Lehrermangel: Gewerkschaft rechnet mit weiterer Verschärfung
Der oberste Lehrergewerkschafter Paul Kimberger (FCG) rechnet mit einer weiteren Verschärfung des Lehrermangels. Beim Einsatz von Quereinsteigern, Studierenden und Pensionisten sei zwar jede einzelne Person eine Hilfe. Das demografische Problem - die Pensionswelle bei den Babyboomern - löse man damit aber nicht. "Wir rechnen damit, dass der Höhepunkt des Lehrermangels erst 2026 erreicht sein wird, wenn sich nicht irgendetwas Gravierendes ändert", so Kimberger zur APA.
Maßnahmen von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) wie die geplante Verkürzung bzw. Neuorganisation des Lehramtsstudiums oder die neuen Angebote für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger würden von der Gewerkschaft zwar begrüßt. Immerhin sei es eine langjährige Forderung der Lehrervertretung gewesen, die Ausbildung an die international übliche Struktur von drei Jahren Bachelor- und zwei Jahren Masterstudium anzupassen. Auf das Ausmaß des Lehrermangels werde all das aber keine Auswirkung haben. "Wir müssen insgesamt den Beruf attraktiver machen, damit sich wieder mehr junge Leute dafür entscheiden, Lehrer zu werden." Es brauche bessere Rahmenbedingungen.
Mehr Tempo gefragt
Dass die Länder über eine Kofinanzierung mehr Schulsozialarbeiter, -psychologen sowie Sekretariatskräfte für Pflichtschulen bereitstellen können, lobt Kimberger zwar ausdrücklich. Er freue sich über die Verankerung im Finanzausgleichsgesetz. "Aber es kommt viel zu langsam und viel zu wenig an. Einige Länder sind da mit einem viel zu geringen Tempo unterwegs und stehen teilweise noch auf der Bremse." Die Zielsetzung müsse sein, alle Schulen mit entsprechendem Unterstützungspersonal auszustatten - "und da sind wir noch ziemlich weit weg".
Die Debatte darüber, woher das Geld kommt, könne er nicht mehr hören, so Kimberger. "Den Kindern und Jugendlichen, die dringend mehr Support bräuchten, ist das ziemlich egal, ob das von Bundes-, Landes- oder Gemeindeebene finanziert wird." In Wirklichkeit sei es ein Armutszeugnis, dass Österreich im Vergleich zu anderen OECD-Ländern beim Unterstützungspersonal immer noch hinterherhinke.
Höhepunkt der Pensionierungswelle schon mehrfach erwartet
Das Thema Lehrermangel beschäftigt die österreichische Bildungspolitik schon seit gut 15 Jahren, der Höhepunkt der Pensionierungswelle wurde dabei schon mehrfach erwartet und dann wieder verschoben. Im Normalfall hat Lehrermangel in Österreich aber bisher nicht bedeutet, dass gehäuft Stunden ausfallen, sondern dass Lehrer mehr unterrichten bzw. nicht ausgebildetes Personal zum Einsatz kommt. Im aktuellen Schuljahr gab es aber etwa in Wien über Monate hinweg Probleme, für alle Volksschulklassen fixes klassenführendes Personal zu finden.
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