Lesefaule Schüler? Die erste österreichweite Schülerzeitung will das Gegenteil beweisen

Warum gibt es eigentlich kein Medium, das alle 1,1 Millionen Schüler in Österreich verbindet – quasi eine landesweite Schülerzeitung?
Es muss 2022 gewesen sein, da stellte sich Autor und Verlagschef Bernhard Salomon bei einem Schulprojekt genau diese Frage. Landläufig existiert ja das Vorurteil, junge Menschen würden - einmal abgesehen von TikTok-Inserts und Bildunterschriften auf Instagram - wenig bis nichts mehr lesen, schon gar nicht journalistische Texte und schon überhaupt nicht längere journalistische Stücke.
Salomons Erfahrungen sind andere, völlig andere. Und so ließ er mit 1. September als Herausgeber „campus a college“ online gehen.
Das Konzept der Plattform ist einfach: Auf campus a college können Schüler jeden Alters und jeder Schulform Texte veröffentlichen. Entweder zu Themen, die ihnen am Herzen liegen. Oder indem sie vorgeschlagene Inhalte bearbeiten.
Die Beiträge werden von einer Redaktion gegengelesen und entlang journalistischer Kriterien bewertet. Wer viel veröffentlicht, kann sich zum fixen Redaktionsmitglied hocharbeiten, Smartphones und Kinogutscheine gewinnen – oder sogar ein Zeilenhonorar kassieren.
„Wir arbeiten niederschwellig, die Latte soll nicht zu hoch liegen“, sagt Max Langer, der das Team der österreichweiten online-Schülerzeitung als Chefredakteur führt.
Das heiße aber nicht, dass alles gehe, im Gegenteil: "Wir veröffentlichen keinen Unfug“, sagt Langer. „Die Recherchen müssen Hand und Fuß haben, wir legen Wert auf Qualitätsmerkmale wie etwa die Trennung von Fakten und Meinung.“
Kurzvideos
In knackig-kurzen online-Videos werden Schülern die Prinzipien qualitativ guter Texte vermittelt. Und natürlich bekommen die jungen Autoren Feedback. Von der bestehenden Redaktion mit Langer. Sie erklärt, was warum an einem Text gut oder schlecht ist und wie er qualitativ besser ist.
Und dann gibt es auch noch eine eigene Künstliche Intelligenz, mit der die Jugendlichen nicht nur bei ihren Texten arbeiten sollen, sondern die ihrerseits Feedback gibt, was an einem Text verbesserungswürdig erscheint.
Eine Meinung bilden, Argumente finden, die eigene Überzeugung überzeugend verteidigen: Vieles, was sich in der online-Schülerzeitung abspielt, hat damit zu tun, dass die Schüler den Wert von politischem Diskurs und freien Demokratien erkennen.
„Wir fühlen uns den humanistischen Grundregeln verpflichtet“, sagen Langer und Salomon. Und sie geben sich auffallend optimistisch, was die kommende Generationen angeht. „Der Anteil der engagierten und reflektierten Schüler, die sich um die Welt kümmern, ist deutlich höher als vor 30 oder 40 Jahren.“
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