Wo die wechselhaften Wähler zu Hause sind
Der wichtigste Wahlkreis für alle Parteien trägt die Nummer 1: In Graz und Graz-Umgebung ist ein Drittel aller Wahlberechtigten zu Hause; exakt sind es 312.947 potenzielle Wähler. Es gibt die meisten Mandate zu vergeben, 15 nämlich. Landtagswahlen werden dort gewonnen oder verloren.
"Das ist der entscheidende Wahlkreis", betont Politologe Peter Filzmaier. "Und der spannendste. Die Gesellschaft ist hier so bunt, dass sich jede Partei ihre Wähler rauspicken kann."
In vier Wahlgängen seit 2010 hüpfte das urbane und urban angehauchte Wahlvolk von Partei zu Partei. Lag etwa die SPÖ bei den Landtagswahlen 2010 in Graz noch an der Spitze, war es bei den Gemeinderatswahlen zwei Jahre später die ÖVP. Besonders blamabel für die Landeshauptmann-Partei war ihr Abschneiden eben bei diesen Wahlen: Sie rutschte an die dritte Stelle, hinter die KPÖ.
Bunt gemischt
Die Sprunghaftigkeit macht den Wahlkreis 1 für die Parteien neun Tage vor den Landeswahlen kaum kalkulierbar. Zumal im Speckgürtel rund um die Landeshauptstadt eine ganz andere Farbenlehre herrscht, als in Graz selbst: Bei den Nationalrats- und EU-Wahlen lagen die Blauen vorne, bei den Landtagswahlen 2010 gewann Rot. Bei den Kommunalwahlen im vergangenen März waren die Schwarzen deutlich an der Spitze, die FPÖ kam nur noch auf Platz drei.
"Im städtischen Umfeld sind die Wähler mobiler, das ist eine Binsenweisheit", sagt Filzmaier. "In der Uni-Stadt können die Grünen punkten, durch den hohen Anteil an Selbstständigen vielleicht auch die NEOS. Es ist ein eher bürgerlicher Lebensstil, aber es wird auch liberaler gedacht."
Für die kleineren Parteien geht es außerdem um das landespolitische Überleben: Nur in diesem Wahlkreis haben Grüne und KPÖ eine Chance, ein Grundmandat zu erringen. Das ist nötig, um überhaupt in den Landtag zu kommen. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern reicht es in der Steiermark nämlich nicht aus, eine landesweite Prozenthürde zu überspringen.
In Graz und Umgebung ist so ein Direktmandat wegen der meist viel niedrigeren Wahlbeteiligung zwar billiger als im übrigen Bundesland, 10.755 Stimmen kostete ein Grundmandat zuletzt. Doch diesmal ist mehr nötig: Weil der Landtag um acht Sitze geschrumpft ist, könnten für ein Mandant nun bis zu 12.500 Stimmen nötig sein.
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