Neue GPA-Chefin Teiber: Arbeitszeit-Entwurf "in den Reißwolf"

Neue GPA-Chefin Teiber: Arbeitszeit-Entwurf "in den Reißwolf"
Neue Vorsitzende sieht Ende der klassischen Sozialpartnerschaft nahen.

Die neue Vorsitzende der Privatangestellten-Gewerkschaft Barbara Teiber geht ihr Amt forsch an. Im Interview mit der APA fordert sie die Regierung auf, ihren Arbeitszeit-Entwurf in den Reißwolf zu schmeißen. Werde die Gewerkschaft weiter nicht einbezogen, sieht sie ein Ende der klassischen Sozialpartnerschaft. Dann werde sich auch die Art der Interessensvertretung verändern.

Regierung und Wirtschaft empfiehlt Teiber nachzudenken, was mit der derzeitigen Art von Politik aufs Spiel gesetzt werde. Denn wenn die Koalition weiterhin 1:1 das umsetze, was sich Industrie und Wirtschaftskammer wünschten, werde das klarerweise Auswirkungen auf den sozialen Frieden haben: "Das wird betrieblich zu spüren sein und wird bei den Kollektivvertragsverhandlungen zu spüren sein und irgendwer muss diese Konfliktkosten auch zahlen", warnt die GPA-Chefin die Unternehmerseite.

Viel mehr Beitritte als üblich

Derzeit erhalte man auch besonders viel Zulauf. Für die GPA berichtet Teiber, dass man aktuell online vier Mal so viele Beitritte zähle wie sonst üblich. Auch gebe es aktuell 500 Betriebsversammlungen und es würden stündlich mehr. Sie hoffe, dass die Regierung nun nachdenke und dann sehe, dass es doch gescheit wäre, mit der Gewerkschaft in den Dialog zu treten, was bisher überhaupt nicht geschehen sei.

Nichts drin, was Arbeitnehmern auch nur irgendetwas bringen könnte

von Barbara Teiber

über den Regierugsentwurf

Die Sorgen der Menschen wundern die GPA-Vorsitzende nicht. Denn im Regierungsentwurf sei "nichts drin, was Arbeitnehmern auch nur irgendetwas bringen könnte". Die behaupteten Verbesserungen seien ein "Riesen-Fake". Das gelte auch für die jüngsten Ankündigungen, die Freiwilligkeit zur Mehrarbeit ins Gesetz zu schreiben: "Wenn man als Beschäftigte ein, zwei, drei mal nein sagt, ist man den Job los. Da nützt es mir auch nix, wenn die Freiwilligkeit ins Gesetz kommt."

Der Regierung rät Teiber also: "Zurück an den Start, rein mit dem Gesetz in den Reißwolf." Geht es nach der GPA-Chefin, soll sogar eine Arbeitszeitverkürzung kommen. Erreichen will sie die über Kollektivverträge.

Enttäuscht vom neuen WKÖ-Chef Mahrer

Dort soll es ja sozialpartnerschaftlich weiter gehen, hofft die Gewerkschaft. In Wirtschaftskammer-Präsident Harald hat Teiber die Hoffnung schon verloren. Sie sei traurig, dass dieser nicht in seine neue Rolle hineingefunden habe: "Es wirkt noch immer so, als wäre er der 'best buddy' vom Herrn (Bundeskanzler Sebastian) Kurz", meint Teiber und fügt an: "Wenn sich der Trend fortsetzt, ist es das Ende der Sozialpartnerschaft wie wir sie bisher kannten." Angst macht ihr das nicht. Sie bevorzuge zwar den Dialog, gehe aber "sehr, sehr gerne auch in Konfrontationen".

Diese könnten angesichts der anstehenden ÖGB-Reform auch in den eigenen Reihen drohen. Hier hält sich die GPA-Vorsitzende entsprechend mit großen Ankündigungen zurück. Immerhin gesteht Teiber zu, dass man über alles nachdenken könne, etwa auch darüber, dass in manchen Betrieben gleich vier unterschiedliche Gewerkschaften zuständig sind. Schließlich würde sich heute die Arbeitswelt verändern und verschwämmen Branchen-Grenzen. Vorschläge will sie allerdings nur intern kundtun.

Ein Vorhaben der Regierung ist ein einheitlicher Arbeitnehmer-Begriff, der letztlich auch die Teilung in Arbeiter und Angestellte obsolet machen würde. Dem ist Teiber zwar nicht abgeneigt, mit der begleitenden Forderung, dann auch die zwei Betriebsräte zusammenzulegen, kann sie schon deutlich weniger anfangen. Sie vermutet eine "hidden agenda", dass man damit die Anzahl der Betriebsräte verringern und so die Belegschaftsvertretung schwächen wolle. Überhaupt werde es auch in Zukunft unterschiedliche Interessenslagen zwischen Arbeitern und Angestellten geben, sieht sie hier keinen akuten Änderungsbedarf.

Zufrieden ist Teiber damit, dass nicht nur sie zur Vorsitzenden der größten Gewerkschaft aufgestiegen ist, sondern die Arbeiterkammer mit Renate Anderl und die Gewerkschaftsjugend mit Susanne Hofer neue weibliche Chefs haben. "Ich glaube schon, dass schön langsam die Männerbastion bröckelt", und das sei auch ein Anlass stolz zu sein.

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