Stronach vs. Strache: „Action-Film war das nicht“

Die Konfrontation begann mit Artigkeiten. „Er ist ein guter Hecht im Karpfenteich“, sagte Frank Stronach über Heinz Christian Strache. „Stronach verdient für seine wirtschaftliche Leistung Anerkennung“, sagte Strache über den Magna-Gründer.
Der FPÖ-Chef legte die Debatte dann doch etwas konfrontativ an. Er warf ihm vor, es sich in Steueroasen gerichtet zu haben. Und er kritisierte Stronachs Eintreten für die Todesstrafe. Strache: „Ich bin froh, dass wir die Todesstrafe überwunden haben. Ich will nicht den Henker spielen.“ Stronach zog prompt zurück, sein Team sei gegen die Todesstrafe, er habe nur seine persönliche Meinung gesagt. Einig waren die beiden wieder, dass es für Kinder- und Frauenschänder lebenslänglich geben müsse.
Stronach attackierte Strache indirekt, indem er sich gegen Berufspolitiker aussprach. Strache konterte, er sei Kleinunternehmer gewesen und habe fünf Beschäftigte gehabt. Stronach solle sich nicht aufspielen „wie ein Oligarch“.
Die Konfrontation zwischen Glawischnig und Bucher lesen Sie hier.
Die besten Zitate des Duells:
Zuwanderung
Ingrid Thurnher fragte Strache: „Sie hätten Stronach nicht hinein gelassen in Kanada ohne Geld und ohne Englischkenntnisse, oder?“ Stronach nahm den Ball auf: „Ich habe Glück gehabt, dass Strache nicht Innenminister in Kanada war, da hätte ich keine Einreisebewilligung bekommen.“ Bei der Ausländerpolitik grenzte sich Stronach ab: Wenn Facharbeiter benötigt werden, solle man „nicht rassistisch sein“. Strache ist hingegen für einen Zuwanderungsstopp aus Nicht-EU-Ländern.
Übereinstimmung gab’s beim Euro. Der sei „ein Fass ohne Boden“, man müsse aus dem Euro raus. Gleichklang gab’s auch im Gesundheitsbereich: Mehr Prävention, weniger Sozialversicherungsanstalten. Beide Parteichefs sind gegen die Privatisierung von Infrastruktur. Dissonanz gab’s über die ÖBB, die Strache nicht privatisieren will. Stronach: „Die ÖBB ist ein Abstellgleis für SPÖ-Funktionäre. Strache ist für Funktionäre, damit die Politik ihre Freunderlwirtschaft weiter machen kann, und dann kommt es zu Korruption.“
Bei der Bildung sprachen sich beide dafür aus, „weniger arbeitslose Akademiker“ auszubilden, stattdessen mehr Facharbeiter.
Frage Thurnhers an Stronach: „Wen haben Sie bisher gewählt?Sagen Sie nicht, Sie hätten Grün gewählt!“Stronach: „Die Grünen habe ich nicht gewählt, ich kann nicht wählen, was belämmert ist. Ich habe niemanden gewählt.“ Handshake zum Schluss.
„Ein Action-Film war das nicht“, urteilt OGM-Meinungsforscherin Karin Cvrtila. „Die beiden haben sich zu wenig von einander abgegrenzt. Wählern, die zwischen FPÖ und Team Stronach schwanken, hat das Duell keine Klarheit gebracht.“ Medientrainer Gerald Groß: „Beide haben Aggressionen vermieden und waren erstaunlich amikal.“
Frank Stronach:
Themenführerschaft
„Frank Stronach hat oft aufgelegte Bälle nicht verwertet und ist bei den Themen abgeglitten. Er hat Chancen vergeben“, urteilt Gerald Groß.
Schlagfertigkeit
„Stronach hat ein paar witzige Meldungen geschoben und schnell geschaltet – etwa bei der Aussage über die Grünen, dass er niemanden wählt, der belämmert ist“, sagt Groß. Cvrtila hat Stronach eher schwach gefunden.
Glaubwürdigkeit
Im Vergleich zu Strache habe der Neo-Politiker schelchter abgeschnitten, meint Cvrtila. Groß meint, Stronach habe seine Anhänger zufrieden gestellt.
HC Strache
Themenführerschaft
„Strache hat seine Positionen besser transportieren können“, sagt Karin Cvrtila. Strache war eindeutig besser bei der Themensetzung, sagt Groß.
Schlagfertigkeit
Karin Cvrtila findet, es waren beide wenig unterhaltsam. Gerald Groß meint, der eine oder andere lustige Ausspruch war dabei
Glaubwürdigkeit
FPÖ-Chef Strache habe seine Routine als Politiker besser ausspielen können und daher seine Politik glaubwürdiger über den Schirm gebracht, meint Cvrtila. Groß findet ebenfalls, dass Strache die Erwartungen seiner Klientel erfüllt habe.
Am Donnerstag traten im ersten TV-Duell FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Team-Stronach-Gründer Frank Stronach gegeneinander an.
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Startschuss: Erneut startet das Duell mit Einspielungen der beiden Kontrahenten über den jeweils anderen. Stronach: "Ich war niemals radikal". Strache spielt in den Filmen auf Stronachs Wohnsitze an - "Er ist kein Patriot."

