Pammesberger: "Trump gibt für Satiriker nicht viel her"

Pammesberger: "Trump gibt für Satiriker nicht viel her"
Der KURIER-Karikaturist über André Hellers „wahres Verbrechen“, warum Essensreste auf Kunstwerken keine Aufmerksamkeit mehr schaffen und das Nachwuchsproblem der eigenen Zunft.

"Breaking Cartoons“ heißt das neue Buch von Michael Pammesberger, um die "Sensationsgier in den Buchhandlungen auf plumpe Weise auszunützen“, wie der KURIER-Karikaturist im Interview sagt. "Breaking“ könne eine Karikatur nie sein, denn die brauche von der Idee bis zur Umsetzung doch etwas mehr Zeit. 

KURIER: Sind wir so?

Michael Pammesberger: Ja, wir sind genau so, wie wir in der Karikatur dargestellt werden. Es findet eine gewisse Angleichung zwischen Karikatur und Realität statt. 

Wenn der Ex-Kanzler den eigenen Telefonmitschnitt vorliest, Andre Heller einen Basquiat-Rahmen fälscht: Ist eine Zuspitzung für den Karikaturisten überhaupt noch möglich?

Es wird schwieriger, aber meine Aufgabe ist es, mir immer etwas noch Überspitzteres und Überspannteres einfallen zu lassen. Das wahre Verbrechen Hellers war es, einen Basquiat zerschnitten zu haben, um daraus einen hässlichen Rahmen zu machen. 

Pammesberger: "Trump gibt für Satiriker nicht viel her"

Jetzt schlägt die Kunst zurück!

Ein künstlerisches Sakrileg?

Aus meiner Sicht ein unverzeihliches Sakrileg. Ich bin ein unglaublicher Basquiat-Fan und eine seiner Zeichnungen zu zerschneiden, ist ein Skandal. 

Ist es auch ein Skandal, Erdäpfelpüree auf einen Monet zu schnütten?
Absolut. Dafür habe ich überhaupt kein Verständnis! Ich gehöre der Fraktion an, die vollstes Verständnis für die Anliegen hat, aber diese Art des Protests ist unmöglich. Es lässt sich auch keine Aufmerksamkeit mehr schaffen, indem irgendwelche Essensreste auf Kunstwerke geschüttet werden. Abgesehen davon finde ich es eine Gemeinheit gegenüber den Museumsbesuchern, zu denen auch ich gehöre. 

Sind die Aktivisten die Aluhut-Träger 2022?

Nein, die Aluhut-Träger verstehe ich nicht, die Klimaaktivisten schon. Es brennt der Hut und: Wir sind alle zu lahmarschig, was den Klimaschutz betrifft. 

Sind Sie für Neuwahlen, allein schon, damit es Neuzugänge bei Ihren Mitarbeitern gibt, wie Sie die Politiker nennen?

Mir liegt sehr an der Kontinuität der Personen, damit ich nicht immer neue zeichnen muss. Ich habe Politiker –  vor allem jene, die besonders lange besonders viel Blödsinn machen – besonders gern. Das ist das Optimum für einen Karikaturisten.

Dann ist Donald Trump ein Geschenk?

Das möchte man meinen, aber Donald Trump ist so eindimensional und jenseitig, dass er gar nicht so viel hergibt für einen Satiriker. 

Pammesberger: "Trump gibt für Satiriker nicht viel her"

Peinliche Chats, unangemessene Nähe und verheerende Optik

Ist der ÖVP-Korruptionsausschuss ergiebiger?

Durchaus. Der U-Ausschuss, die Arbeit der WKStA und die Chats sind ein sprudelnder Quell, der angenehm in kleinen Dosen daherkommt. 

Ist das Internet zu einem Inspirations- und Informationsquell geworden?

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Toilettenanlage für gespaltene Gesellschaften

Meine Hauptinformationsquelle sind Radio, Zeitung und Fernsehen. Ich bin kein Akrobat des Netzes. Die Zeichnungen sind immer noch auf Papier mit schwarzer Tinte. Aber ganz analog, steinzeitlich und vorsintflutlich geht es natürlich nicht, denn die Zeichnungen werden gescannt und digital nachbearbeitet. 

Pammesberger goes TikTok wird demnach nicht passieren?

Die Zeichnungen flattern eh im Netz herum. 

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Niemand ist vor Korruption gefeit!

Überall ist von Fachkräftemangel die Rede. Wo sind eigentlich die Pammesbergers von Morgen?

Ich sehe, dass die Zeiten nicht unbedingt optimal sind für ernstzunehmende Karikaturistenarbeit. Es tauchen tausende Zeichnungen im Netz auf, aber sie haben keinen Bestand. Um den Beruf zu ergreifen wäre mehr Engagement notwendig. Dafür muss man sich inhaltlich wie zeichnerisch und technisch länger auseinandersetzen. Das war allerdings schon zu meinen Anfangszeiten der Fall. Ich sehe kaum einen, der sich das antut.

Sie könnten selbst den Nachwuchs fördern und lehren?

Ich war nie gerne in der Schule, 12 Jahre waren genug. 

Pammesberger: "Trump gibt für Satiriker nicht viel her"

Michael   Pammesberger: „Breaking Cartoons“, Ueberreuter Verlag. 136 Seiten. 25 Euro 

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