SPÖ-Rebell Kowall: "In einer Stichwahl würde ich lieber gegen Doskozil antreten"

SPÖ-Rebell Kowall: "In einer Stichwahl würde ich lieber gegen Doskozil antreten"
Der dritte Bewerber um den SPÖ-Vorsitz kritisiert, dass seine Genossen beim Thema Migration weggeschaut haben

Checkpoint. Sein geplantes Antreten als dritter Kandidat für den SPÖ-Vorsitz hat die roten Parteigranden am falschen Fuß erwischt. Noch vor der Entscheidung des Parteivorstands, wie mit seiner Kandidatur umgegangen werden soll, war Nikolaus Kowall, stv. Parteichef der SPÖ Wien-Alsergrund, zum Interview mit KURIER-TV zu Gast.

... über seine Ziele bei der Mitgliederbefragung: „Das Ziel wäre die Stichwahl. Von der Herausforderung her würde ich dort lieber gegen Hans Peter Doskozil antreten.“

... über seine Führungserfahrung: „Haben Sie den Eindruck, dass die Protagonisten der österreichischen Politik zuletzt eine besonders tolle Führungsperformance hingelegt haben? Ich habe Führungserfahrung, weil ich ein wissenschaftliches Institut geleitet und mehrere politische Organisationen selbst aufgebaut und geleitet habe.“

... über die Annahme, sein Antreten würde vor allem Parteichefin Pamela Rendi-Wagner schaden: „Das ist falsch. Es gibt viele Mitglieder, die sagen: Wurscht wer, nur nicht Rendi-Wagner. Sie wählen Doskozil als Notlösung. Für sie bin ich eine geringere Notlösung.“

... über die Schwächen von Rendi-Wagner: „Sie ist keine weltanschauliche Vollblut-Politikerin, sondern wurstelt sich auf Basis von Beratern und Umfragen durch.“

Checkpoint mit Nikolaus Kowall

... über Doskozils Weltanschauung: „Sie ist nicht unoriginell. Er verbindet gewisse sozialpolitische Forderungen mit einem konservativen, rückwärtsgewandten Gesellschaftsbild. Eine sehr provinzielle Interpretation der Sozialdemokratie, die nahe am dänischen Modell liegt.“

... über den schwierigen Umgang mit dem Thema Migration: „Es geht um Menschen, die nicht in unser Sozialsystem einwandern, sondern integraler Bestandteil unseres Arbeitsmarktes, unserer Gesellschaft sind. Natürlich bin ich dafür, Probleme anzusprechen und zu lösen, aber dagegen, sie politisch zu instrumentalisieren. Die SPÖ hat zu lange weggeschaut. Das ist auch der Grund, warum es in der Ära von Michael Häupl unter der Oberfläche so gegärt hat. Ich möchte die Katze aus dem Sack lassen. Ich möchte, dass die Leute aus den Wiener Außenbezirken sich zu diesem Thema einmal auskotzen können. Dann kann man ja schauen, ob es in irgendeiner Art ein gemeinsames Verständnis gibt.“

... über eine mögliches Comeback von Christian Kern: „Ich habe unfassbar viel Hoffnung in ihn gesetzt und war unfassbar angefressen, als er gegangen ist. Dazwischen war ich erstaunt, wie so ein sympathischer Mann und politischer Kopf so kolossal scheitern kann. Wenn er es noch einmal probiert, müsste er andere Leute um sich haben, die ihn strategisch beraten. Man müsste ihm eher das Charisma und die Außenwirkung lassen und ihn für die strategischen Entscheidungen eng in ein Team einbinden.“

 

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