Moderatorin Thurher sticht zu Beginn in Heinz-Christian Straches Wunde: Nach Stronachs Parteigründung müsse man nicht mehr über Straches Kanzleranspruch diskutieren. Strache überspielt: "Wir unterscheiden uns in vielen Bereichen", etwa bei der Haltung gegenüber der NSA und bei der Todesstrafen-Debatte.
Bei den vergangenen Landtagswahlen liefen viele FPÖ-Wähler zum Team Stronach, führt Thurnher an. "Man darf Äpfel nicht mit Birnen vergleichen", kontert Strache.
Todesstrafe: Das Team Stronach ist gegen die Todesstrafe, sagt Neo-Politiker Stronach. Die Strafen für Gewaltverbrechen sind aber seiner Ansicht nach zu niedrig - Gleichklang mit dem FPÖ-Chef. "Aber ich will nicht den Henker spielen", sagt Strache.
Berufspolitik: Strache ist Berufspolitiker - wenn es nach Wirtschaftsboss Stronach geht, reichen zwei Perioden. Doch einen richtigen Angriff startet der 81-Jährige nicht gegen seinen Kontrahenten. Bisher scheint sich Stronach zurückzunehmen.

Diesen Job erledigt Strache: "Das Gold macht nicht die Regel", spielt er auf das geflügelte Stronach-Wort an und zeigt das erste Taferl in die Kamera: die "Magna-Speisekarte".
Zuwanderung: Stronach kam dereinst mit nur 200 Dollar in der Tasche nach Kanada. Hätte Strache in einwandern lassen? Selbstverständlich, sagt Strache - wenn er Arbeit hat. Stronach: "Da habe ich Glück gehabt, dass Strache damals nicht Innenminister in Kanada war." Doch bei Thema Einwanderung ist auch Stronach streng: Österreich sei ein kleines Boot und man müsse je nach wirtschaftlicher Lage entscheiden.
Strache ist in seinem Element und führt osteuropäische Einwanderer ins Treffen. Einwanderungsstopp ja - von außerhalb der EU.
"Man muss schon aufpassen, dass man da nicht zu rassistisch ist", meint Stronach.
Währung: Was unterscheidet Sie in der Euro-Frage von Strache, fragt die Moderatorin. Für Stronach ganz klar: "Die Wirtschaft-Erfahrung" - und er bleibt dabei: Er will nicht zum Schilling zurück, er will eigene Euro-Währungen. Wann soll die Umstellung kommen? "Je früher, umso besser".

