Kurz: "Lehrer sollen wieder Autoritätspersonen werden"

Kurz: "Lehrer sollen wieder Autoritätspersonen werden"
ÖVP-Chef stellt Bildungskapitel seines Wahlprogramms vor: Gratis-Tablets und Bildungspflicht.

Die Lehrerinnen und Lehrer müssen wieder Autoritätspersonen sein: Das ist eine der zentralen Aussagen von ÖVP-Chef Sebastian Kurz anlässlich der Präsentation seines Bildungsprogramms. Er werde selbst, wenn er wieder Kanzler wird, seinen Beitrag in öffentlichen Debatten dazu leisten. So soll beispielsweise ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass "man nicht alles bei den Lehrern abladen kann", auch Eltern und Kinder hätten Aufgaben zu erfüllen, damit es in der Schule klappt. Um den Lehrern den Rücken zu stärken, verspricht Kurz mehr Unterstützungspersonal für Verwaltungstätigkeiten und mehr Sozialarbeiter an den Schulen - je nach Bedarf. Schließlich werde es auch Strafen für Eltern geben, bei Verstößen gegen die Schulpflicht oder bei "Gewaltexzessen" an der Schule.

Auch sollen "Grundwerte des Zusammenlebens" unterrichtet sowie ein verpflichtender Ethikunterricht eingeführt werden.

Bildungspflicht statt Schulpflicht

Bereits im türkisblauen Programm enthalten, aber wegen Ibiza nicht mehr umgesetzt wurde die Einführung einer Bildungspflicht statt der Schulpflicht. Das bedeutet: Nach neun Schuljahren wird im Rahmen standardisierter Prüfungen festgestellt, ob ein Schüler "fit für das Berufsleben" ist, sprich, ob er ausreichend rechnen, schreiben, lesen kann. Wenn nicht, soll im Rahmen der neuen Bildungspflicht gezielt in kleinen Gruppen versucht werden, die Schwächen des betreffenden Schülers auszubügeln. Kurz: "Man darf 15-Jährige nicht aufgeben. Das ist ein Verbrechen an den betroffenen Jugendlichen, aber auch an unserer Volkswirtschaft." Derzeit gebe es in Österreich ca 70.000 Jugendliche, deren Grundkenntnisse nicht für das Berufsleben ausreichen, die weder arbeiten noch zur Schule gehen.

IT-Offensive

Die "großartige Schulbuchaktion aus dem vorigen Jahrhundert" will Kurz "weiter entwickeln". Demnach sollen Jahrgang für Jahrgang Gratis-Tablets ab der fünften Schulstufe eingeführt werden. Die Lehrpläne sollen digitalisiert, die Lehrerinnen und Lehrer geschult, die Kommunikation zwischen Schule, Eltern und Schülern auf digital umgestellt werden. Die Tablets werden mit Tastaturen versehen, damit "Grundkenntnisse im Programmieren" erlernt werden. Kurz: "Die Nachfrage nach Fachpersonal im IT-Bereich ist riesig, die Unternehmen suchen fast nur noch in Osteuropa, weil wir in Österreich zu wenige Fachkräfte haben."

Der ÖVP-Chef kündigt eine Offensive mit 5000 zusätzlichen Ausbildungsplätzen in HTL, in Fachhochschulen und in den Schulen an, um "einen gewissen Lenkungseffekt" zu IT und MINT-Fächern (Mathematik, Nauturwisschenschaften) zu erzielen.

Österreich soll das erste europäische Land werden, das flächendeckend 5G-Internet anbietet. Kurz: "Das ist ein wesentlicher Faktor im internationalen Standortwettbewerb und darüber hinaus ein großer Vorteil für den ländlichen Raum, damit sich auch dort leichter Betriebe ansiedeln können, und die Menschen weniger pendeln müssen."

Deutschklassen bleiben

Die Frühförderung im Kindergarten und die Deutschklassen will Kurz ausbauen bzw. beibehalten. Der separate Unterricht in Deutschklassen sei auf maximal ein Jahr begrenzt, sobald nicht-deutschsprachige Kinder in der Lage sind, dem Regelunterricht zu folgen, können sie überwechseln, sagt Kurz. Gegenargumente der Kritiker von Deutschklassen wischt Kurz vom Tisch: "Das Modell ist ein Erfolg."

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