KURIER-OGM-Umfrage: Kurz führt, Kern und Strache gleichauf

Könnten Österreicher Kanzler direkt aussuchen, käme Kurz auf 37, Kern auf 32 %.
So würde Österreich derzeit wählen: FPÖ stabil, SPÖ büßte Stimmen ein, Neos profitieren von Griss, Pilz muss noch um Einzug zittern.

37: Es sind nicht die Grad Celsius, die Kanzler Christian Kern und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache – beide derzeit auf Urlaub in Ibiza – ins Schwitzen bringen sollten.

Es sind 37 Prozent, die ihr Konkurrent Sebastian Kurz laut OGM-Umfrage an Wählerstimmen bekommen würde, wenn sich die Österreicher den Kanzler direkt aussuchen könnten. Für den amtierenden Kern würden nur 32 Prozent votieren, für Strache nur 20 Prozent.

Auch bei der Sonntagsfrage, die das Meinungsforschungsinstitut im Auftrag des KURIER gestellt hat, liegt Kurz’ neue Volkspartei weit vorn. Sie hat im Vergleich zur Umfrage im Mai sogar ein Prozent zugelegt, während Kerns SPÖ zwei Prozent verlor und die FPÖ stagniert. Woran liegt’s? OGM-Chef Wolfgang Bachmayer ist zunächst beeindruckt, mit welcher Leichtigkeit Kurz die Österreicher an sich bindet. "Kern führt ja seit seiner Plan A-Rede im Jänner Wahlkampf, während Kurz eigentlich noch gar nicht wahlkämpft. Er zieht unaufgeregt sein Ding in der Flüchtlingsfrage durch, reagiert nicht auf Angriffe, kümmert sich wenig um tagespolitisches Geplänkel."

KURIER-OGM-Umfrage: Kurz führt, Kern und Strache gleichauf
Wolfgang Bachmayer, Gründer des OGM, über seinen Plan K und seine Einschätzung des Wahlkampfes zur Nationalratswahl 2017. Wien, 22.06.2017
Nicht einmal die Debatte um die angeblich frisierte Studie zu den Wiener Islam-Kindergärten scheint dem jungen Parteichef und Außenminister schaden zu können. Zwar halten 35 Prozent der Befragten die Vorwürfe für "schwerwiegend", die Mehrheit sieht darüber aber eher hinweg.

Grüner Pyrrhus-Sieg

Der SPÖ könnte hingegen der Vorwurf, dass in einigen Wiener Kindergärten schlecht bis gar kein Deutsch gesprochen wird, massiv schaden, glaubt der Meinungsforscher: Insgesamt finden 84 Prozent der Befragten die Kritik an der rot-geführten Stadt berechtigt. Im Detail betrachtet glauben das sogar fast drei von vier SPÖ-Wählern (74 Prozent). Bachmayer: "Die Stimmen der Wiener haben die SPÖ bei Nationalratswahlen immer zum Sieg getragen. Ob sich das diesmal ausgeht, darf infrage gestellt werden."

Die Neos haben mit fünf Prozent ihre Schäfchen im Trockenen. Der Neuzugang Irmgard Griss könnte den Roten und den Grünen gefährlich werden. Während im Schnitt 17 Prozent der Befragten meinen, die Pinken seien durch sie "eher wählbar" geworden, finden das mit 26 Prozent bzw. 22 Prozent überdurchschnittlich viele SPÖ- und Grün-Wähler. "Da könnte etwas hinübergleiten", erklärt Bachmayer.

Dass den Grünen mit Peter Pilz ein Spitzenmandatar abhanden gekommen ist, macht sie für 34 Prozent der Befragten unwählbar, für fast genauso viele ändert es nichts. Der Pilz-Effekt sei wohl erst abschätzbar, wenn seine Kandidatur konkretere Formen annimmt, meint der Meinungsforscher, der für seine Analyse die griechische Mythologie bemüht: "Die Wahl von Alexander Van der Bellen zum Bundespräsidenten ist ein Pyrrhus-Sieg: Er war zu teuer erkauft. Der Effekt ist verpufft, und geblieben sind den Grünen nur leere Kassen."

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grafik, Fotos: APA (4), Reuters, Novy Gilbert

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