Wären Österreichs Hochschulen repräsentativ für die Stimmung im ganzen Land, die SPÖ hätte allen Grund zur Freude. Denn während die Bundespartei durch Vorsitz-Streit und Aufregung über die Mitgliederbefragung laut Umfragen an Beliebtheit verliert, hat die rote Studierendenorganisation, der Verband Sozialistischer Studierender kurz VSStÖ, bei den Wahlen zur Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) dazugewinnen können.
Das hatte sich im Laufe des Freitags immer deutlicher abgezeichnet, während ein endgültiges Ergebnis, das eigentlich bereits am Donnerstagabend vorliegen hätte sollen, weiter auf sich warten ließ. Aller Voraussicht nach wird zumindest der Ausgang der Wahl zur Bundesvertretung nun sogar erst am Montag feststehen. Spannend wird auf Bundesebene das Rennen um Platz zwei zwischen der ÖVP-nahen Aktionsgemeinschaft (AG) und den Grünen & Alternativen Student_innen (GRAS).
Warum dauert das so lange? Zumindest an der Anzahl der abgegebenen Stimmen kann das langsame Auszählungstempo nicht liegen. Die Wahlbeteiligung erreichte heuer 21,2 Prozent, das ist mehr als im Pandemiejahr 2021 (15,7 Prozent), ist aber der historisch zweitniedrigste Wert bei einer ÖH-Wahl.
Privates Unternehmen
Zum Teil seien die Verzögerungen darauf zurückzuführen, dass die Wahlkommissionen der einzelnen Hochschulen ihre Ergebnisse nicht bzw. nicht korrekt in das zentrale elektronische Wahlsystem einpflegen konnten, hieß es. Das System kommt heuer zum ersten Mal zum Einsatz. Statt des Bundesrechenzentrums hat die ÖH heuer ein privates Unternehmen mit der Abwicklung beauftragt. Von der Jungen Volkspartei gab es daran am Freitag einmal mehr Kritik.
An den Hochschulen wurde aber nicht nur die Bundesvertretung der Studierenden, sondern auch die lokalen Vertretungen gewählt. Hier lagen zumindest für die großen Universitäten am Freitag bereits Zahlen vor (Details s. Infobox).
Blick nach Innsbruck
An der Uni Wien, der mit abstand größten Hochschule Österreichs, verteidigte der VSStÖ den ersten Platz, die Die GRAS verloren hingegen deutlich an Stimmen.
Interessant ist in diesem Jahr auch der Blick nach Innsbruck. Die AG konnte dort zwar dazugewinnen, die Jungen Liberalen Studierenden verloren aber einiges. Damit ist die Mehrheit der beiden Fraktionen, die in Innsbruck aktuell noch eine Koalition bilden, perdu. Das ist auch insofern bitter, als die Spitzenkandidaten beider Fraktionen, Muhammed Durmaz (AG) und Lukas Schobesberger (Junos), an der Uni Innsbruck studieren.
Sobald ein endgültiges Ergebnis feststeht, wird es Gespräche über die Koalition in der Bundesvertretung geben. Die konstituierende Sitzung der neuen ÖH-Bundesvertretung findet am 23. Juni statt. Dort wird auch der oder die neue Vorsitzende gewählt.
Uni Wien
Der VSStÖ bleibt stärkste Fraktion (36 Prozent), die GRAS verliert dafür deutlich und kommt auf 17,3 Prozent. Auch die FLÖ sowie die
KSV-Fraktionen legen zu
Uni Graz
Der VSStÖ wird stärkste Fraktion mit 27 Prozent und deutlichen Zugewinnen, alle anderen verzeichnen Stimmverluste
Uni Innsbruck
Die AG bleibt mit 39 Prozent zwar stark, die Junos verlieren aber, damit ist die Mehrheit der amtierenden Koalition dahin
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