Rechte Zeitung "Zur Zeit": Ehrung im Parlament abgesagt

Rechte Zeitung "Zur Zeit": Ehrung im Parlament abgesagt
Dritte Nationalratspräsidentin Kitzmüller sagte Dinghofer-Symposium nach scharfer Kritik von SPÖ, Neos und Medien ab.

Die geplante Verleihung eines Medienpreises für die Herausgabe des weit rechts stehenden Blatts Zur Zeit am 8. November im Palais Epstein ist abgesagt worden. Das teilte das Büro der Dritten Nationalratspräsidentin Anneliese Kitzmüller (FPÖ) am Dienstag mit. Die Verleihung im Rahmen des Dinghofer-Symposiums hatte bei SPÖ, Neos und in vielen Medien für Kritik gesorgt, auch wegen eines erst in der vorletzten Ausgabe erschienenen faschistoiden Artikels in Zur Zeit.

Bereits am Montag hatte sich das der FPÖ nahestehende Wochenmagazin Zur Zeit vom Artikel inhaltlich distanziert. Der Text sei aus Versehen ins Blatt gerutscht und eigentlich als "Brutal-Satire" gedacht gewesen. Allerdings: Der Artikel wurde den Lesern unter der Ankündigung "Bürgerwünsche: Mehr Recht und Ordnung im Land" auch auf der Titelseite empfohlen. Ein Versehen scheint daher fragwürdig.

In dem faschistoiden Kommentar wird unter anderem die Einführung von "Arbeitshäusern", die "Korrektionsmöglichkeit" (herrschaftliche Bestrafung, Anm.) im Wachzimmer, die Abschaffung "unnötiger Studienrichtungen" und die Säuberung des ORF von "linksextremen Elementen" gefordert.

Ob die Absage der Veranstaltung auch die definitive Aberkennung des Preises für die Herausgeber von Zur Zeit bedeutet, konnte man in Kitzmüllers Büro auf Anfrage nicht definitiv sagen. Dort wurde auf die kurz gehaltene Aussendung verwiesen. Diese bestand nur aus einem Satz: Das Dinghofer-Symposium werde abgesagt. Aus Kitzmüllers Büro hieß es, die Dritte Nationalratspräsidentin sei für die Vergabe des Preises persönlich nicht verantwortlich.

Preis an Zur Zeit nach wie vor möglich

Das vom FPÖ-Politiker Martin Graf gegründete Franz-Dinghofer-Institut habe noch nicht entschieden, ob der nach seinem Namensgeber betitelte Medienpreis an den Herausgeber von Zur Zeit nun vergeben wird oder nicht. Über das weitere Vorgehen werde noch beraten, hieß es aus dem Institut.

Auch nach der Absage der Feier ebbte die Kritik der Opposition nicht ab. So will die Liste Pilz über eine parlamentarische Anfrage an Kitzmüller mehr Details zur abgesagten Veranstaltung erfahren. Auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sieht man in der Pflicht.

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