Peres: "Gelernt, mit unserer Geschichte umzugehen"
Israels Präsident Shimon Peres hat am Montag nach einem Gespräch mit Bundespräsident Heinz Fischer in Wien davor gewarnt, gegenüber dem Iran zu leichtgläubig und nachgiebig zu sein. "Es hat sich vielleicht der Ton geändert, wir wollen aber Taten sehen." Vom Iran gehe nach wie vor die größte Gefahr für Israel aus, sagte Peres. Teheran müsse erst beweisen, dass es keine Nuklearwaffen anstrebe.
Sollten etwa bei den auch in Wien ausgetragenen Atomgesprächen der UN-Vetomächte und Deutschlands (fünf plus eins) mit dem Iran binnen der gesetzten Sechs-Monate-Frist definitive Einigungen erzielt werden, könne der Iran ein normales Land in einer friedlichen Nachbarschaft werden, so Peres. "Wenn sie mit der Bedrohung weiter machen, dann müssen wir sie mit allen Mitteln stoppen. Die Maßnahmen und Optionen sind am Tisch."
Leugnung der Shoa
Peres warf dem Iran vor, weiterhin Atomwaffen bauen zu wollen. Präsident Hassan Rohani habe zwar gesagt, dass der Iran nicht die Atombombe wolle. "Aber sie bauen Atomraketen. Mit einer Reichweite von 1.000 bis 2.000 Kilometern. Wofür? Es gibt niemanden, der den Iran bedrohen würde." Zudem sei es eine Tatsache, dass der Teheran weiter radikal-islamische Terrororganisationen wie die Hamas oder die Hisbollah unterstützen würde, die Israel feindlich gesinnt sind.
Außerdem habe der "große Führer des Iran" erst neulich erklärt, dass er von der Shoah noch nie etwas gehört habe, erklärte Peres in Bezug auf das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Khamenei. Khamenei hatte vor etwas mehr als einer Woche in einer Rede zum iranischen Neujahrsfest erneut den Holocaust infrage gestellt. "In den europäischen Ländern traut sich niemand, über den Holocaust zu sprechen, von dem man nicht weiß, ob es ihn gab oder nicht, und wenn ja, was geschah", sagte Khamenei in der heiligen Stadt Mashhad. Peres: "Wir haben nichts gegen den Iran, aber gegen seine aktuelle Politik."
Hoffnung auf Friedensprozess
Fischer und er hätten ihre Jugend gemeinsam in der sozialdemokratischen Bewegung verbracht, sagte der bald 91-jährige israelische Präsident zu seinem 75-jährigen Amtskollegen. "Damals haben wir mehr in die Zukunft geschaut, als an die Geschichte gedacht. Weil die Geschichte hat mehr Opfer als Sieger hervorgebracht. Das soll sich ändern." Der heutigen Jugend müsse vor allem zu mehr sozialer Gerechtigkeit verholfen werden, forderte Peres. "Es ist nett, jung zu sein, aber teuer. Das ist ein globales Problem."
Lob an Österreich
Beide Staatsoberhäupter betonten die über die Jahre gewachsenen bilateralen Beziehungen. "Sie sind seit 25 Jahren immer besser geworden", erinnerte Fischer daran, dass sich Österreich erst allmählich seiner nationalsozialistischen Vergangenheit und der Mitschuld am Holocaust gestellt habe. "Wir haben gelernt, mit unserer Geschichte besser umzugehen, zuzugeben, was zuzugeben war, und eine bessere Position zu unserer Geschichte beziehen." Als Ausdruck des guten Verhältnisses zeichnete Fischer Peres mit dem "Großstern des Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich" aus. Es ist dies die höchste Auszeichnung, die der Bundespräsident einem Staatsgast verleihen kann.
In Folge standen für Peres auch noch Termine mit dem Generaldirektor des Wiener UN-Büros, Jury Fedotov, und IAEO-Generalsekretär Yukiya Aman auf dem Programm. Die Rückreise ist für Dienstag vorgesehen, zum Abschluss gibt es ein Gespräch mit Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ).
Am Sonntag hatte Peres gemeinsam mit Fischer einen Kranz zum Gedenken an die österreichischen Opfer der Shoah vor dem Mahnmal am Wiener Judenplatz niedergelegt und Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) getroffen. Das Verhältnis beider Länder war nicht immer frei von Konflikten, zuletzt äußerte Israel etwa Unmut über den Abzug Österreichs vom Golan. Auch bezüglich der Politik gegenüber dem Iran gab es mitunter gewisse Unstimmigkeiten.
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