Strache lässt den Vorwurf, er habe keine Wirtschafts-Erfahrung, nicht auf sich sitzen. Stronach habe schon viel probiert, aber "Schuster, bleib' bei deinen Leisten". Der FPÖ-Chef will seinerseits eine Diskussion starten über einen Nord- und Südeuro und kritisiert den ESM.
Thurnher: "Teilen Sie die Meinung Straches zum Euro-Rettungsschirm?" Stronach: "Der hat so viel gesagt, hab ich gar nicht alles mitgekriegt."
Übrigens: Stronach liegt in der Redezeit zurück, die Diskussion verläuft bisher alles andere als scharf.
Gesundheit: Sollen gesund lebende Leute weniger zahlen? Die Effizienz könnte mit Verwaltungsabbau gestärkt werden, antwortet der FPÖ-Chef. Familien, Pensionisten, Arbeitnehmer - sie leiden laut Strache unter der aktuellen Politik.
Auch Stronach nimmt das Thema dankbar auf: Stichwort Funktionäre.
Thurnher versucht es erneut mit der Frage nach einem Bonussystem. "In einer zivilisierten Gesellschaft soll jeder Zugang haben", so Stronach. Doch die Prävention werde vernachlässigt.
Magna: Jetzt wird es der Moderatorin zu bunt: Die Herren seien sich zu einig. Strache nützt die Chance und führt erneut die "Magna-Speisekarte" an: Menschen, die etwa in der Politik standen und später bei Magna unterkamen. Auch die Namen Grasser und Hochegger fallen.
"Ich hab' mit dem Hochegger noch nie was zu tun gehabt. Ich kenn' ihn gar nicht", sagt Stronach.
Privatisierungen: Sollen weitere Unternehmen privatisiert werden? "Ich bin absolut dagegen", sagt der blaue Obmann. Etwa dass Stronach die ÖBB kaufen könnte, ist für Strache ein Graus. "Das wundert mich ein bisschen, er ist für Funktionäre", kontert Frank Stronach. Straßennetz und Wasser sind Eigentum der Bürger, und diese sollen Aktien bekommen. "Auch ich war kleiner Unternehmer..", setzt Strache an. "Wie viele Angestellte?", fragt Stronach. "Fünf. Sie kommen mir manchmal vor, wie ein Oligarch", wo jemand, der weniger hat, nichts zählt." Antwort: "Er hat wenigstens einen Beruf erlernt."

Die TV-Konfrontation im ORF zwischen Heinz-Christian Strache (FPÖ) und Frank Stronach (TS) am Donnerstag hat den bisher zweitgrößten Zuschauerzuspruch gefunden. Im Schnitt 774.000 Personen sahen das "Duell", bei einem Marktanteil von 30 Prozent. Mehr Zuschauer (841.000) konnte bisher nur die Debatte zwischen ÖVP-Obmann Michael Spindelegger und Strache verbuchen. Das zweite Donnerstag-Gespräch zwischen Eva Glawischnig (Grüne) und Josef Bucher (BZÖ) hatte im Schnitt 754.000 Seher (Marktanteil 29 Prozent).
Insgesamt verfolgten 1,398 Millionen Zuseher zumindest kurz die vierte Runde der von Ingrid Thurnher geleiteten Konfrontationen auf ORF 2. Die erste Runde zwischen Strache und Stronach erreichte dabei bis zu 810.000 Zuschauer, Runde Nummer zwei zwischen Glawischnig und Bucher hatte einen Spitzenwert von 862.000. Die 754.000 Seher im Schnitt bedeuten für diese Paarung das drittstärkste Zuseherinteresse aller bisherigen Konfrontationen.
Die nächste Runde steht am kommenden Dienstag zwischen Spindelegger und Glawischnig an, im Anschluss folgt SP-Chef Werner Faymann gegen Strache. Am Donnerstag trifft dann Strache auf Bucher, Glawischnig "duelliert" sich mit Stronach. Am Dienstag vor der Wahl kommt es dann zum Zusammentreffen von Faymann und Spindelegger

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