Nehammers Israel-Besuch: "Das sind unbeschreibliche Momente"
Gemeinsam mit Tschechiens Premier Petr Fiala versicherte Kanzler Karl Nehammer Regierungschef Netanyahu Solidarität – und führte viele persönliche Gespräche.
Als Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Donnerstag auf dem Heldenplatz in Wien noch einmal den Terror der Hamas in Israel öffentlich verurteilte, stand er noch immer unter dem Eindruck des Vortags. Wobei es ihm bei seiner Rede ein besonders Anliegen schien, auf die persönlichen Schicksale aufmerksam zu machen, die ihm zugetragen worden sind.
Nehammer wörtlich: „Das ist das Verheerende am Terror, dass er die Menschen so sehr und so stark trifft, das war auch in den Begegnungen jetzt in Israel, wenn du mit Vätern und Müttern sprichst, die ihre Kinder verloren haben, die ermordet worden sind, gefoltert worden sind oder verschleppt wurden. Das sind unbeschreibliche Momente, wenn man das Leid hört, die Angst geschildert bekommt einer Frau, die sich acht Stunden versucht hat zu wehren gegen das Eindringen der Terroristen in den Schutzbunker. Mit aller Gewalt acht Stunden lang die Tür blockiert hat, acht Stunden lang Angst hatte, zu sterben.“
Diese Eindrücke hat Karl Nehammer beim Besuch in Israel abseits der offiziellen Termine erfahren. So gab es in der österreichischen Botschaft ein Gespräch mit Gilad Korngold, einem israelisch-österreichischen Doppelstaatsbürger, dessen Sohn Tal Shoham mitsamt seiner Familie in den Gazastreifen entführt worden ist. Und es gab einen Besuch im Ichilov-Spital in Tel Aviv, wo Angehörige von Todesopfern ihr Schicksal schilderten. Seinen Mitarbeitern hat er diese Begegnungen danach als „extrem bewegend“ beschrieben.
„Will Familie zurück“
Gilad Korngold gab sich nach dem Gespräch mit dem Kanzler gegenüber Medien zuversichtlich, dass sich der Kanzler für die Freilassung seiner Familie – ein Enkelkind ist erst dreieinhalb Jahre alt – einsetzen werde. „Ich will meine Familie zurück. Ich will mein Leben zurück. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich ohne meine Familie leben soll“, sagte Korngold zu den Journalisten. Sein Sohn sei kein Soldat. Die Hamas nannte er nicht beim Namen, er sprach nur von „verrückten, grausamen Menschen auf der anderen Seite“.
Nach Israel gereist war Kanzler Nehammer, um gemeinsam mit dem tschechischen Ministerpräsidenten Petr Fiala die Solidarität mit Israel zu unterstreichen. Offizielle Termine gab es für die beiden Regierungschefs an diesem Mittwoch mit Staatspräsident Isaac Herzog, Oppositionsführer Yair Lapid und Premierminister Benjamin Netanyahu.
Danach machte Nehammer vor der Rückreise dann noch einmal klar, dass er zu jenen europäischen Staatsmännern zählt, die Israel das Recht auf Selbstverteidigung zugestehen. Und er warnte vor der Hamas: „Wenn wir es nicht schaffen, die Hamas in Israel zu besiegen, wird sie nach Europa kommen.“ Er wird beim heutigen EU-Gipfel auch nicht zu jenen zählen, die eine Feuerpause fordern: „Eine Feuerpause nutzt jetzt in dieser Situation nur der Hamas, die wollen sich umgruppieren und neu formieren.“ Wichtig wäre aber, dass humanitäre Hilfe im Gazastreifen möglich wird.
Bei den Gesprächen in Tel Aviv sei auch das Schicksal der rund 30 Palästinenser mit österreichischem Pass, die sich im Gazastreifen aufhalten, Thema gewesen. Da setzt Nehammer auf Ägypten als Vermittler, um ihnen eine Ausreise zu ermöglichen.
Präsident Isaac Herzog nannte nach dem Treffen mit dem Kanzler Österreich einen „Freund Israels“.
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