Pilz-Buch wird Ladenhüter: Verlag liefert nicht mehr

Buch-Exemplare im fünfstelligen Bereich wanderten seit Juli 2021 über den Ladentisch, monatelang fand sich das Buch in den heimischen Bestsellerlisten. Jetzt hat der Verlag Kremayr & Scheriau die Notbremse gezogen: Das Buch „Kurz. Ein Regime“ von Ex-Politiker Peter Pilz wird nicht mehr ausgeliefert und nicht mehr nachgedruckt.
Der Grund: Andreas Holzer, Chef des Bundeskriminalamts, ging gerichtlich gegen das Buch vor. Auch andere Personen, die in dem Buch genannt werden, überlegten rechtliche Schritte.
Pilz beschreibt Holzer in seinem Buch als Brückenkopf des türkisen Netzwerks innerhalb der Polizei. Der Ex-Politiker und nunmehrige Betreiber des Medienunternehmens zackzack.at wirft Holzer etwa vor, Ermittlungen der WKStA behindert zu haben. Die Klage von Holzer fußt unter anderem auf dem Vorwurf, er habe mit einem Drahtzieher des Ibiza-Videos über angebliche Straftaten von Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache gesprochen, sei diesen aber nicht nachgegangen. Holzer war damals Leiter der „Soko Ibiza“.
Die Vorwürfe seien „unwahr“, meint Andreas Holzer – und wollte ursprünglich sogar die bestehenden Exemplare im Buchhandel einziehen lassen. Nun haben Holzer und der Verlag in dem medienrechtlichen Prozess eine außergerichtliche Einigung erzielt. Dazu gehört auch, dass die beklagte Partei die Kosten der Verfahren trägt. Außerdem soll auch eine Entschädigung vereinbart worden sein, die als Spende verwendet wird. Wie viel Geld da geflossen ist, darüber herrscht Stillschweigen.
Sinkende Nachfrage
Einen gröberen Einnahmenentfall bedeutet der Ausliefer- und damit Verkaufsstopp für Kremayr & Scheriau aber nicht – auch, weil die Nachfrage nach Pilz’ Buch zuletzt ohnehin ziemlich gering gewesen sein dürfte. „In den letzten Wochen waren wir mit dem für uns üblichen Phänomen der Retouren konfrontiert. Es ist im deutschen Sprachraum üblich, dass Buchhandlungen bei sinkender oder fehlender Nachfrage nicht verkaufte Bücher an den Verlag retournieren. Anders ausgedrückt, der finanzielle Schaden ist für uns nicht sehr groß“, erklärt Verleger Martin Scheriau dem KURIER.
Holzer war nicht der Einzige, der gerichtlich gegen das Buch vorging. Auch Bernd Oswald, Aufsichtsratschef der Novomatic klagte auf Unterlassung und Widerruf wegen angeblicher falscher Veröffentlichungen.
Kommt neue Auflage?
Autor Peter Pilz selbst zeigte sich in einer ersten Reaktion „überrascht und enttäuscht“ vom „Einknicken“ seines Verlags. Aufgeben wolle er nicht, lässt er im Gespräch mit der APA durchblicken. Er suche nun andere Wege, sein Buch weiter zu veröffentlichen – eventuell über zackzack.at. Peter Zöchbauer, den Anwalt von Andreas Holzer, wundert das, weil „die Zackzack-Medien GmbH hat schon zwei Verfahren gegen Herrn Holzer verloren.“
Dennoch stellt Peter Pilz jetzt auch den Druck einer neuen, inhaltlich erweiterten Auflage stellt er in den Raum: „Dann legen wir halt nach.“
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