Die pinke Außenministerin: Wer ist Beate Meinl-Reisinger?

Dafür, dass sie vor knapp zwei Monaten als Erste vom Verhandlungstisch aufgestanden war, und die schwarz-rot-pinken Gespräche platzen ließ, wird Beate Meinl-Reisinger (46) nun mit dem Außenamt belohnt. In der ersten Dreierkoalition der Zweiten Republik will sie das tun, was sie als einzige Frau unter den Parteichefs seit Pamela Rendi-Wagners Rücktritt gewohnt ist: Ihrem Gegenüber "in den Hintern treten". Erstmals in bundesweiter Verantwortung, werden die Pinken auch die Stimme der unbeliebten Botschaft sein, kündigte Meinl-Reisinger an. Sie selbst übernahm die 2012 gegründete Partei nach dem Rückzug von Matthias Strolz 2018. Davor saß sie für die Neos im Nationalrat sowie im Wiener Landtag. Ihre erste politische Erfahrung sammelte sie bei der ÖVP, als Assistentin des EU-Abgeordneten Othmar Karas sowie als Kabinettsmitglied bei Familienstaatssekretärin Christine Marek.
Bei ihrem Antritt als Parteichefin wurde sie von Vertrauten als "fleißig bis arbeitswütig" bezeichnet - eine Zuschreibung, die sich seither nicht geändert hat. Sie hat sich einen Ruf als äußerst streitbare Spitzenpolitikerin erworben, die auch in Detailfragen sattelfest auftritt. Wenn Meinl-Reisinger die Argumente ihres Gegenübers blöd findet, verleiht sie diesem Gefühl Ausdruck, indem sie die Augen verdreht und dann scharfe Kritik übt.
Wie viele Neos wurde sie bei der ÖVP sozialisiert
Vor den Neos verbrachte Meinl-Reisinger viele Jahre bei der Volkspartei. Nach einem Trainee-Programm bei der Wirtschaftskammer werkte die Juristin ab 2005 im Büro des EU-Abgeordneten Othmar Karas, nach einem neuerlichen Engagement bei der Wirtschaftskammer dockte Meinl-Reisinger schließlich 2007 als Referentin bei der einstigen Staatssekretärin Christine Marek an. Der liberalen Schwarzen gegenüber war Meinl-Reisinger loyal, folgte ihr sogar ins Rathaus - und dennoch stammt der endgültige Bruch mit der Mutterpartei aus dieser Zeit. Zu sehr gingen ihr der "Law-and-Order-Wahlkampf" der Wiener ÖVP 2010 und die "Geilomobil"-Auftritte des damaligen JVP-Chefs Sebastian Kurz gegen den Strich, wird sie später erklären. Meinl-Reisinger, Befürworterin der Homo-Ehe, trat indes stets für eine schwarz-grüne Koalition ein, sie wollte eine "urbanere Wiener ÖVP".
2013 trat Meinl-Reisinger erstmals für die Nationalratswahl an
Weil daraus schließlich nichts wurde, dockte die Arzt-Tochter bei den Neos an - und anstatt wie eigentlich geplant nur eine Managementfunktion zu übernehmen, kandidierte die zweifache Mutter und Frau eines Richters bereits 2013 für den Nationalrat und schaffte auch gleich den Einzug. Vom Parlament wechselte sie schließlich in den Wiener Gemeinderat, bis sie wieder im Nationalrat für Furore sorgte. Nun ist Meinl-Reisinger Österreichs Gesicht nach außen.
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