Teuerung: Forschung fehlt halbe Milliarde, jetzt droht "Brain Drain"

Auch vor der Forschung macht die Teuerung der vergangenen eineinhalb Jahre nicht halt. Der Forschung fehlen in Österreich 500 Millionen Euro für die kommenden drei Jahre. Das sind rund 10 Prozent des Pakts für Forschung, Technologie und Innovation (FTI) für die Jahre 2024-2026.
Am Freitag haben in einem Schulterschluss die Chefs der wichtigsten Forschungseinrichtungen, Heinz Faßmann, Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), und Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), in einem Pressegespräch auf die Notlage aufmerksam gemacht.
Die fehlenden Mittel betreffen demnach sowohl die angewandte Forschung als auch die Grundlagenforschung. Bei allen vergangenen Verhandlungen sei die Teuerung noch kein Thema gewesen, daher müsse jetzt rasch gehandelt und ein entsprechender Nachtrag im kommenden Budgetgesetz berücksichtigt werden, so Egerth und Faßmann.
Den Wissenschaftsmanagern geht es um Österreichs Anspruch, zum internationalen Spitzenfeld aufzuschließen, den Forschungsstandort Österreich zu stärken und auf Exzellenz zu fokussieren. Ohne eine deutliche Budgeterhöhung verlasse die Forschung den gesetzlich vorgegebenen Wachstumspfad und eine „Rückkehr zum Mittelmaß“ sei so programmiert.Mehr noch: Wir nicht ausreichend Geld nachverhandelt, drohe ein „Brain Drain“, also eine Abwanderung der besten Köpfe aus Österreich.
Faßmann erklärt: „Wir haben wenige nennenswerte Rohstoffe, wir leben von Innovationen und diese fallen nicht vom Himmel, sondern müssen hart in den Forschungsinstituten erarbeitet werden. Wir haben bisher die gestiegenen Kosten für Energie, Personal, Miete und Material ohne Hilfe der öffentlichen Hand getragen, nun sind unsere Reserven aufgebraucht.“ Und es könne nicht sein, „dass wir am Sonntag den Nobelpreis feiern und am Montag die budgetären Möglichkeiten für die Spitzenforschung beschneiden“.
Und seine Kollegin vom FFG mahnt: „Bei gleicher Finanzierung lassen sich weniger Forschung und Entwicklungs-Projekte umsetzen und die angestrebten Forschungsziele nicht erreichen. Ein Gegensteuern ist notwendig, durch Anpassung der Budgets und Förderung von Kooperationen.“
Im Wissenschaftsministerium ist man sich der Brisanz bewusst: „Wir erkennen den zusätzlichen Budgetbedarf von Seiten der außeruniversitären Forschungseinrichtungen, insbesondere in der Grundlagenforschung, durchaus an“, heißt es dazu auf KURIER-Nachfrage. „Im Zuge der laufenden Leistungsvereinbarungs- und Finanzierungvereinbarungsverhandlungen befinden wir uns bereits in sehr gutem Austausch mit unseren Einrichtungen.“ Der Minister werde den zusätzlichen Bedarf „im Zuge der laufenden Verhandlungen sowie der bevorstehenden Budgetverhandlungen mit dem Finanzministerium“ aufgreifen.
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