Rauch-Kallat hält Männerseminar "Feminismus für Anfänger"

Ex-Ministerin Maria Rauch-Kallat.
#MeToo: Ex-ÖVP-Ministerin schult Männer im richtigen Umgang mit Frauen. "Anbandeln beim Kopierer" sei etwa keine gute Idee.

Sie bezeichnet sich als Feministin. Sie hat das Frauenvolksbegehren unterschrieben. Sie trickste ihren Parlamentsklub aus und hievte mithilfe einer überparteilichen Frauenallianz die „Töchter“ in die österreichische Bundeshymne.

Seit den 1980er-Jahren engagiert sich Maria Rauch-Kallat für die Sache der Frauen. Im kommenden Jänner wird sie 70 – und kämpft unverdrossen weiter.

Zu Hilfe kommt der ÖVP-Politikerin ihre langjährige Erfahrung. Schon vor dreißig Jahren kam ihr die Idee zu ihrem aktuellen Feminismus-Projekt. Jetzt erst kommt die Sache in Schwung: Sie berät Männer, wie man sich gegenüber Frauen richtig verhält.

In Zeiten von #MeToo ist es einer steigenden Zahl von Firmen oder Vorgesetzten in Unternehmen wichtig, mit Mitarbeiterinnen richtig umzugehen. Rauch-Kallat besann sich ihrer alten Idee und hat sie inzwischen zu einer bezahlten Beratungstätigkeit ausgebaut.

Es war in den späten 1980er-Jahren. Zwei honorige Herren der Industriellenvereinigung stellten in einer Pressekonferenz voll guten Willens ein Frauenförderprojekt vor. „Der eine von ihnen tapste dabei in jedes Fettnäpfchen, in das man nur tapsen kann. Es war furchtbar“, erinnert sich Rauch-Kallat. Das brachte sie auf den Gedanken, ein Seminar „ Feminismus für Anfänger“ zu entwickeln. Subtitel: „Über den Umgang mit starken Frauen“.

Damals setzte sie die Idee nicht kommerziell um, ihre politische Karriere kam dazwischen, Rauch-Kallat kämpfte auf anderen Ebenen für die Frauensache.

Doch jetzt ist die Zeit dafür reif – immer mehr Unternehmen fragen nach, Männer im richtigen Umgang mit Frauen zu schulen, erzählt Rauch-Kallat im Gespräch mit dem KURIER.

Rauch-Kallat hält Männerseminar "Feminismus für Anfänger"

Protest gegen männliche Übergriffe in Tokio.

Seminare

Sie hält Seminare nur mit Frauen oder nur mit Männern ab. Die Frauenseminare sind die überwiegende Mehrzahl. „Aber Männerseminare sind nicht mehr exotisch“, sagt Rauch-Kallat. Die häufigsten Fragen, die ihr Männer stellen: Darf ich noch einen Schmäh, einen Witz machen? Wie verhalte ich mich korrekt? Wie blamiere ich mich nicht? Was geht noch, was nicht? Wo muss ich sensibel sein?

„Der Umgangston in Firmen ist oft ein Thema. Was ist auf Firmenexkursionen und Weihnachtsfeiern angebracht?“ Die Antworten sind nicht einfach. „Wir sagen den Männern, dass sie ein Sensorium für die jeweilige Frau entwickeln müssen. Manche Frauen vertragen mehr, manche weniger.“

Manche Männer sind verunsichert, ob sie einer Frau in den Mantel helfen oder die Tür aufhalten dürfen. Rauch-Kallat: „Man muss nicht, darf aber. Alles, was unter gutes Benehmen fällt, ist selbstverständlich erlaubt. Ich helfe auch manchmal älteren Männern in den Mantel, wenn sie sich schwer tun.“

Sie sagt ihren männlichen Klienten aber auch, „das Gerede von der charmanten Dame – das will keine Frau mehr hören“.

Eine häufige Frage lautet: Was tun, wenn dem Mann eine Kollegin gefällt? Was ist am Arbeitsplatz gestattet? „Natürlich kann man zeigen, dass man jemanden mag, aber ich würde nicht unbedingt beim Kopierer anbandeln. Man kann ja fragen, ob man gemeinsam die Mittagspause verbringt“, rät Rauch-Kallat. Vorgesetzten sei Anbandeln jedoch strikt verboten, egal ob beim Kopierer oder am Mittagstisch.

Rat für Frauen

Input für ihre Workshops mit Männern erhält Rauch-Kallat in Frauen-Seminaren. Die Ex-Ministerin schult Frauen, wie sie sich im Fall einer #MeToo-Attacke verhalten sollen. Oder wie sie in der Kinderpause den Anschluss ans Arbeitsleben nicht verlieren. Oder dass sie bei Gehaltsforderungen und Karrierechancen ihre anerzogene Bescheidenheit ablegen sollen. Rauch-Kallat: „Ich helfe Frauen, ein Gefühl für Selbstwert zu entwickeln.“

Die Klientinnen berichten ihr, was sie am Verhalten der männlichen Kollegen stört. Das verdichtet Rauch-Kallat zur Schulung für Männer.

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