Kuschelkurs zwischen Hofer und Strache

Kuschelkurs zwischen Hofer und Strache
Der FPÖ-Parteichef und sein Vorgänger trafen sich bei einer Veranstaltung in Wien - und freuten sich sichtlich darüber.

"Man kann auf jeden verzichten", sagte der neu gewählte FPÖ-Parteichef Norbert Hofer im KURIER-Interview über seinen Vorgänger, den wegen des Ibiza-Skandals zurückgetretenen Heinz-Christian Strache.

Und: Für ihn sei nicht denkbar, dass Strache in die Politik zurückkommen könne, bevor nicht "alle rechtlichen Dinge geklärt“ sind, betonte Hofer bei mehreren Gelegenheiten; zuletzt im ORF-Sommergespräch.

Am Donnerstagabend stand jedoch statt harten Worten softes Kuscheln am Programm. Als sich die langjährigen freiheitlichen Weggefährten beim Oktoberfest der Partei in der Wiener Prateralm begegneten, ging Hofer auf Strache zu und nahm den früheren Vizekanzler in den Arm. Mitten im Saal, gut sichtbar für alle und als dankbares Motiv für die anwesenden Fotografen.

Taktik oder Liebe?

Ob es sich um eine echte Annäherung handelt oder vielmehr um ein taktisches Manöver, um den an der Basis nach wie vor extrem beliebten Strache als Zugpferd für die Nationalratswahl am kommenden Sonntag einzuspannen, lässt sich nicht so leicht beantworten.

Fakt ist aber, dass die FPÖ und Norbert Hofer im Kampf um die von ihnen gewünschte Neuauflage der Koalition mit der ÖVP jede Stimme brauchen. Und weil es der blauen Basis großteils egal zu sein scheint, dass Strache bereit war, Staatsaufträge gegen verdeckte Parteispenden zu vergeben, könnte Hofer auch auf die Zugkraft seines Vorgängers setzen.

Kuschelkurs zwischen Hofer und Strache

Diese Zugkraft hatte Strache zuletzt bei der Europawahl unter Beweis gestellt, als er, ohne einen richtigen Wahlkampf zu führen, fast 45.000 Vorzusstimmen und damit ein Mandat holte, das er dann freilich auf Druck der Partei hin nicht annahm.

Dank an Strache

Die herzliche Szene in der Prateralm war jedenfalls nicht der erste Schritt, den Hofer in letzter Zeit auf Strache zumachte. Erst am vergangenen Freitag, also unmittelbar vor dem Bundesparteitag in Graz, auf dem Hofer zu Straches Nachfolger als Bundesparteiobmann gekürt wurde, veröffentlichte Hofer ein emotionales Facebook-Posting. In diesem dankte er Strache für dessen Einsatz und Leistung für die Partei.

"Eine FPÖ ohne Heinz-Christian Strache war bis vor wenigen Monaten denkunmöglich – nun stehe ich kurz davor, die Partei zu übernehmen. Ich tue dies mit großem Respekt und Demut", schrieb Hofer unter anderem.

Vielleicht kann man doch nicht auf jeden verzichten. Zumindest nicht von heute auf morgen.

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