Nach ÖVP-Posting über Muslime: IGGÖ warnt vor Ausgrenzung
Ein Social-Media-Posting der Volkspartei zu Ergebnissen des Integrationsbarometers hat am vergangenen Wochenende für Wirbel gesorgt.
Das Sujet wurde bereits auf dem offiziellen Instagram-Account der ÖVP veröffentlicht, nachdem die Ergebnisse des im Auftrag des Integrationsfonds erstellten Integrationsbarometers präsentiert worden waren. Auf großen Lettern auf schwarzem Hintergrund ist zu lesen: "Wusstest du, dass zwei Drittel das Zusammenleben mit Muslimen als schwierig empfinden?".
Kritik an Muslime-Posting der ÖVP
Sowohl die Regierungspartner SPÖ und Neos als auch die Grünen äußerten heftige Kritik an dem Posting. Der rote Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) entschuldigte sich sogar via Bluesky mit den Worten: "Entschuldigung! Wir sind nicht so." Kritik kam auch von Grünen-Chefin Leonore Gewessler, die dadurch muslimische Menschen in Österreich diffamiert sieht.
Dass das Posting keine Kritik an einer Religionsgemeinschaft per se, sondern die Abbildung des Ergebnisses einer wissenschaftlichen Untersuchung sei, argumentierte hingegen ÖVP-Innenminister Gerhard Karner am Montag im Ö1 Morgenjournal: "Es ist ein Faktum, dass es hier im Zusammenleben zwischen Österreicherinnen und Österreicher und der muslimischen Bevölkerung auch immer wieder Diskussionen gibt - und das wird in diesem Integrationsbarometer angesprochen."
IGGÖ regiert mit offenem Brief
Nun meldete sich auch Ümit Vural, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) zu Wort. In einem offenen Brief an die Bundesregierung warnt er vor den Auswirkungen der "aktuellen politischen Tonlage", sowohl bei Integrationsfragen als auch bei der Debatte rund um das Kopftuchverbot für Schülerinnen bis zum 14. Lebensjahr.
"Die jüngsten Ergebnisse des Integrationsbarometers zeigen, dass MuslimInnen in der öffentlichen Wahrnehmung besonders negativ beurteilt werden. Diese bilden subjektive Einstellungen ab, nicht jedoch objektive Integrationsleistungen oder das tatsächliche Zusammenleben im Alltag. Werden solche Daten ohne ausreichende Differenzierung kommuniziert oder politisch zugespitzt, entsteht der Eindruck pauschaler Zuschreibungen. Dies verstärkt bei vielen MuslimInnen das Gefühl der Stigmatisierung und Ausgrenzung," heißt es in dem Brief etwa.
"Österreich ist unsere Heimat"
Politische Verantwortung gehe mit besonderer Sorgfaltspflicht einher, mahnt Vural - und weist auf das "Gewicht" von Worten hin, da sie Haltungen im positiven wie im negativen prägen würden.
Und: "Ich möchte in diesem Zusammenhang ausdrücklich darauf hinweisen, dass pauschale Darstellungen gegenüber den Mitgliedern einer gesetzlich anerkannten Religionsgemeinschaft weder dem gesellschaftlichen Zusammenhalt dienen noch mit verfassungsrechtlichen Grundsätzen der Gleichbehandlung und der Religionsfreiheit vereinbar sind. Eine demokratische Gesellschaft lebt von Differenzierung, Maß und gegenseitigem Respekt. MuslimInnen sind ein selbstverständlicher Teil der österreichischen Gesellschaft. Sie leisten tagtäglich wertvolle Beiträge in ausnahmslos allen gesellschaftlichen Bereichen. Österreich ist unsere Heimat."
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