Rendi-Wagner über Kurz: "Er kann ja noch was lernen"

Rendi Wagner und Kurz im ORF: Hart, aber wenig herzlich.
Jeder gegen jeden: Die letzten ORF-Duelle der Spitzenkandidaten bei der Nationalratswahl endeten mit dem Höhepunkt SPÖ-Obfrau gegen ÖVP-Chef.

„Abgrundtiefe Abneigung“, urteilte Mediencoach Gerald Groß über das letzte und härteste Duell am Mittwochabend – jenes zwischen SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und Ex-ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz.

Die Konfrontation machte deutlich, wie tief die Gräben und persönlichen Ressentiments zwischen ÖVP und SPÖ, aber auch den beiden sind. Rendi-Wagner sagte, Kurz habe zwei Gesichter und sei persönlich nicht vertrauenswürdig, aber: „Er ist ja noch jung. Er kann ja noch was lernen.“ Ein Satz, den Kurz zwar unkommentiert ließ, aber sicher nicht vergessen wird.

Gleich zu Beginn unterstellte sie ihm, das Fieber von FPÖ-Chef Norbert Hofer bei den vorwöchigen Wahlduellen persönlich ausgenutzt und darüber sofort die Zeitungen informiert zu haben. Kurz hörte mit steinerner Miene zu und sprach hinterher von einem „absurden Vorwurf“. „FPÖ-Politiker haben oft ihre Verschwörungstheorien. Aber das hat jetzt alles getoppt“, sagte Kurz.

Zu Inhalten kam man kaum, eine Koalition zwischen beiden ist nach diesem persönlich untergriffigen Duell kaum mehr vorstellbar. Rendi-Wagner wetterte gegen die Politik „der Hetze und Spaltung“ von Türkis-Blau, Kurz will seinen „Weg fortsetzen“.

"Beiderseitige Abneigung"

Auch OGM-Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer sagte hinterher: „Rendi-Wagner stellt Kurz als kalten Egoisten dar. Die beiderseitige Abneigung ist spürbar. Das schaut kaum nach einer Koalition zwischen diesen beiden aus.“ 

Die anderen Duelle des Abends verliefen dagegen harmonisch bis freundschaftlich (etwa Peter Pilz gegen Jörg Leichtfried von der SPÖ). 

Bissig verlief vielleicht noch das erste Duell zwischen Hofer und Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger. In der Sicherheitspolitik warf die Pinke dem Blauen vor, dass Ex-Innenminister Herbert Kickl mit dem Plan einer Präventivhaft einen Anschlag auf den Rechtsstaat unternommen habe. „Sie können das Wort freiheitlich eigentlich aus ihrem Parteinamen streichen.“ Das Fazit von Gerald Groß: „Die beiden trennen nicht nur Welten, sondern Galaxien.“

Rendi-Wagner über Kurz: "Er kann ja noch was lernen"

Bachmayer, Groß (rechts).

Koalition von ÖVP und Neos scheint möglich

Anders als mit Rendi-Wagner verlief die Konfrontation zwischen Meinl-Reisinger und Kurz – nämlich sachlich und ohne große Emotionen. 

Beispielsweise beim Thema Lehre für Asylwerber war man zumindest teilweise einer Meinung. Meinl-Reisinger warf Kurz nur einmal vor, in der Causa BVT quasi weggesehen zu haben. „Haben Sie zugesehen, wie Herbert Kickl da hinein marschiert und das BVT zerstört?“ Groß sagt: „Jetzt ist wieder vorstellbar, dass beide miteinander regieren.“ Für Bachmayer zeigten die Kontrahenten „den Unterschied zwischen liberal und konservativ auf, verzichteten aber auf Angriffe“. Kurz habe zudem sein Thema Deutschklassen „gut durchgebracht“, so Bachmayer.

Erwartbar wenig Schnittmenge gab es im Duell zwischen Hofer und Grünen-Chef Werner Kogler. Auffällig war, dass Hofer trotz der Dissonanzen Kogler duzte („Werner, ich tu dir nichts“). Das war es aber schon mit der Empathie zwischen den beiden.

Beim Verteidigungsbudget fordert Hofer eine Erhöhung auf ein Prozent der Wirtschaftsleistung – etwa mit dem Flüchtlingsargument: „Das Tor nach Italien ist offen. Wir brauchen die Sicherheitskomponente.“ Für Kogler würde es hingegen reichen, den Katastrophenschutz und die Bekämpfung der Cyberkriminalität zu stärken.

Kogler wird seinem Ruf als „Wuchtel-Kaiser“ gerecht: „Sie müssen sinnerfassend zuhören“, attackierte er Hofer. Fazit von Groß: „Kogler ist für den Lachmuskel zuständig, Hofer für die Sorgenfalten.“

Nachspiel auf Twitter

Unmittelbar nach dem abschließenden Duell von Kurz und Rendi-Wagner twitterte Johannes Frischmann, der Sprecher des ÖVP-Chefs, übrigens, er sei es keineswegs gewesen, der in der vergangenen Woche die Medien über Hofers Erkrankung informiert hat. Zum Beweis erinnerte er an einen entsprechenden Tweet von Hofer-Sprecher Volker Höferl.

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