Train of Hope Mitgründer: "2015 dürfte sich in vielerlei Hinsicht wiederholen"

Train of Hope Mitgründer: "2015 dürfte sich in vielerlei Hinsicht wiederholen"
Menschenrechtsaktivist Julian Pöschl spricht über Parallelen und Unterschiede zwischen 2015 und der aktuellen Debatte rund um die Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan.

Als im Septebmer 2015 - vor genau sechs Jahren -  der Flüchtlingsstrom aus Syrien nach Europa einsetzte, hat Julian Pöschl (28) am Wiener Hauptbahnhof die Train of Hope Bewegung mitbegründet und die Arbeit der Freiwilligen koordiniert. Mit dem KURIER blickt der Menschenrechtsaktivist zurück und spricht über die aktuelle Situation.

Herr Pöschl, wir hören jetzt überall, das Jahr 2015 darf sich nicht wiederholen. Wie sehen Sie das?  

Ich halte das für menschenverachtend und zynisch. Ein Jahr kann sich nicht wiederholen. Aber wir lassen außer Acht, dass 2015 in vielerlei Hinsicht ein sehr gutes Jahr war. Es hat gezeigt, dass es in Österreich hunderte, tausende Menschen gibt, die bereit sind, Empathie zu zeigen, für andere da zu sein und die, selbst wenn sie davor noch nie politisch aktiv waren, auch mit am Bahnhof standen und angepackt haben. Viele Menschen, die 2015 hergekommen sind, sprechen heute perfektes Deutsch, versuchen sich zu integrieren, ihr Bestes zu geben und dem Staat etwas zurückzugeben. Wenn ich mir das anschaue, kann ich einfach nur sagen: 2015 dürfte sich in vielerlei Hinsicht wiederholen.  

Wie interpretieren Sie denn die Aussagen, 2015 darf sich nicht wiederholen? Was ist damit gemeint? 

Wenn  Sebastian Kurz oder Armin Laschet sagen, 2015 darf sich nicht wiederholen, dann geht es ihnen um die fehlende Lenkung und fehlende Ordnung. Aber 2015 war ja kein Versagen der Zivilgesellschaft, kein Versagen der Menschen, die auf der Flucht waren. Es war ein Versagen der Politik. Wir konnten schon Monate davor sehen, dass Menschen sich auf den Weg machen, dass ganze Gruppen von Menschen einfach nicht mehr wissen, wohin und Richtung Europa gehen. Das war nicht von einem Tag auf den anderen. Aber politisch ist es natürlich deutlich leichter, Menschen in Angst vor Zuwanderung zu versetzen damit Wählerstimmen zu fangen. 

Kommentare