Pflege-Kosten des Staats stiegen seit 2013 um ein Drittel an

Das Pflegegeld soll erstmals mit 1. Jänner 2020 erhöht werden
Netto-Kosten lagen 2018 bei 2,3 Milliarden Euro. Immer mehr Menschen sind im Pflegeheim.

2,3 Milliarden Euro kostete die Pflege für die öffentliche Hand im Vorjahr netto - also abzüglich dessen, was an Beiträgen und Ersätzen eingenommen wurde. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von ca. 16 Prozent (2017: knapp 2 Mrd.). Über die vergangenen fünf Jahre beträgt der Anstieg satte 36 Prozent (2013: 1,7 Mrd.), zeigen die aktuellen Zahlen der Statistik Austria.

Zu erklären ist dieser Anstieg einerseits natürlich mit dem Plus an älteren, pflegebedürftigen Menschen. 2018 wurden 153.486 Personen durch mobile Dienste zu Hause gepflegt, 95.100 waren in Pflegeheimen, Pflegewohnhäusern und ähnlichen Einrichtungen untergebracht. Die Zahlen haben in diesen beiden Bereichen etwa gleich stark zugenommen, prozentuell gesehen waren es im stationären Bereich mit 19 Prozent etwas mehr als bei den mobilen Diensten mit 13 Prozent.

Länder und Gemeinden zahlen den Großteil

Andererseits hat sich aber auch die Abschaffung des Pflege-Regress Anfang 2018 ausgewirkt. Weil der Staat nicht mehr auf das Vermögen des Pflegebedürftigen zugreifen darf, sind die Einnahmen im Vorjahr nur um 12 Prozent gestiegen - weniger stark als sonst.

Brutto lagen die Kosten 2018 bei rund 3,9 Milliarden Euro. Rechnet man die Einnahmen weg, bleiben Netto-Kosten von 2,3 Milliarden.

Von den 3,9 Milliarden Euro steuerten die Länder und Gemeinden mehr als die Hälfte aus Mitteln der Sozialhilfe oder der Mindestsicherung bei. 36 Prozent mussten die betreuten Personen selbst bestreiten - vor allem aus ihren Pensionen und Pflegegeldern (das wiederum vom Staat kommt). Fünf Prozent stammt aus anderen Quellen, etwa aus dem Landesgesundheitsfonds oder der Krankenversicherung.

Die Pflege bleibt weiblich

Weiterhin ist die Pflege in Österreich weiblich - und zwar auf beiden Seiten: Ende 2018 waren mehr als zwei Drittel der Betreuten Frauen, beim Pflegepersonal waren 88 Prozent weiblich. Insgesamt gab es 68.417 Voll- und Teilzeitbeschäftigte.

Aber auch die Pflege im Familienkreis schultern zu einem überwiegenden Teil Frauen, wie die SPÖ-Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek hervorhebt: Insgesamt betreuten 396.000 Personen (davon 242.000 Frauen und 154.000 Männer) im Alter zwischen 18 und 64 Jahren pflegebedürftige Angehörige. „Frauen sollen von ihrem Einkommen leben können. Dafür müssen wir die notwendigen Voraussetzungen schaffen“, so Heinisch-Hosek.

Eine Pflegereform und ein Modell zur langfristigen Finanzierung wird von Experten seit Jahren gefordert - die Zahl der Pflegebedürftigen wird in den kommenden Jahren weiter steigen.

Laut einer Wifo-Studie wird die Zeit von 2035 bis 2050 in Österreich eine "heiße Phase" - da kommen besonders viele Österreicher ins pflegebedürftige Alter. Dann dürfte der Höhepunkt überschritten sein und die Ausgaben erstmals wieder sinken. Die öffentlichen Ausgaben für Pflege- und Betreuungsdienste (ohne Pflegegeld) könnten bis 2050 - von jetzt 0,5 - auf 2,2 Prozent der Wirtschaftsleistung steigen. Das wären bis zu 13,9 Mrd. Euro.

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