.

Richterin Hohenecker setzte sich heute noch einmal durch: Der für heute geladene Zeuge Günter Weiss, ehemals Vorstand bei der Meinl Bank, hatte sich via Fax eigentlich gesundheitsbedingt für seine heutige Zeugenaussage kurzfristig entschuldigt. Nachdem das Fax von der ehemaligen Meinl Bank kam, griff die Richterin zum Telefon und rief bei dem Geldinstitut an, um sich dort mit Weiss verbinden zu lassen - der prompt abhob und dann doch sein Kommen zusagte, was er auch einhielt.

Die Befragung von Weiss ist für den ganzen heutigen Verhandlungstag angesetzt. Und auch morgen soll er noch einmal im Großen Schwurgerichtssaal des Wiener Straflandesgerichts aussagen, wenn es noch Fragen gibt. Morgen, Donnerstag, wird auch Banker Julius Meinl als Zeuge aussagen. Er erscheint aber nicht persönlich, er wird via Videokonferenz aus Prag zugeschaltet.

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